
„Polytechnische Schule (1825-1885), Technische Hochschule (1885-1967), Fridericiana (offizieller Beiname ab 1902), Universität Karlsruhe (TH) (1967-2009)“ – und dann? Seit 2009 heißt die Einrichtung, die all diese Namen trug, „Karlsruher Institut für Technologie (KIT)“.
Das Besondere: Das KIT ist nicht nur der direkte Nachfolger der Vorgänger-Institutionn, das KIT ist im Grunde etwas ganz Neues. Es ist 2009 entstanden aus der Fusion der Universität Karlsruhe und des Forschungszentrums Karlsruhe, das in seiner Geschichte seit 1956 auch mehrere Namen hatte.
Der Zusammenschluss sei der „Knaller“ gewesen, so schreibt Felix Mescoli in seinem Buch „Karlsruher Institut für Technologie (KIT). 1825 bis 2025 – Die ersten 200 Jahre.“. Das habe schließlich 2006 zur Auszeichnung als Exzellenz-Universität geführt. Doch das war, das macht der Autor klar, nur ein weiterer Höhepunkt im Verlauf der Erfolgsgeschichte der ehemaligen Polytechnischen Schule. Denn immer wieder lehrten hochkompetente Menschen, zeitgeschichtlich bedingt meist Männer, dort, erfanden große und wichtige Geräte und Maschinen, entdeckten grundlegende Zusammenhänge.
Sechs Nobelpreise gab es im Umfeld. Sie gingen 1909 an Ferdinand Braun für die Erfindung der Elektronenstrahlröhre, 1918 an Fritz Haber für die Entwicklung der Ammoniaksynthese, an Leopold Ruzicka 1939, Georg von Hevesy 1943, Hermann Staudinger 1953 und Jean-Marie Lehn 1987 im Fach Chemie.
Die Preisträger tauchen im Buch dann auf, wenn Felix Mescoli den entsprechenden Zeitraum beschreibt. In 16 Kapiteln hat er die ersten 200 Jahre der akademischen Einrichtung gegliedert. Vom der „Bildung für den ‚lieben Bürgerstand‘“ über „Erziehung zur Industrie“, „Revolution in Baden“, „Kampf der Ingenieure um akademische Gleichberechtigung“, „Das deutsche Kaiserreich“, „Weimarer Republik und Frauenstudium“, „Das ‚Dritte Reich‘ – Mit den Nationalsozialisten auf Irrwegen“, „Mit Volldampf ins Atomzeitalter, „Die wilden 1970er“, „Abkehr von der Kerntechnik“, „Erfindung der Informatik“, „Bildungsexpansion und Massenuniversität“, Wettbewerb um Exzellenz und Gründung des KIT“ bis zu „Die Vision eines internationalen Ortes der Zukunft“ spannt er den Bogen. Anmerkungen, Register, Quellenangaben und viele, viele zeitgenössische Fotos und Bilder runden das Werk ab. Sie zeigen Menschen, Maschinen, Gebäude oder Ereignisse aus dem universitären Umfeld.
„Das Buch ist…kein geschichtswissenschaftliches Werk, …es ist eine Erzählung über die bleibende Sehnsucht von Forschenden des KIT und dem ihm vorausgegangenen Institutionen, immer wieder die Grenzen des für den Menschen Fassbaren und Machbaren zu verschieben“, schreibt Felix Mescoli in seiner Einleitung. Genau so liest es sich auch. Neben all den Erfindungen, Wissenschaflter*innen und den historischen Situationen, in die sie Felix Mescoli geschickt einordnet, ist das Buch eine Erzählung. Es macht Spaß, sie zu lesen, sie ist lehrreich und informativ. Das Buch „Karlsruher Institut für Technologie (KIT)“ macht wie nebenher klar, dass Naturwissenschaft und Technik dann doch den wahren Gegenpol zu allen Fake News bieten. (rist)
Info
Felix Mescoli: Karlsruher Institut für Technologie (KIT) - 200 Jahre Wissenschaft. verlag regionalkultur, 2025, 230 Seiten, 2 x 17 x 24 cm, ISBN-10: 395505523X, ISBN-13: 978-3955055233, 19,95 Euro


