Der im Jahr 2008 verstorbene Eislinger Maler und Grafiker Ernst Lutz hat in mehr als 40 Jahren ein beeindruckendes künstlerisches Lebenswerk geschaffen. Eine Auswahl an seinen Bildern wird seit dieser Woche im Rathaus seiner Heimatstadt gezeigt. Bisher verwaltet die Ernst-Lutz-Sozietät den Nachlass des in Eislingen geboren und aufgewachsenen Künstlers. Allerdings haben sich der Verein und die Stadt auf den Weg gemacht, den Nachlass mittelfristig dem Stadtarchiv zu übergeben.
„Eine besondere Ausstellung eines besonderen Künstlers“, kündigte Eislingens Oberbürgermeister Klaus Heininger während seiner Begrüßung an. Fast hätte der Platz nicht gereicht. Rasch mussten am Beginn der Vernissage weiter Stühle herbeigeholt werden, damit die rund 70 Gäste einen Sitzplatz hatten. Der Künstler habe, so Heininger, in mehr als 40 Jahren ein beeindruckendes Gesamtwerk als Maler, Zeichner und Grafiker geschaffen. Ein Mann der vielen Worte sei Ernst Lutz wohl nicht gewesen. „Was er zu sagen hatte, drückte er in seinen Bildern aus“, sagte Heininger.
Geboren wurde Ernst Lutz im Jahr 1941 in Eislingen. Das Elternhaus in der Richardstraße 31, unweit des Schillerplatzes, gibt es noch heute. Der Künstler habe früh mit dem Malen begonnen, berichtete die Künstlerin Britta Ischka, die in die Ausstellung einführte. Zunächst seien Landschaften, Gebäude und Blumen häufige Motive gewesen. Der Junge besuchte die Mittelschule, die später zur Dr.-Engel-Realschule wurde. Dort begegnen übrigens täglich hunderte Schüler einer der Arbeiten des Eislinger Künstlers. Das große Wandgemälde „Lehrer der Menschheit“ in der Aula der Realschule hat Ernst Lutz 1982 gemalt.
Bereits im jungen Erwachsenenalter reift in Ernst Lutz der Wunsch, Künstler zu werden. „Der Vater ist überhaupt nicht begeistert“, erklärte Ischka. Doch das hält Ernst Lutz nicht auf. Er beginnt 1964 ein Studium an der freien Kunstschule in Stuttgart. Ab 1969 arbeitete er als freischaffender Künstler, ab 1972 in der Prälatur des ehemaligen Klosters Adelberg.
„Ernst Lutz hat sich zu einem gefragten Maler entwickelt“, sagt Britta Ischka. Ferner sei er als Dozent in Stuttgart und Göppingen gefragt gewesen. Die Motive seiner Bilder in der aktuellen Ausstellung sind Figuren aus bekannten Opern wie William Shakespeares Sommernachtstraum. Dabei ist anzumerken, dass der Maler die Motive nicht der Wirklichkeit entnommen hat. Vielmehr entstammen sie in der Regel seinem inneren Fundus.
Die zuweilen fast schon irritierenden Arbeiten seiner fiktiven Bilderwelt sind nicht immer einfach zu betrachten. Wer Ernst Lutz nicht kannte, mag in den Bildern Qualen und Weltschmerz erkennen. „Manchen Bildern sieht man es an, dass sie in schwierigen Phasen geboren wurden“, sagte Ischka. Unter anderem sind geheimnisvolle Szenen mit dunklen Elfen zu sehen. Das passt zum Sommernachtstraum. Die virtuos verwobenen Geschichten zweier Athener Liebespaare ist ein „amüsanter Tanz auf der Grenze zwischen Illusion und Wirklichkeit“. So wird es im Rahmen der Ausstellung im Eislinger Rathaus beschrieben. Es sind in der Ausstellung aber auch weitere Arbeiten wie Selbstbildnisse zu sehen.
Um die Jahrtausendwende hat Ernst Lutz damit begonnen, auf einem Tablet zu malen. „Seine Neugier war stärker als die Skepsis seiner Freunde“, berichtete Ischka. Einige dieser Arbeiten, die wohlgemerkt schon 25 Jahre alt sind, sind in der aktuellen Ausstellung zu sehen. Warum Ernst Lutz mit dem Malen am Computer begonnen und sich nicht auf seine bewährten Techniken verlassen hat, erklärte die Rednerin. „Es ging ihm um das Abenteuer“, sagte sie. Die Begeisterungsfähigkeit sei Ernst Lutz auch im Alter nicht abhanden gekommen. „Es konnte selbst im Alter noch staunen wie ein Kind“, meinte Ischka.
Die musikalische Umrahmung der Vernissage haben Musiker, Lehrer und Schüler, der städtischen Musikschule übernommen. Wer die Werke von Ernst Lutz entdecken möchte, hat noch bis zum 4. Juli zu den Öffnungszeiten des Eislinger Rathauses eine Gelegenheit dazu. (bra)