Dies und das

Aus der Ortsgeschichte

Die Gedeonsfeste Das Heim des männlichen Jugendvereins In der Remszeitung vom 4. Oktober 1928 findet sich ein großer, mehr als eine...
Die Gedeonsfeste, Remszeitung, 1928
Die Gedeonsfeste, Remszeitung, 1928

Die Gedeonsfeste

Das Heim des männlichen Jugendvereins

In der Remszeitung vom 4. Oktober 1928 findet sich ein großer, mehr als eine Zeitungsseite langer Artikel mit der Überschrift „Einer neuen Jugend Wollen“ mit einem Bild von der Gedeonsfeste. Ich vermute, dass ihn der damalige Wäschenbeurener Pfarrer Franz Weiß selber geschrieben hat. Unter dem Bild steht:

„Gedeons-Feste“ Heim des männl. Jugendvereins Wäschenbeuren (34 Mitglieder) am 8. Juli ds. Js. eingeweiht. Holzhaus 7:4 Meter, überaus reizend am Ende des Spiel- und Sportplatzes (nahe beim Ort) gelegen – mit Freilichtbühne. Prächtiger Blick auf das in Obstbäume gebettete Wäschenbeuren, auf den Staufen, Stuifen und Rechberg. Dient allen Zusammenkünften der Gedeonsschar am Sonntagnachmittag und den Gruppenabenden.

Pfarrer Weiß war von 1926 bis 1932 Pfarrer in Wäschenbeuren. Er brachte in Wäschenbeuren die katholische Jugendarbeit zur Blüte (auch die Mädchen hatten mit dem „Bergland“ ein eigenes Heim) und zeichnete sich unter der Naziherrschaft als Widerstandskämpfer aus, der 1939 als Stadtpfarrer von Ulm-Söflingen des Landes verwiesen wurde. Der Name Gedeonsfeste war Programm. Im Alten Testament, im Buch der Richter, wird die Geschichte von Gideon erzählt, der mit nur 300 Israeliten und Gottes Hilfe das große Heer der Midianiter schlägt. Pfarrer Weiß schreibt: „Mit den 300 aber, die Mut und Opfergeist aufbringen, mit der Minderheit, die weiß, was sie will, erringt Gedeon den Sieg über die Midianiter. Kath. Jugend spürt in sich wieder Gedeonsgeist. Den Mut zur Minderheit! Den Mut, gegen den Strom zu schwimmen! Den Mut, anders zu sein als die andern! Den Mut, Opfer zu bringen! Kath. Jugend beginnt aufzuwachen und den Schlaf aus den Augen zu reiben!“

Das Heim stand auf dem Platz beim Aussiedlerhof Kleesattel, der heute Pfarrwiese genannt wird. Nach nur fünf Jahren kam im Dritten Reich das Aus für die katholische Jugendarbeit. Ursprünglich gehörte die Wiese dem Landwirt Schonter vom Oberdorf. Das Grundstück ging in der Zeit der Nazi-Herrschaft an die katholische Kirchengemeinde.

Mir ist nicht bekannt, was mit der Gedeonsfeste geschah. Wurde sie anderweitig genutzt oder wurde sie bald abgerissen?

P:S. Den Zeitungsartikel erhielt ich von Frau Philomina Knödler, die ihn wiederum von Frau Anna Schoch erhalten hat, die in der Zeit von Pfarrer Weiß Vorsteherin der weiblichen katholischen Jugend gewesen war.

Peter Schührer

Erscheinung
Mitteilungsblatt der Gemeinde Wäschenbeuren
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Ausgabe 42/2025
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