Feste & Märkte

Ausführlicher Bericht vom Festwochenende „950 Jahre Deckenpfronn & 150 Jahre Feuerwehr Deckenpfronn“

Sonntag: ein grandioser historischer Umzug, der in schöner Erinnerung bleiben wird Dem aufmerksamen Bürger ist schon in den Tagen und Wochen davor...
Foto Umzug

Sonntag: ein grandioser historischer Umzug, der in schöner Erinnerung bleiben wird

Dem aufmerksamen Bürger ist schon in den Tagen und Wochen davor sicher aufgefallen, dass in Deckenpfronn etwas „passiert“, denn mehr und mehr Häuser rund um die Umzugsstrecke und an der Hauptstraße waren auf einmal festlich geschmückt. Alle verfügbaren Fahnenmasten wurden aufgestellt und mit Fahnen behängt, quer über die Hauptstraße waren überall Wimpel in den Deckenpfronner Farben grün/gelb gezogen. Frühmorgens am Sonntag ging es dann los, in der Grundschule waren all die historischen Kleidungsstücke und Kostüme angeliefert worden, ab 8.00 Uhr wurden die Darsteller eingekleidet und geschminkt. Entlang der Umzugsstrecke wurden die Bewirtungsstände in den Betrieb genommen, die Straßen abgesperrt, der Terrorschutz aufgestellt, Toilettenwagen ebenso angeschlossen wie die beiden Sprecherwägen.

Der bange Blick nach „oben“ war da noch normal, aber das Wetter hielt, es war sogar optimal, nicht so heiß wie in den Vorwochen, aber angenehm sommerlich. Und so strömten die Besucher bereits ab 11.00 Uhr in großer Anzahl. Entlang der Umzugsstrecke waren immer mehr und mehr Besucher zu sehen, auf der Hauptstraße und am Marktplatz wurde es richtig voll. Viele Gäste nutzten noch die Gelegenheit, sich bei einem der zahlreichen Deckenpfronner Gastronomen zu verköstigen, gab es doch ein abwechslungsreiches Angebot überall entlang der Umzugsstrecke: von Schnitzelweckle über Burger, Crêpes, Currywurst, Pizza oder Flammkuchen war für jeden etwas dabei. Gleichzeitig war aber die Aufstellung des Umzuges in der Calwer Straße, im Schafweg und in der Schwarzwaldstraße im vollen Gange: Menschen, Tiere, Wagen, Traktoren und sonstige Fahrzeuge und Gerätschaften formierten sich nach einem genau definierten Plan zum großen Umzug. Auch an den zahlreichen Kontrollstellen lief alles reibungslos und so konnten am Ende 3607 zahlende Gäste registriert werden, da Kinder und Jugendliche freien Eintritt hatten, waren sicherlich weit über 4500 Zuschauer anwesend. Der volle Marktplatz und die ebenfalls volle Hauptstraße zeugten von diesem großen Andrang.

Um Punkt 13.30 Uhr war es dann so weit, mit einem Salutschuss setzte sich der Festzug langsam in Bewegung. Allen voran die Kinder der Deckenpfronner Kindergärten, die in großer Anzahl vorweg marschieren und dabei allerlei alte Berufe darstellen. Danach folgt das Emblem des Jubiläums von Deckenpfronn und Feuerwehr und erinnert daran, dass wir natürlich nicht nur 950 Jahre Deckenpfronn, sondern auch 150 Jahre Feuerwehr Deckenpfronn feiern. Es folgt der Musikverein Deckenpfronn, der mit allerlei bekannten Musikstücken die Zuschauerinnen und Zuschauer entlang der Umzugsstrecken unterhält. Und zeigt, dass er auch beim „Kontermarsch“ nicht aus dem Takt kommt. Gleich darauf folgen die Fahnenschwinger, welche die Orts-, Landes- und Bundesfahnen schwingen, bevor dann auch schon die Kelten „auftauchen“. Historisch nachgewiesen durch das Keltengrab am Egelsee, welches leider in den Kriegsjahren für eine Landebahn eingeebnet wurde, siedelten vor ca. 2500 Jahren schon die Kelten am Egelsee. Dies sind die ersten nachgewiesenen Spuren der Menschheit in Deckenpfronn. Danach kamen die Römer, welche zur Zeitenwende ebenfalls Ihre Spuren in Deckenpfronn hinterlassen haben. Aber gleich darauf ab dem Jahr 260 machten sich die Alemannen bei uns sesshaft, dargestellt von einem schönen alemannischen Planwagen, der von zwei jungen Galloway-Rindern gezogen wurde.

In der Zeitgeschichte geht es dann rasch weiter, denn der nächste Wagen stellt nun auch schon die Schenkung dar, in der der Calwer Graf Adalbert II. im Jahr 1075 viele seiner Güter im oberen Gäu an das Kloster Hirsau verschenkt. Da war auch „Deggenphrum“ dabei und somit markiert diese erste urkundliche Erwähnung unsere Gründung und ist deshalb die Basis dieses Jubiläums. Dargestellt wird dies durch eine Nachbildung des Klosters Hirsau, gezogen von zwei prächtigen Pferden.

Nun wird es festlich, denn es folgen die Herren von Deckenpfronn, die für lange Zeit – bis in das 14. Jahrhundert hinein – Deckenpfronn regierten. Heinrich von Deckenpfronn kehrt somit zurück, zusammen mit seiner Gattin und mehreren Edelpaaren, allesamt in toller historischer Kleidung. Die Ära dieses Adelsgeschlechts endete aber im 14. Jahrhundert im Stift Sindelfingen, unter der Nikolauskirche in einer nicht zerstörten Gruft werden noch Gebeine dieses Adels vermutet. Die bekannte und ausgezeichnete Stadtkapelle Herrenberg folgt anschließend und unterhält die Gäste aus nah und fern mit zackigen Musikstücken und zeigt uns ebenfalls, dass sie den Kontermarsch auch perfekt beherrschen.

Es folgen nun die ersten Schultheißen von Deckenpfronn, Hans Heim und sein Sohn, welche im Jahr 1450 auf den Plan treten. Das Kloster Hirsau hat im Bauernkrieg bitter gelitten und verkauft 1526 und 1529 den Fronhof an die Schultheißen von Deckenpfronn, und so wird der heutige Freihof daraus. Einher geht damit auch, dass Deckenpfronn zu dieser Zeit den „Glauben“ wechselt und evangelisch wird. Die Nikolauskirche, zusammen mit dem Schlössle, dem Sitz der damaligen Schultheißen, und der burgähnlichen Ummauerung mit zwei Toren, bildet den nach außen hin gut sichtbaren Mittelpunkt von Deckenpfronn. All dies wird aufs Schönste mit einem tollen Modell dargestellt. Aber auch die Schultheißen oder die Pfarrer werden historisch genau und detailreich dargestellt von Deckenpfronnern, die so verkleidet wahrlich nicht mehr zu erkennen sind.

Zu dieser Zeit entstand dann auch der Bildungshunger und im Jahr 1542 folgte die Gründung der Volksschule in Deckenpfronn. Dargestellt durch unsere Deckenpfronner Grundschulkinder, welche ebenfalls in großer Zahl in allerschönster historischer Kleidung zu sehen sind.

Aber zwei Jahrhunderte von Aufstieg hatten dann zwischen 1618 und 1648 ein jähes Ende gefunden: Der 30-Jährige Krieg erreichte auch Deckenpfronn – ebenso wie die Pest, welche mehrere hundert Einwohner niederraffte. Eine stattliche Kanone, gezogen von mehreren Soldaten, sowie weitere bewaffnete Soldaten stellten diesen Zeitabschnitt dar. Gleichauf gefolgt von „Pestreiter“ hoch zu Roß, der den schwarzen Tod im Jahr 1934 aufs Eindringlichste darstellte.

Mit der nun folgenden Jagdhornbläsergruppe Nagoldtal hält jetzt aber symbolisch der fröhliche und festliche Geist wieder Einzug in unser Dorf. Die Jagdhornbläsergruppe hatte viele Jahre ihren Sitz an einer Hütte am Waldesrand beim Egelsee und unterhält die Gäste mit festlichem Ton.

Die Zehntscheuer bzw. die Zehntabgabe wurde im nächsten Punkt thematisiert. Der zehnte Teil der Ernte musste abgeliefert werden (also quasi 10 % Einkommenssteuer, über einen so geringen Steuersatz würden wir uns heute sicherlich sehr freuen). Da die Deckenpfronner Böden gute Erträge lieferten, musste die alte Zehntscheuer, die damals hinter der heutigen Pizzeria stand, aufgegeben werden und im Jahr 1807 eine neue, größere gebaut werden – am heute angestammten Platz. Bis 1850 war diese als Ort der Zehntabgabe in Funktion, dann lange in privater Nutzung, bis sie im Jahr 1987 von der Gemeinde zu neuem Leben in aktuell bekannter Funktion erweckt wurde.


Zeitgeschichtlich folgt nun die Gründung des Liederkranzes Deckenpfronn, des bei weitem ältesten Vereins in unserem Ort – im Jahr 1844 wurde er von Provisor Schöllhammer als Männergesangsverein gegründet. Über 175 Jahre als reiner Männergesangsverein sind seit wenigen Jahren auch gesangsfreudige Frauen zugelassen – dass dies wohl notwendig war, zeigt die große Anzahl Frauen, die bestens gelaunt bei diesem Programmpunkt mitlaufen und vor allen Dingen mitsingen.

Kurz darauf, im Jahr 1852, wanderten 69 Deckenpfronnerinnen und Deckenpfronner nach Übersee aus. Die Zeiten waren damals schlecht, denn die große Calwer Zeughandelscompagnie, welche vielen Familien auch bei uns Arbeit und Auskommen gab, ging in Konkurs. So dass sich 12 Familien zum Auswandern entscheiden. Die Gemeinde übernahm neben den Kosten der Überfahrt auch allfällige Schulden der Auswanderer. Auch diese Auswanderer wurden in historischen Kostümen und einem schönen Kuhwagen mit zwei echten Kühen detailgetreu und historisch belegt dargestellt.

Anschließend war die Deckenpfronner Landwirtschaft ausführlich zu sehen und es wird klar, was uns schon seit Jahrhunderten auszeichnet: unsere hervorragende Landwirtschaft. Unterwegs waren dabei allerlei historische Gerätschaften und alten Maschinen: Heuwagen, Garbenwagen, Bindemäher, eine alte „Grombierasetzmaschine“ und vieles mehr war zu sehen. War damals doch die Deckenpfronner Kartoffel in Stuttgart ein bekanntes und begehrtes Qualitätsprodukt. Ebenso zu sehen war etwa ein Mostwagen, aus dem leckerer Most aus heimischen Streuobstwiesen an die Zuschauer ausgeschenkt wurde – ein gerne angenommenes Angebot. Den Abschluss bildete ein Wagen mit Schafen, denn auch das gehört zu Deckenpfronn und somit stellt dieser gesamte Teil des Umzugs einen sehr wichtigen Lebensbereich Deckenpfronns dar – unsere bäuerliche Vergangenheit, welche aber auch noch heute ein sehr sichtbarer und wichtiger Teil unserer Lebensgrundlage ist.

Mit dem Musikverein Stammheim folgt ein weiterer musikalischer Beitrag im Umzug, denn auch unsere Freunde aus dem Nachbarort ließen es sich nicht nehmen, die Zuschauer des Umzugs auf das Beste mit toller Marschmusik zu unterhalten. Und was darf bei einem historischen Umzug natürlich nicht fehlen: der Deckenpfronner Haberbrei. Unsere Nachbarn haben uns diesen Spitznamen verpasst, und wir sind sogar stolz darauf. In früheren Zeiten, in der Früh, zogen die Bauern auf die Felder und damit der Haberbrei flüssig auf den Teller kam, haben Sie die Sütterkrüge hin- und hergeschwenkt. Und so entstand der Spitzname Haberbreiwedler. Auch dieses Gericht konnten die Zuschauer an der Strecke probieren und mussten feststellen, dass der Haberbrei ja gar nicht so schlecht schmeckt. Zweifelslos noch besser schmeckt aber der Deckenpfronner Zwiebelsteckling. Denn die Deckenpfronner Variante wird ohne Blech direkt auf dem Steinboden des Backofens gebacken und erhält so seinen unverwechselbaren Geschmack. Im Umzug war sogar ein kleines Backhaus unterwegs, aus dem die Gäste ebenfalls eine Kostprobe erhalten konnten.


Und wenn wir schon beim Essen sind, darf auch die leckere „Metzelsupp“ nicht fehlen, die von einem Deckenpfronner Metzger im Festumzug dargestellt wurde. Der Hausmetzger war bis vor zwei, drei Jahrzehnten noch gang und gäbe und immer ein großes Ereignis – dieser Programmpunkt lässt sicher noch viele Einwohner gerne daran zurückblicken.

Dass die Ordnung jederzeit aufrechterhalten musste, stellte anschließend der Büttel, der Feldschütz und der Nachtwächter dar. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass der letzte Feldschütz seinen Dienst im Ort versehen hatte. Auch sorgte der Hinweis auf das „Bierbrauen und Bachscheißen“ unter den Umzugsgästen immer wieder für großes Gelächter.

So sind wir alsbald auch schon im Jahr 1875, dem Gründungsjahr unserer Feuerwehr Deckenpfronn. Dass unsere heutige moderne und leistungsfähige Feuerwehr mit starker Einsatzabteilung, der Alterswehr und der Jugendabteilung auch mal klein angefangen hat, wird an zahlreichen alten und historischen Geräten deutlich, die von befreundeten Feuerwehren aus- und dargestellt werden. Es folgt etwa der Spielmannszug Ehningen, neben dem Schalmeienzug Leonberg der einzig musiktreibende Zug der Feuerwehren im Kreis Böblingen. Danach eine große Abordnung der Feuerwehr aus unserer Partnergemeinde Weißenberg, bevor verschiedene historische Feuerwehrfahrzeuge der Feuerwehr Deckenpfronn gezeigt werden, wie etwa das erste Tanklöschfahrzeug in Deckenpfronn oder eine alte Anhängeleiter. Zudem wurde noch ein Modell des ersten Feuerwehrhauses hinter dem Rathaus an der Calwer Straße gezeigt – dem Sitz der Feuerwehr bis zum Umzug im Jahr 2xxxx an den neuen Platz im Gewerbegebiet. Weiterhin waren viele schöne historische und aktuelle Uniformen zu sehen, dargestellt von Mitgliedern der Jugendfeuerwehr Deckenpfronn.

Weiter geht es mit der Gründung des Posaunenchors im Jahr 1921, deren Mitglieder nun seit über 100 Jahren als treue Gefährten der Kirche, an Gräbern und Konzerten, unterwegs sind und uns auch beim Umzug bestens unterhalten haben.

Kinderbetreuung gab es auch schon früher, wenngleich in wohl etwas geringerem Umfang als heute: im Jahr 1924 wurde der erste Kindergarten eröffnet, damals aber nur während der Erntezeit. Erst 1928 erfolgte die dauerhafte Eröffnung des erstens Kindergartens. Man beachte: auch damals schon mit rund 60 Kindern. Hier im Umzug auf das allerschönste dargestellt von der Kindergärtnerin samt zugehörigen Kindern in historischer Kleidung.


Ebenfalls vor rund 100 Jahren wurde die erste Omnibusverbindung gegründet: Jakob Däuble und Fritz Süßer taten sich zusammen und kauften einen Bus, der zwischen Calw und Herrenberg, später auch nach Tübingen, pendelte und damit einen wichtigen Grundstein für die Mobilität der Einwohner legte. Dargestellt in einem schön geschmückten historischen Däuble-Omnibus, in dem unsere Gäste der Partnergemeinde Weißenberg, unter anderem Bürgermeister Jürgen Arlt sowie Alt-Bürgermeister Staude, freudig mitfahren und mitwinken.

Dass die aufkommende individuelle Mobilität immer wichtiger wurde, ist eindeutig und wird durch die zahlreichen privaten historischen Fahrzeuge, über Fahrräder, Mofas, Motorräder und mehrere alte Oldtimer aller Altersklassen eindrücklich dargestellt. Und freudig winken dabei unser ehemaliger Bürgermeister Daniel Gött und der frisch gekürte neue Bürgermeister Dennis Mewes aus den Fahrzeugen in die Zuschauermenge.

Als letzter musikalischer Höhepunkt kommt nun der Musikverein Unterjettingen und bildet nochmals einen musikalischen Höhepunkt bei diesem Umzug. Danach aber gleich wieder zurück zu Deckenpfronn, denn im Jahr 1931 wurde ein großes Schwimmbad eingeweiht, nahe der heutigen Bundesstraße beim Sägewerk. Damals eine wirkliche Besonderheit, gab es im Kreis Böblingen nämlich zur damaligen Zeit nur noch in Renningen ebenfalls ein Freibad. Bis zum Kriegsende war diese ein beliebter Treffpunkt und viele Deckenpfronnerinnen und Deckenpfronner haben dort das Schwimmen gelernt. Das kleine Schwimmbad auf dem Wagen erinnert nochmals an diese großartige Leistung – in der heutigen Zeit für unsere Gemeinde wohl gar nicht mehr dar- und vorstellbar.

Ebenfalls eine Deckenpfronner Besonderheit sind die viele Gastwirtschaften, die es in früheren Jahren, bis weit in unsere Zeit hinein, gab. Seit dem 16. Jahrhundert hat man 14 Stück gezählt, wie etwa Ochsen, Rappen, Spalter, Rössle, Hirsch, Lamm, Germania und viele mehr. Im letzten Jahrhundert spielte der Hirsch eine wichtige Rolle im Ort, war er doch weit über Deckenpfronn hinaus ein bekannter Veranstaltungsort. Mit dem Brand 2013 fand aber auch dieses Kapitel ein trauriges Ende und von der großen Anzahl an Gastwirtschaften sind leider nicht mehr viele übrig. Dargestellt wird dieser Programmpunkt durch ein großes Modell des Hirsches, wie er teilweise einmal aussah.

Es folgt nun im Umzug der Sportverein, der im Olympischen Jahr 1936 gegründet wurde, heute der größte Verein in Deckenpfronn. Früher auf einem besseren „Fußballacker“ und einer Waldhütte beheimatet, an der Stelle, wo heute die Segelflieger sind, zog er 1965 an den heute bekannten Platz um.
Nun folgt ebenfalls ein wichtiger Verein für Deckenpfronn, welcher ebenfalls im Jahr 1936 gegründet wurde: der Handharmonikaclub Deckenpfronn. Ebenfalls ein bedeutender und beliebter Verein, der mit seinen tollen Konzerten und der Sichelhenke einen wichtigen Beitrag leistet.

Nun folgt aber zweifelsohne das traurigste Kapitel in der neueren Zeitgeschichte Deckenpfronns: Das ist die fast völlige Zerstörung unseres Ortes am frühen Morgen des 21. April 1945, wenige Tage vor Kriegsende. Alliierte Bomber warfen zahlreiche Phosphorbomben über den Kirchturm ab, 172 Häuser brennen, 10 Menschen sterben in einem Keller. Nur das hier beim Umzug als Modell dargestellte Pfarrhaus, an der Stelle der heutigen Volksbank, blieb unversehrt. Dies auch nur, weil die Pfarrersfrau und viele junge Mädchen so gut es ging, löschten. Viele Menschen werden so in den letzten Kriegstagen zu allem anderen Leid hin auch noch obdachlos.

Doch der Mut zum Weitermachen und zum Aufbau ist stärker. Schnell wird der Wiederaufbau vom Landratsamt Calw geplant und ab 1948 in rascher Folge bis 1957 vollendet. Bei diesem Wiederaufbau bekam auch unser Ort das heutige „Gesicht“ mit der breiten, alleeartigen Hauptstraße und den an die damaligen Ortsränder ausgelagerten landwirtschaftlichen Betrieben. Dieser rasche und vollständige Wiederaufbau war nur möglich dank vieler und leistungsfähiger Handwerker im Ort, deren Handwerk im Umzug ebenfalls zahlreich und auf das Schönste dargestellt wird. Egal, ob es die unzähligen Zimmersleute sind, die Maurer, die Gipser, der Säger, der Flaschner oder der Schmid – alle sind bei Umzug dabei und erfreuen das Auge der Gäste. Gerade auch die Zimmermänner- und frauen mit ihren Showeinlagen sorgen für gern gesehene Stopps des Umzugstrosses. Sogar ein echtes Sägewerk war dabei, samt zugehöriger Baumstämme, einfach unglaublich schön.

Nun folgt der letzte musikalische Höhepunkt des Umzuges, diesmal die Bardarutscher der Narrenzunft Deckenpfronn, welche den musikalischen Abschluss beim Umzug bilden.

Als weiterer Höhepunkt im Umzug folgt eine Abordnung der zahlreichen Deckenpfronner Vereine: alle Vereine, welche noch nicht bei einem Programmpunkt dabei waren, sind an diese Stelle vertreten: die Landfrauen, der Schwarzwaldverein, der Netzwerkverein, die Pfadfinder, das DRK, die Narrenzunft, der Tennisverein, der Bauwagen und mittendrin dazu noch die Tanzgarde Weißenberg von unserer Partnergemeinde.

Der vorletzte Programmpunkt zeigt die Hochzeitstradition des sog. „Tännle stellen“. Dies ist der traditionelle Brauch, dass die Schulkameraden bei Hochzeiten vor der Nikolauskirche als Symbol der Zusammengehörigkeit Tännle stellen und Rosen daran binden.

Als letzter historischer Akt in der Geschichte von Deckenpfronn folgt das Tennental. Im Jahr 1989 waren zwei Aussiedlerhöfe bereit, ihre Hofstellen mit den Wiesen und Äckern für den Aufbau einer therapeutischen Einrichtung für Menschen mit Behinderungen einzubringen. Aus kleinen Anfängen ist heute die Dorfgemeinschaft Tennental mit über 120 betreuungsbedürftigen Menschen und gleich viel Betreuungskräften ein Ort, der ein willkommener Teil unserer Gemeinde geworden ist und der in vielen Bereichen mit dem Hauptort sehr verbunden ist. Dargestellt wird dies etwa durch die Fahrradkutsche, die das Essen in die Deckenpfronner Kindergärten und Schule liefert oder die angebauten Bio-Lebensmittel ausliefert.

Den Schluss bildet ein Oldtimer mit dem Schild „Eine gute Zukunft für Deckenpfronn“ – das ist unser aller Auftrag. Es folgt nun der „Besenwagen“, unsere Polizei als letztes Kontrollfahrzeug als Abschluss und beendet somit diesen Festumzug. Ganz zum Schluss gab es ein paar wenige, seltene Regentropfen, aber der große angekündigte Regen blieb aus. Auch dafür wollen wir dankbar sein, dass dieses Ereignis, dieser tolle Festumzug so möglich war und von Anfang bis Ende ein Fest für Augen und Ohr war. Ebenso dafür, dass es keine Zwischenfälle oder sonstige Unfälle gab und Polizei und DRK wenig bis nix zu tun hatten.

Dieser Umzug war wirklich ein ganz großes Stück gelebtes „Deckenpfronn“ mit allen seiner Bürgerinnen und Bürger, Vereinen und Organisationen und vielen engagierten Menschen. Die ersten und zahlreichen Reaktionen nach dem Festzug waren überaus positiv bis überschwänglich. Einfach ein wirklich grandioses Spektakel und Schauspiel, das hier den Zuschauern, aber auch den Mitwirkenden, geboten wurde. „Hut ab“ vor diesem tollen historischen Umzug und mit allem, was dahintersteckte – einfach unglaublich und beeindruckend.

Und ein großes Dankeschön an alle Beteiligten, ganz vorne dran an Conny Müller, Tina Wacker und Chiara Müller vom Orga-Team, die den Umzug maßgeblich mit geplant und organisiert hatten. Aber selbstverständlich auch allen anderen Mitwirkenden, egal ob zu Fuß, in oder auf einem Wagen oder gar zu Pferd, im Hintergrund etwa als Wagenbauer, bei der Einkleidung oder beim Schminken, als Streckenposten, bei der Fahrzeugabnahme, an den zahlreichen Verkaufsständen, in den Sprecherwägen und allen unzähligen weiteren Helferinnen und Helfern, die zum Gelingen dieses tollen historischen Festumzugs beigetragen haben – ein ganz herzliches Dankeschön im Namen der Gemeinde für diese großartige Leistung.

Ein letztes Mal wollen die Bilder diesen außergewöhnlichen Umzug aufleben lassen und an das großartige Gemeinschaftsgefühl dieser Leistung erinnern. Alle, die dabei waren, egal ob als Mitwirkende oder Gäste, bleibt dieser Festumzug sicher in schöner und bleibender Erinnerung!
Für alle anderen heißt es: warten, bis der professionelle Film fertig geschnitten und verfügbar ist.

Erscheinung
Deckenpfronner Wochenblatt
NUSSBAUM+
Ausgabe 35/2025
von Gemeinde Deckenpfronn
27.08.2025
Dieser Inhalt wurde von Nussbaum Medien weder erfasst noch geprüft. Bei Beschwerden oder Anmerkungen wenden Sie sich bitte an den zuvor genannten Erfasser.
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