Literatur

Aufgelesen. Ronald Reng: „Er kenne Herrn Benz nicht,sagt Herr Daimler“

Zwei mit einer scheinbar aussichtslosen Idee Vor rund 150 Jahren wurde das Automobil erfunden. Doch von wem? Dieser Frage nähert sich Ronald Reng in...
Ronald Reng beschäftigt sich in seinem Buch „Er kenne Herrn Benz nicht, sagt Herr Daimler“ mit den beiden Auto-Erfindern.
Ronald Reng beschäftigt sich in seinem Buch „Er kenne Herrn Benz nicht, sagt Herr Daimler“ mit den beiden Auto-Erfindern.Foto: rist

Zwei mit einer scheinbar aussichtslosen Idee

Vor rund 150 Jahren wurde das Automobil erfunden. Doch von wem? Dieser Frage nähert sich Ronald Reng in seinem Roman „Er kenne Herrn Benz nicht, sagt Herr Daimler“.

In 30 Kapiteln beschäftigt er sich damit, wie die beiden Ingenieure, Daimler in Cannstatt und Benz in Mannheim, versuchten, ihre Idee vom „pferdelosen Wagen“ umzusetzen, das Modell zu verbessern und das Fahrzeug schließlich zur Marktreife zu bringen.

Weniger die Autos…

„Mich interessierten weniger die Autos, sondern die Menschen Carl Benz und Gottlieb Daimler“, sagt Ronald Reng. „Welche Leidenschaft trieb sie an? Wie lebten ihre Frauen und Kinder an der Seite zweier Erfinder, die sich mit Haut und Haaren einer scheinbar aussichtlosen Idee verschrieben hatten?“

Tatsächlich lernen wir im Buch auch die Familien der beiden Erfinder kennen. Ehefrau Emma Daimler erscheint eher zurückhaltend und angepasst, sie stirbt früh. Ihre Nachfolgerin Lina ist energischer und fordernder. Berta Benz unterstützt ihren Mann „moralisch und finanziell“, das sei, so Ronald Reng, in der damaligen Zeit außerordentlich gewesen sein, das „wäre es heute noch“. Als Leser*innen haben wir Anteil an der ersten Fahrt mit dem pferdelosen Wagen, die Berta zusammen mit ihren Söhnen und ohne Wissen ihres Ehemanns unternahm.

…als die Erfinder

Die Geschichte entspreche in groben Zügen den tatsächlichen Lebensläufen von Carl Benz und Gottlieb Daimler, sagt Ronald Reng. Auch 90 Prozent aller auftretenden Figuren seien reale Personen. Ebenso habe er sich an die reale zeitliche Chronologie der Ereignisse gehalten und etliche Sprüche der beiden Helden seien Original-Zitate. „Die Idee war, ein als Roman getarntes Sachbuch zu schreiben, also die reale Geschichte der Automobil-Erfindung mit den literarischen Stilmitteln des Romans zu erzählen“, sagt er.

So widmet er sich in den Kapiteln mit den ungeraden Nummern Carl Benz, in denen mit den geraden Nummern bis Kapitel 28 Gottlieb Daimler. Beiden Ingenieuren begegnet Ronald Reng mit großer Sympathie für ihre Schwächen. Vieles erzählt er mit einem Hauch von ironischem Unterton. Das, die flüssige Sprache und die Nähe zur tatsächlichen Geschichte machen das Buch zu einem spannenden Leseerlebnis.

Schmerzhaftes Finale

In Kapitel 30 schließlich kommt es, nachdem wir die Gegenspieler durch viele Jahre begleitet haben, zum unblutigen und doch schmerzhaften Finale: Die Benz & Cie Gasmotorenfabrik und die Daimler-Motoren-Gesellschaft fusionieren zu Daimler-Benz. Auch das Tragische daran erfahren wir: Sowohl Benz als auch Daimler waren zu jenem Zeitpunkt aus den Firmen, die ihre Namen trugen, ausgeschieden.

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So blickt Ronald Reng auf seine Protagonist*innen:

„Carl Benz und seiner Frau Bertha fühlte ich mich emotional näher als der Familie Daimler. Carl schien durchaus offen für Späße und Flunkern gewesen zu sein. Auch wenn er ein rechter Sturkopf gewesen sein muss, wenn es um sein Auto ging. Aber auch da erkenne ich mich wieder: Ich kann mich auch in die kleinsten Details meiner Bücher verbeißen. Wie ihn Bertha moralisch und finanziell unterstützte, muss in der damaligen Zeit außerordentlich gewesen sein; wäre es heute noch.

Daimler nahm alles und sich selbst sehr ernst. Das hat beim Blick aus einer Entfernung von 150 Jahren durchaus auch seine komischen Seiten. Ich mag ihn auch sehr, glaube aber, dass es unerträglich gewesen sein muss, mit ihm zusammenzuarbeiten. Er wusste alles – und das meiste besser.“

Info

Ronald Reng: „Er kenne Herrn Benz nicht,sagt Herr Daimler“. Piper Verlag, 2025, Roman, 272 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, 12,8cm x 21cm, EAN 978-3-492-07357-8, 22 Euro

Erscheinung
exklusiv online
von Redaktion NUSSBAUMRedaktion NUSSBAUM
06.12.2025
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