Vom Einwanderer zum Dauergast

Baum des Jahres 2025: Die amerikanische Roteiche

Der Baum des Jahres 2025 findet sich auch in baden-württembergischen Wäldern. Die Roteiche (Quercus Rubra) ist eine Allrounderin.
Die amerikanische Roteiche ist der Baum des Jahres 2025.
Die amerikanische Roteiche ist der Baum des Jahres 2025.Foto: Ivan Koliadzhyn/iStock/Getty Images plus

Der Baum des Jahres 2025 ist ein Einwanderer. Und ein wahrer Allrounder ... Die Amerikanische Roteiche (Quercus rubra) ist eine beeindruckende Baumart. Sie fasziniert nicht nur durch ihr elegantes und farbenprächtiges Erscheinungsbild, sondern auch durch ihre vielfältigen positiven Eigenschaften und Nutzungsmöglichkeiten. Gekürt wird der Baum des Jahres seit 1989 alljährlich von der "Baum des Jahres – Dr. Silvius Wodarz Stiftung".

Anpassungsfähig

Stefan Meier, Präsident der Baum des Jahres Stiftung, erklärt, warum: „Dank ihrer robusten Wuchsform und der Fähigkeit, auch in wechselhaften klimatischen Bedingungen zu gedeihen, ist die Amerikanische Roteiche besonders gut geeignet, sich an die Herausforderungen des Klimawandels anzupassen.“ „Die schnellwüchsige Roteiche symbolisiert die Anpassungsfähigkeit und Resilienz unserer Wälder und wird in Zukunft eine wichtige Rolle in der nachhaltigen Bewirtschaftung und auch der Wertholzproduktion spielen“, ergänzt Georg Schirmbeck, Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates und Schirmherr des Jahresbaumes 2025.

Amerikanische Roteiche
Die Amerikanische Roteiche ist Baum des Jahres 2025.Foto: Andreas Gomolka

Schnell groß

Die Amerikanische Roteiche, die ursprünglich in den östlichen und zentralen Vereinigten Staaten sowie in Teilen Kanadas heimisch ist, zeichnet sich durch ihre hohe Wuchsleistung aus. Mit einer Höhe von bis zu 35 Metern und einer ausladenden Krone ist sie ein wahrer Blickfang in jedem Landschaftsbild. Ihr auffälliges Herbstlaub, das in leuchtenden Rottönen erstrahlt, macht sie auch zu einem beliebten Baum für Parks und Gärten.

Natürlicher Brandschützer

Eine wichtige Aufgabe übernimmt die Roteiche bei der Verhinderung von Waldbränden: In den ausgedehnten, auf sandigen Böden stehenden Kiefern-Kulturen wird das flächige Waldbrandrisiko durch sogenannte „Feuerriegel“, Pflanzstreifen, welche mit Roteiche angelegt wurden, deutlich vermindert. Die schwer entzündliche Belaubung der Roteichen schränkt die Ausbreitung eines Feuers über die Baumkronen ein und die ebenfalls schwer brennbare, dichte Roteichenlaubstreu verlangsamt die Ausbreitung eines Bodenfeuers. Gleichzeitig kann die Roteiche nach einer Schädigung durch Feuer schnell wieder austreiben, wodurch sie wichtig für die Wiederbewaldung nach einem Schadereignis ist.

Amerikanische Roteiche
Blätter, Blüten und Früchte einer Roteiche.Foto: Nora Walbrun/ForstBW

Auch in Baden-Württemberg heimisch

In Baden-Württemberg kommt die Roteiche besonders in den Mischwäldern des nördlichen Landesteils vor, aber auch in urbanen Lagen sind einzelne Exemplare zu finden. Ein besonders schönes und mit ca. 150 Jahren auch sehr altes Exemplar findet sich zum Beispiel in der Karlsruher Moltkestraße. Weitere monumentale Roteichen finden sich in den Hohenheimer Gärten oder auf der Insel Mainau.

Im Klimawandel wird die Roteiche laut Forst BW „zu einer wichtigen Größe im klimastabilen Wald“. Und durchaus ein optischer Faktor, denn wer an „Indian-Summer“ nicht nur an Kanada denkt, sondern auch an das Farbenspiel im heimischen Wald, denkt automatisch auch an die Roteiche. Denn deren rot-orangene Herbstfärbung ist hier ein wichtiger Bestandteil. Max Reger, Vorstandsvorsitzender von ForstBW erklärt: „Die Roteiche bereichert unsere Wälder mit ihrer Farbenpracht, aber auch mit ihren wichtigen Eigenschaften im Klimawandel. Ich bin froh, dass wir solche wertvollen Baumarten bereits seit vielen Jahrzehnten in unserem Portfolio haben.“

Geringe Ansprüche

Ähnlich wie ihre europäischen Verwandten, die Stieleiche und die Traubeneiche, kommt die Roteiche mit den veränderten Bedingungen im Klimawandel wie Trockenperioden und Sturmereignissen gut zurecht. Dabei stellt die Roteiche kaum Ansprüche an den Standort. Nur auf Böden, auf denen sich das Wasser staut, oder die extrem trocken sind, fühlt sie sich nicht wohl.

„In vielen Bereichen wächst sie sogar schneller und ist toleranter für Schatten und Nährstoffmangel als ihre europäischen Schwestern“, weiß Max Reger. Deshalb eigne sich die Roteiche sehr gut als eine Mischbaumart unter vielen weiteren für Buchen- und Eichenwälder.

Wertvolles Holz

Zu ihren guten Eigenschaften als Ergänzung im Waldbau bietet auch das Holz der Roteiche viele Vorteile. „Das leicht rötliche Holz bietet sich wunderbar für den Möbelbau an und schafft eine gewisse Abwechslung“, erklärt der Forstexperte. Nur für Weinfässer sollte man es nicht verwenden, da es im Gegensatz zu unseren heimischen Eichen die Poren nicht verschließt und somit die wertvolle Flüssigkeit auslaufen würde.

„Die Roteiche ist eine Baumart, die gerade als Mischbaumart einen wertvollen Beitrag zur Diversifizierung unserer Wälder leistet. Und ich freue mich schon, wenn im Herbst manche Wälder wieder einen Hauch von Indian Summer tragen“, so Max Reger.

Die Roteiche - ein Zukunftsbaum?

Zukunftsbaum versus Invasive Art

Während also die Forstwirtschaft also lobende Worte für den Nutzen des „Baum des Jahres“ findet, hat die amerikanische Roteiche durchaus auch Potential für Kontroverse. Denn für die Biodiversität im Wald ist die Art augenscheinlich nicht gänzlich ohne Probleme. So ist die Artenvielfalt gerade auf den Böden in Roteichenpflanzungen geringer als bei einheimischen Baumarten: Grund dafür ist der starke Blattwuchs, der Licht vom Boden abhält. Auch die heimische Insektenwelt fühlt sich Untersuchungen zufolge in den Bäumen weniger zu Hause, weshalb vermutet wird, dass eine Bestandsausweitung auch Effekte auf das Artensterben haben könnte.

„Naturschützer werden die Roteiche wegen ihrer schlechten ökologischen Eigenschaften scharf kritisieren. Forstbetriebe sehen ihr Zuwachspotential und die Stresserträgnis im Klimawandel auf den nicht so gut nährstoffversorgten Böden. Die Holzwirtschaft wird ihre Holzqualität und die Verwertungsmöglichkeiten loben,“ kommentierte der Vorsitzende des Bundes deutscher Forstleute, Dirk Schäfer anlässlich der Wahl Ende 2024. Dabei habe die Roteiche bisher nur einen geringen Anteil an der deutschen Waldfläche: Laut aktuellen Zahlen gemeinsam mit den sieben weiteren Gastbaumarten aus Nordamerika und Japan fünf Prozent.

In diesem Jahr steht die Roteiche nun erst einmal im Fokus, der Dialog rund um den Baum im Vordergrund: Ökologische Risiken einzuschätzen, gehört dazu wohl genauso wie Potentiale in Sachen für CO2-Speicherung und Rohstoffgewinnung zu erkennen.

Zur Kontroverse um die Entscheidung
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von Dr. Silvius Wodarz-Stiftung/Forst BW/red
10.04.2025
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