Die letzte Entscheidung fällt in Durlach. Das zumindest denkt die Karlsruher Hauptkommissarin Saskia Bennett, als sie mit ihrem Team in der Badener Straße eintrifft und sich Zugang zu einer Wohnung verschafft. Ob es dann wirklich so kommt oder der Täter doch raffinierter war, als wir alle vermutet haben, wird hier natürlich nicht verraten.
Obwohl „raffiniert“ ist vielleicht nicht das richtige Wort für den Serienmörder, den Autorin Petra Ramona Baier aus Karlsruhe in ihrem Roman „November Saiten – Todesklang einer Geige“ geschaffen hat. Skrupellos passt besser.
Der Täter ist, das erschließt sich sehr schnell, psychisch krank. Das hindert ihn nicht daran, sich immer wieder dem Zugriff zu entziehen und seine Taten gut zu konstruieren und, mehr oder weniger, spurenlos auszuführen. Ob das letzte Opfer, Hanna, auch zu Tode kommen wird, erfahren wir erst im Laufe des Romans. Wir wissen allerdings bald, dass sie gefangen gehalten wird und alles daran setzt, aus ihrem Gefängnis zu entkommen.
Wie aber kommt es dazu, dass der Mörder immer im November, und zwar genau am 18., seine Opfer sucht und entführt? Dass sie immer rothaarig sind? Dass er ihnen ein Pferdehaar unter der Zunge drapiert und ihnen den Mund zunäht? Dass er sie „Mutter“ nennt? Und welche Rolle spielt Mozarts „Eine kleine Nachtmusik“? Das will Saskia Bennett zusammen mit ihrem Kollegen Hauptkommissar Jakob Brava herausfinden. Dabei helfen letztendlich auch Tagebuch-Aufzeichnungen, die den Kriminalpolizist*innen im Laufe der Geschichte in die Hände gelangen.
Saskia Bennett ist noch ganz neu bei der Karlsruher Kriminalpolizei. Sie hat zuvor in Stuttgart gearbeitet und hat die Stadt nach einer gescheiterten Beziehung zu ihrer langjährigen Lebensgefährtin verlassen. An der Karlsruher Dienststelle wird sie gut aufgenommen und schnell in eine gute Zusammenarbeit integriert. Sie bringt einen neuen Ansatz in einen alten Fall, verweist auf ein Detail, das die Karlsruher Kolleg*innen damals übersehen hatten.
Der innere Druck ist besonders groß, da sich bald zeigt, dass der Mörder auch Amelie Fink, die Ehefrau des Kriminaltechnikers, und damit auch den Kollegen Tom auf dem Gewissen hat. Amelie war ebenfalls am 18. November 2017 entführt worden. Ihre Leiche fand man allerdings erst im März 2018, im Oberwald.
Mehrere mögliche Täter geraten ins Visier der Ermittler*innen. Ein Vergewaltiger etwa oder ein Bankräuber könnten die Taten ausgeführt haben. Können sie ausgeschlossen werden? Bleiben sie verdächtig?
Das alles trägt zu der Spannung bei, die uns durch das Buch trägt, um endlich zu erfahren, wie es mit den Figuren weitergeht. Petra Ramona Baier schreibt in einer sehr einfachen, leicht verständlichen Sprache. Vieles beschreibt sie sehr ausführlich, wiederholt es teilweise, sodass wir beim Lesen immer wissen, wo wir gerade sind. Das wird auch unterstützt durch die vielen kurzen Kapitel, in die der Roman unterteilt ist: „Die Suche nach Hanna“, „Was vor zwei Jahren geschah“, „Die Beweislage“, „Im Labor“ - und, ganz zum Schluss „Ein halbes Jahr später“. Das, was darin steht, verraten wir hier natürlich erst recht nicht. (rist)
Petra Ramona Baier: November Saiten – Todesklang einer Geige, Lauinger Verlag Karlsruhe, Taschenbuch, 229 Seiten, ISBN: 978-3-7650-2165-7, 16 Euro