Bericht zum Windenergie-Workshop der Gemeinderäte am 28.03.2025
Die Gemeinden Talheim und Seitingen-Oberflacht möchten bei einer möglichen Windparkplanung zusammenarbeiten.
Um sich mit der Thematik vertraut zu machen und umfassend Einblick in die verschiedenen Auswirkungen rund um Windenergieanlagen zu erhalten, fand am Freitag, dem 28. März 2025, ein Workshop-Nachmittag für die beiden Gemeinderäte statt. Der Windenergie-Workshop wurde vom Forum Energiedialog Baden-Württemberg organisiert und moderiert.
Erste Überlegungen für einen Windpark zwischen den beiden Gemeinden kamen im Februar auf. Grund dafür ist die Flächenausweisung des Regionalverbands zur Umsetzung der Bundes-/Landesvorgaben zum Ausbau von Windenergie. Da sich die diskutierten Flächen im Eigentum der Gemeinden befinden, können diese selbst darüber befinden. Es sind jedoch noch keine Entscheidungen dazu gefallen.
Besichtigung des Windparks „Junge Donau“
Den Auftakt des Windenergie-Workshops bildete die Fahrt zum nahegelegenen Windpark „Junge Donau“ zwischen Eßlingen und Ippingen. Der moderne Windpark besteht aus fünf Windenergieanlagen mit einer Gesamthöhe von 241 Metern und einer Gesamtnennleistung von 21 Megawatt.
Der Windpark wurde von der Firma JUWI GmbH entwickelt und ist seit September 2023 in Betrieb.
Vor Ort konnten sich die Mitglieder der Gemeinderäte einen Eindruck von einem sich in Betrieb befindenden Windpark verschaffen. Vertreter der JUWI GmbH begleiteten die Gruppe und erläuterten neben der Historie auch die technische Umsetzung des Projekts. Dabei wurden zahlreiche Fragen der Gemeinderatsmitglieder zu verschiedenen Themen, wie dem Genehmigungsverfahren, Schall- und Schattenwurf sowie möglichen Auswirkungen auf die Umwelt, ausführlich beantwortet.
Gespräch mit anwohnenden Ortschaftsräten
Weitere wertvolle Einblicke erhielten die Teilnehmenden durch Gespräche mit dem Ortsvorsteher von Ippingen, Christian Butschle und drei Mitgliedern aus dem Ortschaftsrat Eßlingen, die ebenfalls in den Windpark gekommen waren. Sie berichteten aus erster Hand über ihre Erfahrungen, über den Alltag mit den Windenergieanlagen und wie Planung und Bau verliefen.
"Wir hören die Windräder schon, aber man lernt, die Geräusche zu ignorieren. Wichtig ist uns, nicht umzingelt zu werden."
Manuel Otholt, Ortschaftsrat Eßlingen, über den Windpark Junge Donau
Besonders während der ersten Planungsphase häuften sich die Sorgen der Bürgerschaft in den angrenzenden Ortsteilen. Seit der Inbetriebnahme des Windparks entspannt sich die Diskussion aber stetig. Der Wald kann nach wie vor für Freizeitaktivitäten genutzt werden. In Eßlingen waren die Anwohner vor allem mit der Kommunikation zu Beginn des Projekts unzufrieden. Der Ortsvorsteher von Ippingen appelliert an die Gemeinderäte, das Heft des Handelns selbst in die Hand zu nehmen, um als Kommune vom Windpark profitieren zu können.
Besichtigung potenzieller Standorte im Wald Waldberg (T) | Oberer Berg (SO)
Der nächste Stopp führte die Gemeinderäte in das mögliche Planungsgebiet im kommunalen Wald zwischen Talheim und Seitingen-Oberflacht. Der Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg führt die Fläche „Oberer Berg-Höllbühl“ mit einer Größe von 282 Hektar als mögliches Vorranggebiet für Windenergieanlagen. Die Fläche erstreckt sich größtenteils über Waldgebiete von Seitingen-Oberflacht und zu einem kleinen Teil auch über den Talheimer Teil des Waldes. Auf beiden Gemarkungen begutachtete die Gruppe einen möglichen Standort für Windräder im Wald. Der Workshop wurde von den zuständigen Revierförstern Klaus Butschle (Talheim) und Harald Rutha (SO) begleitet. Rutha erklärte an den beiden Halten die bestehenden Waldgebiete – etwa labile Fichtenbestände in Talheim, die er als ökologisch weniger wertvoll einordnete.
„Die Natur kennt kein Richtig oder Falsch – nur Möglichkeiten.“
K. Butschle, Revierförster Talheim zu den notwendigen Eingriffen in den Wald
Besondere Aufmerksamkeit galt beim Workshop der nachhaltigen Waldbewirtschaftung sowie möglichen Ausgleichsmaßnahmen für den Naturschutz. Für eine Windenergieanlage müssten in einem Altholz circa 600 Festmeter Holz auf 1,5 Hektar gerodet werden. Im Vergleich dazu: In Seitingen-Oberflacht schlägt die Gemeinde 5.200 Festmeter regulär pro Jahr – allerdings über den gesamten Wald verteilt. Wenn eine Windenergieanlage gebaut würde, müssten entsprechende Flächen wieder aufgeforstet werden. Insgesamt bewerten die Förster das mögliche Windkraft-Projekt in ihren Revieren unkritisch.
Vorstellung der Projektidee und Fragerunde
Zum Abschluss des Workshop-Nachmittags präsentierten Vertreter der JUWI GmbH ihre konkrete Projektidee für einen Windpark in den Gemeinden Seitingen-Oberflacht und Talheim: Fünf moderne Windenergieanlagen sind für JUWI im Waldgebiet auf Flächen im Eigentum der Kommunen denkbar. Sie stellten die technischen Rahmenbedingungen vor und erläuterten, welche Kriterien für die Standortwahl ausschlaggebend sind. Dabei wurde klar, wie gering der Spielraum zur Platzierung von fünf Anlagen wäre.
In einer offenen Fragerunde hatten die Gemeinderäte Gelegenheit, spezifische Fragen zu stellen und kritische Aspekte zu diskutieren. Wichtig war für die Gremien dabei unter anderem die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die Beteiligungsmöglichkeiten für die Bürgerschaft.
„Es war wichtig, zuerst unsere Gemeinderäte umfassend zu informieren – danach, jetzt ist die Bürgerschaft an der Reihe.“
Bürgermeister Jürgen Buhl, zur Entscheidungsfindung zu einem neuen Windpark
Der Windenergie-Workshop bot den Gremienmitgliedern wertvolle Einblicke in die Chancen und Herausforderungen eines Windparkprojekts. Die gewonnenen Informationen sollen als fundierte Grundlage für die weiteren Beratungen in den Gemeinderäten von Seitingen-Oberflacht und Talheim dienen. Die Information und Beteiligung der Öffentlichkeit im Rahmen einer oder mehrerer Veranstaltungen werden aktuell vorbereitet. Weiter Informationen folgen.
Über das Forum Energiedialog Baden-Württemberg
Das Forum Energiedialog (energiedialog-bw.de) ist ein Angebot des Landes Baden-Württemberg für Kommunen. Gemeinsam werden Wege gesucht, um Raum für ergebnisoffene Dialoge zu schaffen und im Kontext der Energiewende entstandene Konflikte fair und sachlich auszutragen.
Bei Fragen ist Sarah Albiez, s.albiez@energiedialog-bw.de, 0151 10674803
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