Die Pubertät: Kaum ein Thema aus dem Bereich Erziehung wird wohl so häufig behandelt und hat das Schreiben so vieler Bücher und Ratgeber inspiriert wie dieses. Um diese Fragen und mehr ging es am 10. Mai beim Fachtag zum Thema „Pubertät & Körperbehinderung – eine besondere Herausforderung“ an der SRH Stephen-Hawking-Schule (SHS).
Dieser fand im Rahmen der Reihe „ECHT geRECHT“ statt, die sich mit fachlicher Expertise Themen widmet, die für SHS-Schüler und deren Eltern relevant sind. Diesmal hatten interessierte Eltern die Möglichkeit, einem Vortrag durch die beiden Referentinnen Susanne Gatterburg und Miriam Johnson vom Psychologischen Dienst der SRH Stephen-Hawking-Schule zu lauschen. Auch konnten sie sich mit anderen anwesenden Eltern austauschen und vernetzen.
Schließlich bringt die Pubertät der eigenen Kinder einige Herausforderungen mit sich – für beide Seiten. Wenig bis gar nicht wird dabei jedoch häufig auf die besonderen Herausforderungen für Kinder und Jugendliche mit körperlichen und motorischen Einschränkungen und deren Erziehungsberechtigte eingegangen. Denn die Teenagerjahre sind eine Zeit des Austestens von Grenzen und der langsamen Emanzipation von elterlicher Abhängigkeit. Doch was, wenn der oder die Jugendliche auf Hilfe im Alltag angewiesen ist? Wie steht man unterstützend zur Seite und gibt ihm oder ihr trotzdem die Möglichkeit zur Selbstfindung?
Nach den Begrüßungsworten Heike Trabolds, Gesamtleiterin der Sozialpädagogik und Psychologie an der SRH Stephen-Hawking-Schule, die federführend bei der Organisation der Veranstaltung mitwirkte, und einer kurzen Einführung, wurde zunächst mit einem räumlichen Spiel zum Warmmachen und Auflockern begonnen. Dabei wurden den Teilnehmenden Fragen gestellt, anhand derer sie sich, je nach Antwort, im Raum verteilen mussten. Wie weit denn ihr Anfahrtsweg gewesen sei, wie viele Kinder sie hätten und ob sie ein oder mehrere Kinder mit körperlichen und motorischen Einschränkungen hätten? Durch das so entstehende Zusammenfinden in verschiedenen Gruppen wurden schon früh Gemeinsamkeiten und Verbindungen unter den Anwesenden klar.
Mit viel Empathie und zwei unterschiedlichen – und sich doch perfekt ergänzenden – Perspektiven gingen daraufhin die beiden Psychologinnen Susanne Gatterburg, die schon seit 2009 an der SRH Stephen-Hawking-Schule arbeitet, und Miriam Johnson, die im vergangenen Jahr neu zum Team dazustieß, in ihrem Vortrag und später in der Diskussion auf die Anliegen und Fragen der Anwesenden ein. Das wichtigste Stichwort des Tages im Umgang mit dem Thema Pubertät war dabei „Vertrauen“: Vertrauen, dass die Jugendlichen sich und ihre Grenzen selbst kennen und diese Grenzen auch respektieren. Dieser Prozess kann für alle Beteiligten durchaus schmerzhaft sein, doch gehört er zum Erwachsenwerden dazu und ist zweifelsfrei bereichernd für alle Beteiligten.
Ein Internat wie das der SRH Stephen-Hawking-Schule kann in einer positiven Entwicklung behilflich sein: Denn hier lernen die Jugendlichen Eigenverantwortung und Selbstständigkeit gemeinsam mit Gleichaltrigen und können sich dabei gegenseitig unterstützen. Als besonderes Beispiel geht hier eine Wohngruppe des Internats voran, in der regelmäßig die sogenannte „Woche der Selbstständigkeit“ stattfindet. Während dieser haben die Jugendlichen die Chance, alles, wozu sie in der Lage sind, selbstständig zu tun und ihren Mitbewohnern bei schwierigen Dingen zu helfen und sich helfen zu lassen. Dabei wird nicht nur das Selbstvertrauen, sondern auch der Teamgeist gestärkt.
In der an den Vortrag anschließenden Frage- und Diskussionsrunde gab es schließlich noch einen regen Austausch zwischen dem Publikum und den Referentinnen – dieser war auch mit dem Ende der Veranstaltung noch nicht abgeschlossen. So fanden sich schließlich noch die ein oder anderen Eltern zusammen, um über geteilte Erfahrungen zu sprechen und Ratschläge und nützliches Wissen auszutauschen. (pm/red)