„Klugscheißer, der: jemand, der etwas in Wahrheit nicht weiß und kennt, obwohl er immer so getan hat“, diese wenig schmeichelhafte Beschreibung, zitiert nach der Süddeutschen Zeitung, steht auf der Rollenkarte „Durlacher Pädagoge“. „Bei Partizipationsprozessen mischen sich immer auch Menschen ein, die gar nicht betroffen sind und trotzdem mitreden“, erklärt Christian Vogel, Co-Autor des Planspiels, in dem der Durlacher Pädagoge vorkommt. „Es ist auch zu beobachten, dass sich oft gebildete Menschen einmischen.“
Christian Vogel ist einer der Studierenden, die im Studiengang „Verkehrsmanagementsystem“ an der Hochschule Karlsruhe die Pflichtvorlesung „Radverkehrsplanung“ hören. Zur Vorlesung gab es die Aufgabe, Gesellschaftsspiele zur Verkehrsplanung zu entwickeln. Zwei dieser Spiele präsentieren die Studierenden bei einem „Offenen Dialog über Mobilitätsfragen“ am Gutenbergplatz.
Die wissenschaftliche Mitarbeiterin Anja Zeller, die die Spielentwicklung begleitet, erklärt: „Es geht darum, die Inhalte der Vorlesung zu behalten“, sagt sie. „Wir haben das Angebot gemacht, spielerisch damit umzugehen.“ Es gebe immer nur einen begrenzten, öffentlichen Raum, und der werde verteilt, so Anja Zeller weiter. Wichtig sei dabei auch, die Elemente einer Bürgerbeteiligung zu berücksichtigen. Zwar wird letztendlich politisch entschieden. Es sei jedoch wichtig, Akzeptanz für diese Entscheidungen zu bekommen. „Veränderungen sind immer schwierig und die Menschen müssen sich erst daran gewöhnen“, so Anja Zeller.
Die Arbeitsgruppe um Christian Vogel hat ein Planspiel entwickelt. Grundlage sind vier Verkehrssituationen in der Sophienstraße, zu deren Umbau vier mögliche Entwürfe im Spiel sind. Die Spieler*innen sollen nun diskutieren, welcher Entwurf theoretisch umgesetzt werden sollte. Dazu nehmen sie eine bestimmte Rolle ein: der starke Radfahrer, der Fußgänger, der Autofahrer - oder eben der Durlacher Pädagoge.
Am zweiten Spiel, einem taktischen Zugspiel, haben Kai Herzig und die Durlacherin Saskia Blumör mitgewirkt. Auf einer immer anders ausgelegten Fläche aus 6 x 6-Plättchen mit zweimal 18 Orten, etwa Zoo, Kirche, Bücherei, Biergarten und Markt, sind vier Verkehrsteilnehmer*innen unterwegs. Karten geben die Zielorte vor, die Fortbewegungsart die Länge der zurückgelegten Strecken: Zu Fuß geht’s eine Plättchen-Kante vorwärts, mit dem Fahrrad zwei, mit dem Auto drei. Im Öffentlichen Verkehrsmittel können Strecken von Haltestelle zu Haltestelle zurückgelegt werden. Allerdings: Fußgänger*innen kommen direkt und kostenlos an, während Autofahrer*innen einen Parkplatz suchen müssen und hohe Kosten haben. „Dazu gibt es Ereigniskarten, die Straßensperren oder Einbahnstraßen ins Spiel bringen“, erläutert Kai Herzig. Saskia Blumör betont, dass sich im Spiel herausstellt, dass Autofahren nicht das Effizienteste sei. „Es sollen die Vor- und Nachteile der einzelnen Verkehrsmittel dargestellt werden“, erklärt sie das pädagogische Spielziel. In Durlach hat sie ihre eigenen Erfahrungen gemacht. „Hier kommt man ohne Fahrzeug sehr gut voran“, so Saskia Blumör. (rist)