Man sieht sie in diesen Tagen oft, wenn man das Schloss betritt. Die Könige mit ihren Kronen auf den Häuptern. Zu sehen sind sie auf den Werken Kurt Adam Arnolds. Der Viernheimer Künstler stellt derzeit in der Galerie im Schloss aus. Vergangene Woche fand die Vernissage statt.
„Könige, Bürger und andere Menschen“ heißt die Ausstellung. Das titelgebende Bild, das gesteht Kurt Arnold schon bei der Begrüßung, sei aber nicht unter den Exponaten. Er habe es in den USA verkauft. Vermissen wird man es nicht – denn auch auf den anderen Werken wird man fündig bei der Suche nach Königen, Bürgern und anderen Menschen. Häufig heben sie sich nebeneinander nur durch Linien heraus aus einem Farbteppich, der die Figuren doch miteinander verbindet. Kunsthistorikerin Pamela Pachl nennt diese Darstellung die Auseinandersetzung mit Nähe und Distanz. Da Arnold im überwiegenden Teil seiner Bilder auf Gesichter und damit Mimik und Augenausdruck verzichtet, liest der Betrachter die Stimmung zumeist aus der Körperhaltung der abgebildeten Menschen. „Wenn ich es vorgebe, ist es gesetzt“, will Kurt Arnold die Deutung der Emotion ganz den Betrachtern seiner Bilder überlassen. Und die findet man zumeist sehr leicht – der Kopf ist eben geeicht darauf, nicht nur Mimik, sondern genauso Körper des Gegenübers zu lesen. „Seine Arbeiten kreisen um das Thema Mensch und Emotionen und um das menschliche Sein in all seinen Facetten“, beschreibt es Pachl in ihrer Einführung.
Doch nicht in allen Fällen verzichtet der Künstler auf Gesichter. Großformatig hat er es in „Vor die Tür gesetzt“ auf die Leinwand gebracht. Dabei entblößt der Titel auch einen gewissen Witz. Denn in der Tat ist es ein Mann, der dort auf einem Stuhl sitzt – vor einer Tür. Weniger mit Witz, dafür mit Nähe und Distanz spielend, mit Verschmelzung und doch Eigenständigkeit beschäftigt sich Arnold im Bild „Tanz mit dem Tod“. Hier ist es ein Mädchen, dem er mit ihren geschlossenen Augen einen der Welt entrückten Ausdruck verleiht.
Das Spannungsfeld von Individuum und Gemeinschaft, von Nähe und Distanz nimmt auch die Farbpalette auf, mit der der Viernheimer Künstler arbeitet. Hier das gedeckte, leicht erdige Spektrum, dort das kräftige Samt eines Leuchtens. Vor allem letztere Akzente scheinen gezielt gesetzt, verleihen sie dem einzelnen Bild doch nochmals eine spezielle Wirkung. Dass längst nicht alles von Beginn an gewollt ist, daran lässt Arnold keinen Zweifel. Es sei ein Prozess des Malens und Übermalens, erklärt er sein Vorgehen von der Idee bis zum fertigen Bild. Durch das Übermalen entstehen Schichten, die zusätzliche Tiefe vorgaukeln, während hier und da noch die nackte Leinwand hervorblitzt. Das verleihe den Werken eine lebendige, reliefartige Textur, sagt Pachl. „Durch dieses Schichten, Überlagern, Verschränken von Hinter- und Vordergründen wird die vergangene Zeit im Bild, der künstlerische Schaffensprozess als mühsames Werden und Gebärden sichtbar“, so die Kunsthistorikerin weiter. Sie empfiehlt zudem einen Perspektivwechsel beim Betrachten der einzelnen Werke. „Es gibt sehr viel Neues zu entdecken, wenn man diese Bilder auch einmal von der Seite betrachtet“, sagt Pachl.
Die Ausstellung „Könige, Bürger und andere Menschen“ ist zu den Öffnungszeiten des Rathauses bis zum 11. Juli zu sehen. (cs)