Dies und das

Außergewöhnliche Klänge im Rokokotheater:

Saxofone, Cello und Klavier mit Klängen zwischen Klassik und Jazz Die Residenzkünstlerin der Festspiele, Cellistin Raphaela Gromes, die mit ihrem Duo-Partner...
Eine ungewöhnliche Besetzung: das Signum Saxophon Quartett mit Raphaela Gromes und Julian Riehm (beide in der Mitte)
Eine ungewöhnliche Besetzung: das Signum Saxophon Quartett mit Raphaela Gromes und Julian Riehm (beide in der Mitte)Foto: aw

Saxofone, Cello und Klavier mit Klängen zwischen Klassik und Jazz

Die Residenzkünstlerin der Festspiele, Cellistin Raphaela Gromes, die mit ihrem Duo-Partner Julian Riehm am Klavier auch zu den Schwetzinger SWR Festspielen in mehreren Konzerten auftritt, hatte am Samstagabend im Rokokotheater besonderes vor - und das mit Verstärkung.

Beide Musiker haben in München studiert, wo sie leben und arbeiten. Das Signum Quartett, das bereits vor 10 Jahren in Schwetzingen seinen unvergesslichen Auftritt hatte, gründete sich 2006 nach dem gemeinsamen Studium im Konservatorium in Slowenien, ihre gemeinsamen Heimat, und spielt seitdem in unterschiedlicher Besetzung: Blaz Kemperle ist die Konstante am Sopransaxofon, Alan Luzar kam 2010 am Tenorsaxofon hinzu, Jacopo Taddei, Altsaxofon und David Brand am Baritonsaxofon ergänzen die heutige Besetzung. Ihr Repertoire umfasst nie gesehene oder gehörte Kombinationen und Klänge: Symphonischer Geist, gepaart mit unbändiger Experimentierfreudigkeit.

Jazz mit Bernstein

An diesem Abend war ihr Ausflug in den Jazz mit Leonard Bernsteins Medley aus der „West Side Story“ ihr Parade-Stück, in dem jeder der einzelnen Musiker in den Vordergrund trat. Rhythmisch begann der „Prologe“, ein lyrisches „Maria“ ließ innerlich mitsummen, das Sopransolo übernahm die Melodieführung, Tenor- und Baritonsax lieferten die rhythmische Untermalung. „Tonight“ und „America“ mit rhythmischem Klatschen und Schnipsen steigerte sich a tempi und gab eine Ahnung davon, zu welch originellen Auftritten die Formation fähig ist.

Auch Raphaela Gromes und Julian Riehm bekamen Gelegenheit ihren Original-Sound vorzustellen - mit Nadia Boulangers „Trois pieces“. Die Unterschiedlichkeit der drei Stücke in ihren Stimmungen und Spieleinsätzen war spannend zu verfolgen. Leise und melodisch der Beginn mit „Modére“, sinnierend und klagend im „“Sans vitese et á l´aise“ und aufwühlend fordernd im dritten Satz. Technische Vielfältigkeit hin zur Perfektion ließ das Publikum zum begeisterten Applaus hinreißen. Nadia Boulanger sagte seinerzeit zu George Gershwin, der sich bei ihr als Schüler bewarb: „Ihnen kann ich nichts mehr beibringen“. So war die „Rhapsody in Blue“ als nächstes Musikstück in diesem originellen Programm der logische Schritt.

Fusion

Und nun konnte das Publikum die Fusion dieser ungewöhnlichen Instrumentierung erleben: vier Saxophone, ein Cello und ein Klavier. Wobei alle Arrangements des Abends vom Pianisten Julian Riehm geschrieben wurden. Seine Bearbeitung war im Thema erkennbar Gershwin, im Verlauf aber jazzig, groovig, rhythmisch und variantenreich ausgeschmückt. Mit Drive, mit Swing, mit Herz entstand ein neues Klangerlebnis! Ebenso bemerkenswert war die Bearbeitung von Claude Debussys „Prelude pour piano“. Im Original alleine für Klavier geschrieben, hat Julian Riehm es zum instrumentalen Werk in der Besetzung des Abends erweitert. Sein weiterhin virtuoses Klavierspiel verstärkt durch Cello und Bläser, die wie Streicher klingen. Die eindrucksvolle, gleichmäßige Melodieführung lebt von den leisen Momenten der Komposition.

Bayrisch-vielfältig

Was sich an diesem Abend von Anatoli Ljadows „Baba Yaga“, einer sinfonischen Dichtung nach einem russischen Volksmärchen, bis hin zum Schlussstück von Friedrich Guldas Konzert für Violoncello und Blasorchester op. 129 entwickelt hat, ist etwas Einzigartiges. Und so fegte Julian Riehms Arrangement des österreichischen Komponisten durchs Rokokotheater. Das Cello hierbei elektronisch zu verstärken war sicher eine richtige Entscheidung, um sich gegen die vier Saxofone behaupten zu können. Und so gaben Raphaela Gromes und das Signum Saxophon Quartett alles, um dieses volkstümlich anmutende Stimmungswerk mit Virtuosität, technischer Vielfalt und trotz aller Arbeit auch den Spaß und die Freude an diesem „musikalischen Kracher“ zu vermitteln. Da fühlte man sich fast in bayrischen Gefilden mitten auf dem Oktoberfest bei einer „Schuhplattler-Gaudi“. Dem überraschten Publikum gefiel es und es forderte Zugabe. Gerne waren die Musiker dazu bereit. (aw)

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