Die Badische Landesbühne Bruchsal feierte mit einer großen Show „75 Jahre in 75 Minuten“ ihren runden Geburtstag. Es gab einen Galaabend, Theateraufführungen und die Filmpremiere „Immer unterwegs“.
Mit einer rauschenden Jubiläumsgala, die unter dem Motto „75 Jahre in 75 Minuten“ mit politischen und künstlerischen Weggefährten über die Bühne ging, feierte die Badische Landesbühne im ausverkauften Bürgerzentrum Bruchsal ihr Bühnenjubiläum, dem auch zahlreiche Menschen aus Kraichtal beiwohnten. Das mobile Stadttheater, das Bruchsal und 15 weitere Gemeinden in Nordbaden bespielt, hatte sich zur Geburtstagsshow prächtig herausgeputzt und gewährte den Besuchern, die aus allen Ecken des Landes angereist waren, intensive Blicke hinter die Kulissen beim „Tag der offenen Tür“ mit Aufführungen „vom Keller bis zum Dach“. „Die Kunst ist frei“, hatte Intendant Wolf E. Rahlfs, der am zweiten Tag zudem mit dem Solostück „Event“ von John Clancy überraschte, die Gästeschar aus Politik, Kultur und Gesellschaft begrüßt und damit an ein wesentliches Recht der freiheitlich-demokratischen Grundordnung erinnert.
Bei der Jubiläumsgala gleich am ersten Tag, die von Martin Besinger gekonnt und witzig moderiert wurde und zudem mit der 45-minütigen Filmpremiere und Dokumentation „Immer unterwegs“ aufwartete, ging es nicht nur um Vergangenes, sondern auch um Gegenwart und Zukunft mit viel Klamauk und ironischen Schnipseln. So bauten Kinder zusammen mit dem Publikum lautstark gestikulierend eine „Theatermaschine“ auf, ein besonderes Schauspiel nahm seinen Lauf.
So wie das Tourtheater bei seinen Reisen durch die unterschiedlichen Spielorte seine Bühnenbilder der jeweiligen Situation anpasst, gehörten auch die Umbauten auf der Bühne zum festen Programmteil, wobei es die Bühnenakteure auch musikalisch krachen ließen: Eine vierköpfige Liveband sorgte für den Soundtrack des kurzweiligen Abends. Dazwischen wurden bekannte Persönlichkeiten wie Bernd Doll, früherer Bruchsaler Oberbürgermeister, oder Dr. Christoph Schnaudigel, Landrat des Kreises Karlsruhe, in nostalgischem Wohnzimmer-Ambiente mit Sofa, Stehlampe und Teewagen interviewt. Ebenso Achim Brötel, Landrat des Neckar-Odenwald-Kreises oder der Buchener Bürgermeister Roland Burger.
Cornelia Petzold-Schick, Oberbürgermeisterin aus Bruchsal und Vorsitzende des Trägervereins der Badischen Landesbühne, hatte bereits im erwähnten Dokumentarfilm auch die schwierigen Kapitel der regionalen Geschichte angesprochen. Hier hatte der bis zum Jahre 2023 in Bruchsal wirkende Intendant Carsten Ramm mit der Uraufführung eines Dokumentarstückes über den damaligen SPD-Reichstagsabgeordneten und Nazi-Gegner Ludwig Marum (1934 im KZ Kislau in Bad Schönborn ermordet) Akzente gesetzt. Autor Prof. Dr. Hajo Kurzenberger, der einst an der Uni Heidelberg Germanistik, Geschichte und Theaterwissenschaft studierte, hatte das Stück verfasst.
Mit Workshops des Bürgertheaters wie „Märchenfabrik“, „Froschkönig“ (das erste Stück, das die Badische Landesbühne vor 75 Jahren auf die Bretter brachte), „Was macht dich glücklich“ oder „Hals- und Beinbruch“ war in den Folgetagen für jeden Geschmack das richtige Angebot mit viel Theatermagie am Start. Ebenso das Gastspiel und die Vorführung des Deutschen Staatstheaters Temeswar aus Rumänien, mit dem die Badische Landesbühne eine 20-jährige Partnerschaft verbindet.
Der weithin bekannte Musiker und Radiopionier DJ Chilli E alias Eric Wright aus New York, der mittlerweile in Waghäusel lebt, hatte bei der Jubiläumsparty mit flotter Musik für allerbeste Unterhaltung gesorgt. Der baden-württembergische Kunststaatssekretär Arne Braun hatte im Zuge des Geburtstagsevents die „wichtige Funktion der Kultur in einer disparaten Gesellschaft“ betont. Über 250 Abonnenten aus den 15 Trägergemeinden waren nach Bruchsal eingeladen und mit Bussen zum zentralen Spielort gefahren worden.
Fazit: Das vielköpfige Bruchsaler Ensemble mit Intendant, Schauspieler und Regisseur Wolf E. Rahlfs an der Spitze, hat mit einem dreitägigen Jubiläums-Theaterzauber Akzente gesetzt und sieht sich für die Zukunft gut gerüstet. „Ein wunderbares Wochenende mit vielen, neuen Eindrücken“ bekundete eine Familie aus Kraichtal. (hjo)