Zum Auftakt des großen Landesfesttagswochenendes der Heimattage in Weinheim hat Staatssekretär Arne Braun zehn Bürgerinnen und Bürgerinnen die Heimatmedaille Baden-Württemberg verliehen. "Mit ihrem herausragenden Engagement machen sie Heimat erlebbar und stärken das Miteinander im Land", so der Hintergrund.
"Heimat ist mehr als ein Ort: Sie ist ein bestimmter Landschaftszug, ein vertrauter Klang, ein bekannter Dialekt, ein angenehmer Geruch, der uns an etwas erinnert, der uns ankommen lässt. Und das schenken uns die heute Geehrten. Sie zeigen, was Baden-Württemberg ausmacht: Vielfalt, Zusammenhalt und ein offenes Herz füreinander", so Braun.
Die Geehrten setzen sich, so Braun, in besonderem Maße für Landeskultur, Geschichtsforschung, Brauchtum, Mundart, Kunstgeschichte sowie für soziale und integrative Projekte ein und tragen so dazu bei, dass Gemeinschaft und baden-württembergische Tradition lebendig bleiben. Eine Heimat zu haben sei ein großes Glück, betonte der Staatsminister: „Heimat ist nicht immer etwas Festes, Stabiles. Abgrenzung ist sogar das Gegenteil davon: Heimat ist nicht ‚die und wir‘, sondern nur ‚wir‘. Deswegen zeichnen wir die Menschen aus, die Heimat bewahren, neu gestalten – und so die Gesellschaft mit Leben füllen.“ Die Trägerinnen und Träger der Heimatmedaille schaffen Orte der Begegnung, stärken Dorf- und Stadtgemeinschaften und fördern Akzeptanz und demokratische Teilhabe.
Die Verleihung der Heimatmedaillen bildet traditionell den Auftakt der Landesfesttage im Rahmen der Heimattage Baden-Württemberg. In diesem Jahr werden die Heimattage von der Stadt Weinheim ausgerichtet.
Über die Auswahl der Persönlichkeiten, die die Heimatmedaille erhalten, berät der Landesausschuss Heimatpflege Baden-Württemberg, bevor er eine Ehrungsempfehlung an die Ministerin weitergibt. Die Auswahl basiert auf den Vorschlägen der Arbeitskreise für Heimatpflege in den vier Regierungsbezirken, die mit rund 200 Mitgliedsverbänden und -Vereinen in der Heimat- und Brauchtumspflege zusammenarbeiten.
Sabine Essinger (Besigheim-Ottmarsheim), Dr. Konrad Exner, Peter Gérard (beide Weinheim), Fouzia Hammoud (Mannheim), Alfons Köhler (Ehingen–Dächingen), Alois Krafczyk (Haslach im Kinzigtal), Gabriele Kropf (Hausen im Wiesental), Irmhild Mannsfeld (Calw), Irene Schmid (Tübingen), Gerhard Stolz (Sonnenbühl)
Die renommierte Bühnenkünstlerin und Kabarettistin Sabine Essinger (Jg. 1957) erhielt bereits mit 25 Jahren den Kleinkunstpreis Baden-Württemberg. Bis 2015 prägte sie die Kabarettgruppe „Neue Museumsgesellschaft“ und war mit Satirebeiträgen regelmäßig im SDR und SWR präsent. Als Botschafterin des Schwabenlands engagiert sie sich seit vielen Jahren für die Pflege der Mundart, insbesondere im Verein „schwäbische mund.art e.V.“, dessen stellvertretende Vorsitzende sie seit 2016 ist. Darüber hinaus bringt sie ihre pädagogische Erfahrung in Projekte wie „Mundart in der Schule“ ein und wirkt als Jurorin bei wichtigen Dialekt- und Theaterpreisen in Baden-Württemberg mit. Essinger lebt im Besigheimer Stadtteil Ottmarsheim.
Der Weinheimer Dr. Konrad Exner, geboren 1944, ist ein ausgewiesener Kenner der badischen Landesgeschichte. Er veröffentlichte zahlreiche Aufsätze über die Ständeversammlung, den Landtag sowie die kirchliche und kommunale Geschichte Badens, unter anderem in der „Badischen Heimat“ und auf dem Portal leo-bw.de. Mit mehreren Büchern – etwa zu Josef Ziegelmeyer, Rupert Rohrhurst und den Vorläufern des Grundgesetzes – hat er wichtige Beiträge zur politischen und regionalen Geschichtsforschung geleistet. Darüber hinaus engagierte er sich viele Jahre in der evangelischen Kirche und wurde 2018 mit der Ehrennadel des Arbeitskreises Heimatpflege im Regierungsbezirk Karlsruhe ausgezeichnet.
Peter Gérard (Jg. 1959) engagiert sich seit Jahrzehnten leidenschaftlich für Heimat- und Brauchtumspflege in seiner Heimatstadt Weinheim. Bereits seit 1987 ist er Mitglied des Heimat- und Kerwevereins „Alt-Weinheim“, dem er seit 1997 als Erster Vorsitzender vorsteht, und prägt dort Veranstaltungen wie die Weinheimer Kerwe, Mundarttheateraufführungen und die Pflege historischer Fachwerkhäuser. Zudem leitet er seit 2019 den Trachtengau Schwarzwald, nachdem er dort bereits als stellvertretender Vorsitzender tätig war, und setzt sich für Trachten, Volksmusik, Mundart und Brauchtum ein. Darüber hinaus ist er in weiteren Vereinen aktiv, etwa als Vorsitzender des Windsurfingclubs Bergstraße Weinheim.
Fouzia Hammoud, 1975 in Marokko geboren, lebt seit 2002 in Deutschland und arbeitet als freiberufliche Übersetzerin aus dem Arabischen. Sie unterstützt seit vielen Jahren neu zugewanderte Menschen bei Behördengängen und sozialen Fragen und engagiert sich in von ihr mitbegründeten Initiativen wie der Arabischen Schule Mannheim und dem Verein „Das Arabische Haus e.V.“. Seit 2014 ist sie Mitglied des Mannheimer Migrationsbeirats und vertritt diesen im Kulturausschuss der Stadt. Überregional wirkt sie zudem im Vorstand des Dachverbands afrikanischer Vereine TANG e.V. mit.
Alfons Köhler, 1967 geboren, ist seit vielen Jahren Ortsvorsteher im Ehinger Ortsteil Dächingen und prägt dort das Gemeinschaftsleben. Unter seiner Leitung gewann das Dorf 2018 beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ eine Goldmedaille, und sein Gasthaus „Köhlers Krone“ wurde 2019 als „Vorbildliches Dorfgasthaus“ ausgezeichnet. Mit großem Einsatz setzt er sich für die Pflege von Natur und Heimat ein, unter anderem durch die Initiierung des Biosphären-Informationszentrums Ehinger Alb (2012) und des Besinnungswegs auf der Schwäbischen Alb. Seine Ideen haben dem Dorf und der Region neue Impulse für Heimatpflege und nachhaltigen Tourismus gegeben.
Alois Krafczyk, geboren 1951, ist ein profunder Kenner der Schwarzwälder Trachten und leitet das Schwarzwälder Trachtenmuseum in Haslach im Kinzigtal. Er engagiert sich seit Jahrzehnten für Brauchtum, Stadtfeste und Fastnacht in Haslach, wo er auch den Erhalt von Kapellen und religiösen Bräuchen unterstützt. Als Experte wirkt er im kulturellen Beirat der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte mit und ist vor Ort als Narrenrat, Chronist und Autor aktiv. Zudem widmet er sich intensiv dem Werk Heinrich Hansjakobs und ist Vorstandsmitglied der Heinrich-Hansjakob-Gesellschaft.
Gabriele Kropf, 1968 geboren, engagiert sich in Hausen im Wiesental seit vielen Jahren für die Pflege regionaler Bräuche. Besonders prägend ist ihr Einsatz für das Hebelfest, bei dem sie seit 25 Jahren die Trachten verwaltet, pflegt und gemeinsam mit Helferinnen neue Stücke anfertigt. Als Mitglied der Hebelmusik gestaltete sie lange Zeit das Fest musikalisch und studiert für den Hebelabend Tänze mit Grundschulkindern ein. Zudem war sie zwei Jahrzehnte als „Hussemer Hex“ in der Narrenzunft aktiv, wo sie zeitweise Leitungsaufgaben übernahm und bis heute beim Nähen und Ausbessern der Kostüme mithilft.
Irmhild Mannsfeld, 1951 geboren, rettete die letzte Weißgerberei in Calw und machte sie als Museum für das traditionelle Gerberhandwerk zugänglich. Sie gründete in den 1990er Jahren den Museumsverein, dessen Vorsitz sie bis heute innehat, und eröffnete 1999 das Museum, später ergänzt durch einen Laden mit Café. Seit fast drei Jahrzehnten führt sie mit einem kleinen Team Besuchergruppen durch die Ausstellung und sorgt mit Broschüren und Podcasts für Öffentlichkeitsarbeit. Darüber hinaus engagiert sie sich als Stadträtin für die regionale Kulturlandschaft.
Irene Schmid, 1957 geboren, betreibt mit „Irenes Brotlädle“ im Schwärzlocher Hof in Tübingen einen Hofladen für regionale Produkte. Sie engagiert sich seit Jahrzehnten bei den Landfrauen, war Kreisvorsitzende in Tübingen und ist dort Ehrenvorsitzende. Von 2001 bis 2022 wirkte sie als stellvertretende Vorsitzende des Arbeitskreises Heimatpflege im Regierungsbezirk Tübingen, wo sie ihr Fachwissen bei Wettbewerben wie dem Museumswettbewerb und „Vorbildliches Dorfgasthaus“ einbrachte. Mit ihrem Einsatz verbindet sie Heimatpflege, ländliche Kultur und gastronomische Tradition.
Gerhard Stolz, 1950 geboren, engagiert sich seit 1997 ehrenamtlich im Schwäbischen Albverein für das rund 19.000 Kilometer umfassende Wanderwegenetz. Zunächst als Gauwegmeister im Lichtenstein-Gau tätig, verantwortet er seit 2012 als Hauptfachwart Wege und Karten das gesamte südliche Vereinsgebiet. Er sorgt mit Orts- und Gaugruppen für eine einwandfreie Markierung der Wege, bildet Wegewarte und -paten aus und arbeitet im Arbeitskreis Wege an Strategien für die Wegbetreuung. Darüber hinaus berät er Behörden und Naturparke, etwa bei der Beschilderung im Biosphärengebiet Schwäbische Alb.