Beerdigungen in Bad Wildbad werden teurer – zumindest, was das Öffnen und Schließen der Gräber betrifft. Der Gemeinderat hat die Bestattungsgebührenordnung angepasst und damit auf gestiegene Kosten für Dienstleistungen und Personal reagiert. In der Gemeinderatssitzung wurde der Vorschlag der Verwaltung einstimmig angenommen – begleitet von einer sachlichen, aber stellenweise auch emotional geführten Debatte über soziale Verantwortung und künftige Formen der Bestattung.
Die bisherige Bestattungsgebührenordnung war seit dem 1. September 2020 in Kraft. Seitdem haben sich jedoch wesentliche Rahmenbedingungen verändert – insbesondere die Preise, die externe Dienstleister wie die Firma Greule für das Öffnen und Schließen von Gräbern verlangen, sowie die internen Stundensätze des städtischen Bauhofs. Diese Faktoren wurden nun in einer neuen Kalkulation berücksichtigt.
Die Verwaltung schlug vor, die Benutzungsgebühren für das Öffnen und Schließen von Gräbern neu festzulegen.
Die wichtigsten Änderungen im Überblick:
Erwachsene (ab zehn Jahren): Die durchschnittlichen kalkulierten Kosten lagen bislang bei 1.535,33 Euro. Künftig soll der Betrag bei 1.850,- Euro liegen – eine Steigerung von rund 20 Prozent. Die Verwaltung wies darauf hin, dass sich der tatsächliche Preis durch Zusatzleistungen – etwa den Einsatz einer Wasserpumpe oder eines Kompressors – weiter erhöhen kann.
Kinder unter zehn Jahren: Für diese Altersgruppe sah die Kalkulation von 2020 einen Mittelwert von 1.123,97 Euro vor. In der geltenden Gebührenordnung war jedoch ein deutlich reduzierter Betrag von 500,- Euro festgesetzt worden. Künftig wird diese Gebühr auf 700,- Euro angehoben – ein Anstieg um 200,- Euro.
Urnenbestattungen (Aschenbeisetzung): Hier lag die Gebühr bislang bei 120,85 Euro. Nach der neuen Kalkulation wird der Betrag auf 325,00 Euro festgesetzt – fast das Dreifache des bisherigen Wertes.
Kosten für die Stadt entstehen durch die Anpassung keine, allerdings soll sie zu einer besseren Kostendeckung im Friedhofswesen beitragen. Die Stadtverwaltung machte deutlich, dass die bisherigen Gebühren das tatsächliche finanzielle Aufkommen nicht decken – das Bestattungswesen sei ein „Zuschussgeschäft“.
AfD-Gemeinderat Werner Kriech lobte zunächst den gepflegten Zustand des Friedhofs und sprach den Mitarbeitenden seinen Dank aus. Gleichzeitig zeigte er sich besorgt über die Wirtschaftlichkeit: „Das Bestattungswesen ist nicht kostendeckend.“ Er kritisierte insbesondere, dass auch Kriegsgräber in die Gebührenkalkulation einfließen, was die Kosten für die Allgemeinheit weiter erhöhe. Aktuell liege die Kostendeckung des Friedhofsbetriebs bei lediglich 60 Prozent.
Stadtkämmerer Tido Lüdtke erklärte daraufhin, dass die Stadt bestimmte Aufwendungen – etwa für Ehren- und Kriegsgräber auf dem Waldfriedhof – selbst tragen müsse. Zwar gebe es dafür Landeszuweisungen, diese seien aber „nicht viel“. Lüdtke betonte, dass die Pflege eines Teils der Grabflächen vom Badischen Landesgärtnerverband übernommen werde. Die Stadt erhält dafür Einnahmen aus der Grabnutzung, gestaffelt nach der jeweiligen Liegezeit. Ein Teil der Gebührenzahlerfinanzierung fließt über die Friedhofspflegepauschale an den Verband zurück.
Ursula Jahn-Zöhrens (SPD) sagte: „Es gibt immer mehr Menschen, die sich keine Bestattung mehr leisten können.“ SPD-Stadtrat Jürgen Schrumpf brachte einen anderen Aspekt in die Diskussion: Er schlug vor, sich stärker mit der Idee einer Friedwaldbestattung auseinanderzusetzen. „Wir haben 92 Prozent Wald in Bad Wildbad – wir sollten uns dem Thema annehmen und eine Friedwaldbestattung hinbekommen“, sagte Schrumpf. Marco Gauger ergänzte, dass die Einführung eines Friedwalds zwar intern beraten, bislang aber noch nicht endgültig beschlossen worden sei. SPD-Stadträtin Ursula Jahn-Zöhrens verwies auf die gesellschaftlichen Veränderungen. Immer mehr Menschen hätten keine Erben oder Angehörigen, die sich um eine traditionelle Grabpflege kümmern könnten. Für diese Menschen seien pflegeleichte oder kostengünstige Bestattungsformen besonders wichtig. „Wir müssen als Gesellschaft überlegen, wie wir kulturell mit diesen Veränderungen umgehen und Strukturen schaffen, die dem gerecht werden“, sagte sie.
CDU-Stadtrat Jochen Borg zeigte Verständnis für die Notwendigkeit der Gebührenanpassung. Gleichzeitig warb er für eine differenzierte Betrachtung: „Die Vielfalt der Möglichkeiten ist groß – ob Urne, Sarg, gärtnergepflegte Reihe oder Friedwald. Das Thema ist es wert, weitergedacht zu werden.“
FWV-Gemeinderätin Rita Locher mahnte zur Konzentration auf den eigentlichen Beschlussgegenstand: „Es geht heute ausschließlich um die Benutzungsgebühren für das Öffnen und Schließen der Gräber. Alle anderen Themen sollten in den zuständigen Ausschüssen weiter vertieft werden.“ Trotz der vielfältigen Argumente und Meinungen fiel die Entscheidung am Ende einstimmig aus. Alle Gemeinderäte stimmten dem Vorschlag der Verwaltung zu. (mm)