Beim Schreinerhandwerk vereinen sich Beruf und Leidenschaft auf besondere Weise. Mit viel Geschick und Liebe zum Detail wird Holz in kunstvolle Möbel und individuelle Lösungen verwandelt. Mit Werkzeugen und maschineller Hilfe, aber dennoch in purer Handarbeit. Kein Werkstück aus einer Manufaktur ist wie das andere und herauskommen Unikate, die Wärme und Charakter ausstrahlen. Das gilt auch für die Meßstetter Schreinerei Roth, die bereits in vierter Generation ihre Kunden begeistert und zufriedenstellt. Nicht umsonst sind die Auftragsbücher voll, was jüngst Meßstettens Bürgermeister Frank Schroft im Rahmen seiner traditionellen Firmenbesuche gerne hörte.
Bis zum 100. Geburtstag fehlen zwar noch einige Jährchen, aber dass dieses große Jubiläum bei der Schreinerei Roth in der Ebinger Straße 117 im Jahre 2033 gefeiert wird, daran gibt es momentan keinerlei Zweifel. Das Geschäft läuft gut, man hat viele treue Kunden aus dem gesamten Zollernalbkreis, und ganz besonders wichtig: Schreinermeister Bernhard Roth hat bereits die Firmennachfolge geklärt. Wenn der heute 62-Jährige in ein paar Jahren kürzertreten möchte, dann übernimmt sein Sohn Benjamin den alteingesessenen Meßstetter Handwerksbetrieb und führt somit eine Familientradition fort. Im Jahre 1933 gegründet von Karl Roth, übergab dieser seine Schreinerei 1985 an seinen ältesten Sohn Erwin; seit 2006 hat dessen Sohn Bernhard Roth die Verantwortung.
Allzu viel hat sich in dieser langen Zeit gar nicht geändert. Holz bleibt Holz. Natürlich sind die heutigen Kundenwünsche anders, vielleicht auch ausgefallener, aber ein solider und bis auf den Millimeter passgenauer Einbauschrank ist heute noch genauso ein Meisterstück wie in den 1950er-Jahren. „Ja, diese Leute gibt es wirklich noch, die zu uns kommen und sich ein Möbel nach Maß für die Wohnung oder das Haus schreinern lassen“, erzählt Bernhard Roth. Gleiches gilt für individuelle Türen, Treppenstufen und Geländer, Sichtschutz-Paravents oder elegante Terrassenböden. Kein natürlicher Werkstoff ist so vielseitig und besticht obendrein mit seiner warmen Ausstrahlung wie Holz. Das schätzen die Kunden.
Intensiver Holzduft strömt in die Nase, wenn man die große Werkstatt in der Ebinger Straße betritt. „Hier kommt man sich gleich vor, als wäre man im Wald“, beschreibt der Schultes die Atmosphäre dieser hellen und angenehmen Arbeitsstätte, die sich Bernhard Roth mit seinem Sohn und Gesellen Benjamin sowie einer jungen Dame teilt. Daniela Virlan kommt ursprünglich aus Moldawien und liebt es, ebenso wie die beiden Männer, mit Holz zu arbeiten. In ihrer Berufsschulklasse in Balingen ist sie eines von sechs Mädchen, die sich im Schreinerhandwerk ausbilden lassen. Nicht schlecht, aber noch sind die Jungs deutlich in der Überzahl.
Selten in der Werkstatt, dafür regelmäßig am Schreibtisch zu finden, ist Sabine Roth, geborene Fischer. Die Ehefrau des Firmenchefs kümmert sich ums Büro, aber gerne bringt sie den beiden Mannen in ihren hellbraunen Arbeitsanzügen und der jungen Auszubildenden im zweiten Lehrjahr auch mal eine Tasse Kaffee vorbei. Familiär geht es halt zu bei der Schreinerei Roth in Meßstetten, wo die Kunden seit vielen Jahren auch den Christbaum fürs Fest kaufen können. Benjamin Roth hatte diese Idee für ein Nebengeschäft. Und dann gibt es hin und wieder ganz besondere Einsätze, wie Bernhard Roth verrät: „Wir öffnen auch zugefallene oder verschlossene Türen; für Not- und Gefahrenöffnungen, oftmals in Begleitung der Polizei, haben wir Spezialwerkzeuge.“
Die großen und besonderen Aufträge sind aber andere. Manche eher wie am Fließband, beispielsweise Wohnmodule für verschiedene Flüchtlingsunterkünfte von Meßstetten über Ebingen bis Balingen. Einzelne erfordern aber ganz besonderes handwerkliches Geschick und Kreativität. Bernhard Roth erinnert an eine extrem schwere Haustüre mit einer Rahmenstärke von sage und schreibe 35 Zentimetern. Diese war für ein Herrenhaus in Bosnien bestimmt. Persönlich war der Firmeninhaber mit dabei, als das Prunkstück vor Ort in die Angeln gehievt wurde. Und dann wäre da noch das rund 4 auf 2 Meter große Feldkreuz, das unlängst zwischen Heinstetten und Schwenningen aufgestellt wurde. An solchen außergewöhnlichen Werkstücken arbeitet das Schreiner-Trio schon mal mehrere Tage oder einen ganzen Monat.
(VB)