Anlässlich der neuen Ausstellung im Heimatmuseum zum 875-jährigen Jubiläum der Gemeinde Ketsch hat die Lokale Agenda 21 am 18.05. zu einem geführten Rundgang über den im Juni 2018 eröffneten Themenweg im Naturschutzgebiet Karl-Ludwig-See eingeladen.
Bei sonnigem Maiwetter begrüßte Agenda-Sprecher Gernot de Mür die Teilnehmer an der Grillhütte. Der Karl-Ludwig-See ist ein Teil-Naturschutzgebiet im Hockenheimer Rheinbogen und eines der wenigen Feuchtgebiete mit natürlichen Wasserspeichern und biologischen Regenerationsflächen in der nordbadischen Rheinebene. Mit weiteren Natur- und Landschaftsschutzgebieten gehört der Karl-Ludwig-See seit 2001 zum Natura2000-Gebiet zwischen Mannheim und Philippsburg.
An 3 Stationen sind auf insgesamt 6 Tafeln interessante Informationen über die Geschichte zur Entstehung und des Niederganges des Gewässers und über die weitere Entwicklung des Gebietes bis zum heutigen Landschaftsbild mit einer vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt zu erfahren. Gernot de Mür und Wolfgang Rohr konnten den interessierten Teilnehmern umfangreiche Einblicke in die Entwicklung des Sees sowie Einzelheiten zu Hintergründen der geschichtlichen Ereignisse aufzeigen. Bereits im 12. und 13. Jahrhundert hatten die Mönche des Zisterzienser-Ordens vom Kloster Schönau und Kloster Maulbronn in der Nähe des Rheines Fischteiche angelegt. Einige davon sollen sich bei der Ketschau und der Seewaldsiedlung befunden haben. Dort verlief später der westliche Rand des Sees. Kurfürst Karl-Ludwig ließ aus den Fischteichen einen künstlichen See anlegen, der durch den Kraichbach und den Seebach gespeist wurde. Nach Zerstörungen im 30-jährigen Krieg wurde der See wieder instand gesetzt. Im Seehaus, vermutlich ein zweigeschossiges Wohnhaus, verbrachte der Kurfürst mit seinem Hofstaat die Sommermonate. Die größte Ausdehnung des Sees betrug 174 ha. Nach dem Tod des Kurfürsten (1680) verlandete der See und eine Moorlandschaft kam zum Vorschein.
Im 18. Jahrhundert beginnt in den Wiesen eine Wasserwirtschaft. Die Wiesen wurden zur Schafzucht verwendet. So entwickelte sich die heutige Landschaftsform. Später nutzten die Bauern aus den umliegenden Gemeinden das Heu der Wiesen für ihre Tierhaltung. Die noch vorhandenen Gräben, die in früheren Jahren zur Entwässerung der moorigen Landschaft und heute zusätzlich zur Bewässerung der Wiesen beitragen, bieten Lebensraum für eine artenreiche Flora und Fauna. Dort leben Frösche, Molche, Kröten, Libellen. Außerdem Blindschleichen, Vögel und Eidechsen, die Jagd auf die Insekten und Amphibien machen. Der Bewuchs mit Hecken, Weißdorn, Schlehe und Feldulme bietet Deckung für Rebhühner, Fasane, Igel und Marder.
Im Jahr 1990 wurde der Karl-Ludwig-See als Naturschutzgebiet ausgewiesen und umfasst heute eine Fläche von 91 ha. Auf den ausgewiesenen Fahrradwegen lässt sich der See am besten erkunden.