Der Grötzinger Malerkolonie auf der Spur sein und kaum gezeigte Werke eines deren Gründungsmitglieder entdecken – das können Kunstinteressierte aktuell im Gebäude der Heimatfreunde Grötzingen e. V. Der Künstler Franz Hein Senior war eines der Mitglieder der Grötzinger Malerkolonie. 1891 zog Franz Hein zusammen mit seiner Familie nach Grötzingen in das Schloss Augustenburg zu Otto Fikentscher (1862 - 1945), dem Gründungsmitglied der Grötzinger Malerkolonie (1891 - 1904).
„Fikentscher hatte das Schloss gekauft“, berichtete die Kuratorin der Ausstellung "Franz Hein - privat - Zeichnungen, Grafiken und Gemälde", Eva Müller-Quade, am Sonntag der Vorwoche. 27 Bilder, unter anderem auch ein Selbstbildnis von Franz Hein, mit ausführlichen biografischen Notizen, die Müller-Quade zusammengestellt hat, Aquarelle über Grötzingen, Karlsruhe, die Familie und damals Zeitgenössisches wie Blumenbilder, sind zu sehen. Hinter einer Vitrine liegt Franz Heins Autobiographie „Wille und Weg. Der Maler des deutschen Waldes und des deutschen Märchens. Lebenserinnerungen mit über 100 Abbildungen seiner Werke“. Abgebildet ist ein Ritter mit einer Nixe bzw. schönen Frau. "Es gibt viele Jugendstil-Bilder von ihm. Er selbst hat sich als 'Märchenmaler' bezeichnet, viele Ritter und andere Märchenfiguren gemalt. Die genannte Autobiographie ist auch Hauptquelle für die ausführlichen Infos auf den Kärtchen, die neben den Bildern hängen", sagte die Kuratorin.
„Franz Heins Vater wollte nicht, dass dieser Maler wird, weil die Ausbildung teuer war und schon damals als brotlose Kunst galt. Er sollte eigentlich Kaufmann werden, hat aber dann erst Theatermaler gelernt und Kulissen gemalt. Er hatte gehofft, ein Stipendium für das Kunststudium zu bekommen, was dann auch geklappt hat, mit einem Betrag, den er sich einteilen musste und hat sich dann zeitweise mit anderen ein Zimmer geteilt“, schilderte Müller-Quade die Ausgangssituation des Malers. Außerdem habe Hein zum Beispiel Messbudenbilder oder schnelle Porträts auf Jahrmärkten und in Gasthäusern die Wände bemalt. „Lithografien haben ihn gereizt. Er hat dann gemerkt, dass sich mehr Leute diese Steindrucke leisten können als die Ölbilder. Ab 1896 hat er in Obersteinbach Kurse für Frauen, den „Malweibern“, gegeben. Sie durften nicht an die Akademie gehen. Ihnen hat Franz Hein die Landschaftsmalerei beigebracht. Die Felsen, die Wälder und die schönen Orte dort, fand er ganz toll“, so die Kuratorin. Des Weiteren war Franz Hein unter anderem 1891 Lehrer an der Kunstgewerbeschule in Karlsruhe sowie Gründungsmitglied und Präsident des Karlsruher Künstlerbundes (1896 sowie 1899 - 1902). Hier setzte er sich für die Verbreitung der „Karlsruher Künstler-Steindrucke“ ein. 1901 begann seine Zusammenarbeit mit den Verlagen B. G. Teubner und R. Voigtländer in Leipzig zur Verbreitung der „Künstler-Steindrucke“. 1905 wurde Hein Professor an der Königlichen Akademie für Grafik und Buchgewerbe Leipzig. Am 21.10. 1927 starb er dort.
Die Kuratorin Elisabeth Müller-Quade hat die Ausstellung über Franz Hein zusammengestellt. Sie ist Mitglied bei den Heimatfreunden. Franziska Schilka-Oehme ist Franz Heins Urenkelin. Sie wohnt in Meuchen bei Leipzig. Schilka-Oehme hatte vor einigen Jahren Kontakt zu den Heimatfreunden. Müller-Quades Schwester wohnt in Wittenberg in Sachsen-Anhalt und deshalb hat Müller-Quade sie zweimal besucht. Es war schon vereinbart, dass sie hier eine Ausstellung machen wollten. Das erste Mal hat sie alles gesichtet und das zweite Mal die Bilder, die bei den Heimatfreunden Grötzingen e. V. in der Schultheiß-Kiefer-Straße ausgestellt sind, mitgenommen. Bei der Entscheidung, was sie mitnimmt und da lässt, habe sie danach entschieden, was privat ist und nicht zum Verkauf bestimmt, wie Müller-Quade sagte.
Auch nach weiteren Quellen habe sie geschaut. Sie zeigte einen großen Katalog, die „Eine Familiengeschichte zwischen bildender Kunst und Naturwissenschaften. Franz Hein sen. (1863 - 1927), Maler Franz Hein jun. (1892 - 1976), Chemiker“ von Rainer Behrends/Lothar Beyer über Vater sowie Sohn Franz Hein und ihre Ausstellung in Leipzig. „Der Sohn war ja ein bekannter Chemiker. Die Ausstellung war eine Hommage an beide. Angedacht sind noch zwei Ausstellungen über Holzschnitte und Märchenbilder von Franz Hein. Siegfried Schönberger, Vorstandsmitglied der Heimatfreunde Grötzingen e. V., sagte: „Ich kann den Besuch der Ausstellung nur jedem nahelegen. Elisabeth Müller-Quade hat eine tolle Auswahl an Bildern von Franz Hein zusammengestellt – Bilder, die Einblicke in seine private Umgebung zeigen.“ (war)
Die Ausstellung ist noch bis 17. November, jeweils von 14 bis 18 Uhr, zu sehen. Sie ist eine Veranstaltung von Kulturgut Grötzingen.