Es werden Bilder von Anna und Marie Thulfaut gezeigt. Mit Pinsel und Stiften bewahren die blinden und an Kinderdemenz erkrankten Zwillinge aus Weil der Stadt ihre Welt. Künstlerisch und pädagogisch begleitet werden sie seit über zehn Jahren von Dorothee Sultze und Anne Hofmann, zwei ehemalige Nachbarinnen aus Stuttgart, die beide selber gerne und leidenschaftlich malen.
Aber wie geht das: Malen, ohne zu gucken? Der Andrang bei der Eröffnung der Ausstellung war groß. Nach der Begrüßung durch Herrn Elsner (Hausleitung) und Thekla Thiede-Werner (Verbundleitung) übernahm Claudia Ebert, Seelsorgerin für Menschen mit Behinderung, die Moderation und lud ein, gemeinsam das namensgebende Lied „Ein Stück Himmel überm Land“ zu singen. Musikalisch unterstützt von Johannes Lorey (Klavier) und Leo Thulfaut (Cajon), beide ebenfalls blind.
„Wir machen aus jeder Malstunde ein Fest“, erklärte Dorothee Sultze. „Zu Beginn eine Maltages aktivieren wir zunächst alle Sinne und bereiten eine warme Atmosphäre. Dann geht es an die Auswahl von Farben und Formen. Anna und Marie kennen Farben, denn die Erblindung kam mit etwa neun Jahren. Sie wissen, wie die Sonne als gelber Ball am Himmel steht. Daher soll die Sonne auch immer als erstes auf den oberen Rand ihrer Bilder.“
Sie geben uns viel zurück
Durch die lebensverkürzende Stoffwechselerkrankung Neuronale Ceroid-Lipofuszinose (besser bekannt als Kinderdemenz) gehen neben der Sprache auch die kognitiven und motorischen Fähigkeiten verloren. Es braucht daher jedes Mal neu viel Einfühlungsvermögen und Anpassungsleistung. „Wir nehmen Anna und Marie an, so wie sie gerade sind und denken nicht an die Zukunft. Es ist für uns selber immer wieder bereichernd. Sie geben uns so viel zurück.“, resümierte Dorothee Sultze.
Die beiden Mädchen haben sich bei der Vernissage vorgestellt: „Wir sind Anna und Marie. Wir sind blind. Wir malen Bilder. Dorothee und Anne helfen uns. Das Malen ist schön. Unsere Bilder waren in Stuttgart. Unsere Bilder sind jetzt in Weil der Stadt. Bei der Eröffnung waren viele Menschen. Es gab Musik und Essen. Es war sehr schön.“
Ein Dank ging abschließend an Fr. Lenz, von Sternentraum e.V., für die Finanzierung der Bilderrahmen und an Waltraud Streit für die Organisation der Ausstellung, die bereits erfolgreich in Stuttgart zu sehen war. Es ist beeindruckend, was möglich ist, wenn Menschen für einander da sind. Den Blick auf das Gute wenden, zu zeigen, was geht –auch mit Behinderung – nicht den Kopf in den Sand zu stecken, dazu laden die bunten Bilder von Anna und Marie ein. Ein besonderes Erlebnis zum Schauen und Staunen. Ermöglicht auch durch die großartige Unterstützung des Teams des Bürgerheims.