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Aufmüpfige Jugendliche am Neuen Markt – Problemfall oder Spiegel unserer Gesellschaft? Aufsuchende Jugendarbeit als Lösung mit Perspektive

Jugendliche, die auffallen, Grenzen austesten oder auch mal übertreten – für viele ein Ärgernis. Für uns ist es vor allem ein Alarmsignal. Denn wenn...

Jugendliche, die auffallen, Grenzen austesten oder auch mal übertreten – für viele ein Ärgernis. Für uns ist es vor allem ein Alarmsignal. Denn wenn junge Menschen durch auffälliges oder aggressives Verhalten in Erscheinung treten, dann stimmt etwas Grundsätzliches nicht. Die einfache Antwort „die Eltern müssen mehr tun“ greift viel zu kurz. Das ist keine reine Frage von Erziehung. Das ist ein gesellschaftliches Problem.

Unsere Kids sind ein Spiegelbild der Welt, in der sie aufwachsen. Unsere drei Stadträt*innen gehören der Generation der Babyboomer an. Wir sind mit Werten groß geworden: Anstand, Höflichkeit, Respekt, Hilfsbereitschaft – das war selbstverständlich. Unsere Eltern haben es vorgelebt, wir haben es übernommen. Aber wie sieht das heute aus?

Junge Menschen von heute wachsen komplett anders auf. Egoismus, Misstrauen und Radikalisierung, besonders von rechts, sind Alltag geworden. Politiker*innen verlieren an Glaubwürdigkeit, sozialeGruppen werden gegeneinander ausgespielt. Währenddessen ertrinken Menschen auf der Flucht im Mittelmeer, gleichzeitig werden die finanziellen Mittel für Seenotrettung gestrichen. In Europa herrscht wieder Krieg. Und in anderen Teilen der Welt sterben Kinder. Jeden Tag. An Hunger, aber inzwischen auch durch sinnlose Gewalt und einer gehörigen Portion Ignoranz und mit Beteiligung deutscher Waffen. Unsere Kids registrieren sehr wohl, dass palästinensische Kinder nicht den gleichen Stellenwert haben wie andere. Genauso wie sie erkennen, dass pauschale Verurteilungen geflüchteter Menschen inzwischen nicht nur durch rechtsextreme Gruppen passieren, sondern alltäglich und in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind. All dies steht im Widerspruch zu unseren demokratischen und humanitären Überzeugungen.

Unsere Kinder wachsen mit all dem auf. Sie erleben diese Welt – oft ungefiltert, oft ohne Halt. Und als wäre das nicht genug, haben sie auch noch eine weltweite Pandemie durchlebt: Isolation, Angst, Verunsicherung. Das hinterlässt Spuren. Deshalb ist es unser gesellschaftlicher Auftrag, diese jungen Menschen nicht aufzugeben. Wir müssen hinsehen, nicht wegschauen. Wir brauchen Angebote, die auch die erreichen, die durch das Raster fallen – jenseits von Elternhaus, Schule oder Jugendhaus.

Die vom Stadtjugendring vorgeschlagene aufsuchende Jugendarbeit ist genau der richtige Schritt. Sie setzt dort an, wo Hilfe gebraucht wird. Diese Form der Unterstützung schafft Vertrauen, Beziehung und Perspektiven. Doch das Projekt ist vorerst nur für ein Jahr finanziert – und hier liegt der kritische Punkt: Danach muss die Stadt übernehmen. Es darf nicht sein, dass wir etwas starten, das wirkt – und es dann wieder einstampfen. Das wäre ein schwerer Fehler. Wir sagen ausdrücklich: Die Stadtverwaltung hat mit diesem Kurs den richtigen Weg eingeschlagen. Und der Stadtjugendring ist genau die richtige Institution, um diese Herausforderung mit Kompetenz und Herzblut anzugehen. Unser Vertrauen hat er. Unsere volle Unterstützung auch. Jetzt ist die Politik gefragt: Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass dieses Projekt nicht nur startet – sondern bleibt.


Erscheinung
Amtsblatt – Große Kreisstadt Leinfelden-Echterdingen
Ausgabe 29/2025
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