Im letzten Gemeindeblatt warnt Gegenwind Bergstraße gewohnt eindringlich davor, dass Freiflächen von Windradanlagen die kühlere feuchte Luft „wie ein Staubsauger“ aus dem Wald saugen und der Kühlungseffekt des Waldes dadurch „wegfallen oder stark reduziert werden“ könnte.
Wie alle Argumente gegen Windkraftanlagen hat auch dieses einen wahren Kern und wie alle Argumente gegen Windkraftanlagen ist es extrem übertrieben. Richtig ist, dass bei starker Sonneneinstrahlung (nicht dauerhaft!) auf Wiesen die Temperatur ca. 5 °C höher ist als unter dem Baumschatten und auf Schotterflächen über 10 °C, zeitweise sogar bis zu 20 °C.
Richtig ist auch, dass dadurch die Verdunstung zunimmt und dies insbesondere bei heißem trockenen Wetter zu Stress für die Pflanzen im Randbereich führt.
Allerdings kommt es dadurch nur selten zum Absterben von Bäumen, da diese eine Reihe von Mechanismen haben, um mit Trockenstress umzugehen; langfristig kann sich das Artenspektrum im Randbereich hin zu trockenresistenteren Arten verschieben, z. B. Birke, Hainbuche, Kiefer, Feldahorn. Sinnvoll aber bisher kaum umgesetzt, wäre eine explizite Modellierung der Ränder mit diesen Arten.
Die Wirkungen erstrecken sich je nach Bewuchs um 5–40 Meter in den umliegenden Wald, an einzelnen Stellen maximal 75 Meter. Meist normalisiert sich die Bodentemperatur nach ca. 10 Metern und die Lufttemperatur und Feuchtigkeit nach ca. 40 Metern.
Bei sieben Windrädern am Weißen Stein wären die Freiflächen insgesamt 7 × 0,5 Hektar = 3,5 Hektar groß, die beschriebenen Effekte würden eine Fläche von 7 × 3 Hektar = 21 Hektar betreffen. Der gesamte Wald um den Weißen Stein hat aber eine Fläche von ca. 1.800 Hektar, das wären also ungefähr ein Prozent des Waldes, der von erhöhter Verdunstung betroffen ist.
Dass der Wald durch Windkraftanlagen großflächig austrocknet, aufheizt und seinen Kühlungseffekt verliert, ist also nicht richtig.
T. Rinneberg