„Du bekommst sogar noch eine zweite Torte!“, könnte eine nette Geste sein. Könnte … Wenn es da nicht um ein Geschenk zum „Happy Bearsday“ ginge und der Geschenk-GeBär nicht hinzufügen würde: „Auf eine haben nämlich nicht alle Kerzen gepasst.“
„Bearsday“ ist ein Wortspiel. Es wird so ähnlich ausgesprochen wie das englische Wort birthday. Gehört könnte es also mit „Alles Gute zum Geburtstag“ übersetzt werden, geschrieben mit „Alles Gute zum Bärentag“.
Das ist eines der Cartoons, die wir in „Wildwechseljahre“ finden. Der Karlsruher Zeichner Steffen Butz weist uns hier liebevoll und sehr direkt auf menschliche Unzulänglichkeiten im Allgemeinen und die Veränderungen im Leben im Besonderen hin. Wild wechseln die Jahre? Jahre des Wildwechsels? Wilde Wechseljahre? Oder, es geht ja um Bären, die Wechseljahre beim Wild, also den wilden Tieren? Irgendwie passt alles ein bisschen. Steffen Butz macht uns deutlich: Alt werden ist mit Verlusten und Einschränkungen verbunden. Vielleicht machen es uns die Bären leichter, über den Unbill des Lebens, also eine üble Behandlung; Unrecht; Anmerkung der Redaktion, zu lächeln und uns ertappt zu fühlen. Sie sind ihm hier an unserer Stelle ausgesetzt.
In vielen Cartoons auf den 80 Seiten geht es um Beziehungen. Bärenpaare, Bärenfreund/-innen oder Bäreneltern und Bärenkinder erleben Situationen, die viele von uns gut kennen. Weitere Beispiele? - Gerne.
Mama Bär steht am Herd und kocht. Teenager-Tochter Bär latscht in die Küche. Mutter: „Wie war’s in der Schule?“ Tochter: „Hör endlich auf, dich in mein Leben einzumischen!“ Oder: Bären-Vater und Bären-Sohn sind im Badezimmer. Der Sohn pflegt seine Haut. Vater: „Na, Junior, was machen deine Pickel?“ Sohn: „Na, Alter, was machen deine Erektionsstörungen?“
Oder: Zwei Bärenfreunde stehen vor der Höhle des einen. „Ich hab jetzt eine Höhle in der Toskana“, sagt der andere. „Meine Höhle endet in der Toskana“, deutet der eine locker nach hinten zum Eingang. Oder: Ein Bären-Paar stößt zu Silvester an. Sie: „Und womit willst du dein Leben bessern im Neuen Jahr?“ Er: „Kennst du nicht.“ Oder: Ein Bären-Paar steht an einem Fluss. Sechs weitere Bären stehen auf Felsen verteilt am Ufer. Sie alle winken der Bärin. Sie winkt zurück. Ihr Partner fragt: „Wie viele Männer hattest du eigentlich vor mir?“
Oder: Herr Bär liegt stockblau auf dem Boden der etwas heruntergekommenen Höhle, umgeben von Farbeimer und Werkzeug. Frau Bär stemmt die Arme in die Seite: „Du wolltest doch die Höhle renovieren?!!“ Herr Bär: „Schon. Aber dann dachte ich, Schöntrinken ist günstiger.“
Die Bären-Cartoons von Steffen Butz sind so erfolgreich, dass sie im Stern und in anderen Zeitschriften erschienen sind. Die eine oder der andere Leser/-in kennen die Bilder vielleicht. Die Bären selbst sind kleinköpfige, dick- und schlappbäuchige, oft etwas naiv, tranfunzelig und doch keck wirkende, fellige Wesen. Sie leben in durchaus menschlichem Wohnumfeld, übertragen in Höhlen-Situationen. Die Cartoons sind bunt, mit klarem Strich gemalt, freundlich, einladend und vertraut. Das macht Steffen Butz‘ „Wildwechseljahre“ zu einem freundlichen Bilderbuch mit hübschen Ideen. Zumindest die lesende Berichterstatterin blättert es gerne durch, schaut hier und da sowie entdeckt sich in so Einigem. (rist)
Steffen Butz: Wildwechseljahre, Lappan, Gebundene Ausgabe, 80 Seiten, 20 x 1,4 x 23,2 cm, ISBN-10: 3830363575, ISBN-13: 978-3830363576, 12 Euro