„Ein Vortrag zur Geschichte Grötzingens kommt immer gut beim Publikum an“, meinte ein Besucher des Evangelischen Gemeindehauses vergangene Woche. Zu Gast war dieses Mal der Grötzinger Dr. Klaus Horn. Viele Menschen im Bergdorf kennen ihn als aktives Mitglied der Heimatfreunde Grötzingen, wo er auch an dem Buch „Leben und Arbeiten in Grötzingen in den 50er und 60er Jahren“ mitarbeitete.
Dieses Buch sollte im Mittelpunkt seines Vortrags sein. Horn kündigte gleich zu Beginn ein weiteres Buch an: „Seit Corona ist ein weiteres Buch unterwegs, jetzt ist es in der Mache.“ Zwei Themen sollen im Vordergrund des Buchs stehen: „Wandel des Ortsbildes“ und „Leben und Arbeiten in Grötzingen“.
„Ich habe mich auf verschiedene Straßen konzentriert und eine vollständige Liste der Luftbilder von 1958 vorliegen. Das hat mir bei der Beschreibung des Ortsbildes sehr geholfen. Die Korrektur der Pfinz war eine sehr ortsprägende Maßnahme.“ Dr. Klaus Horn ging weiter in die Geschichte Grötzingens zurück: „1961 gab es noch elf Gasthäuser hier, aber auch noch 22 Betriebe mit Kolonialwaren und Lebensmitteln.“
Horn ging auch auf den Lebenslauf des Grötzingers Harald Schwer ein: „Er kam 1941 auf die Welt und wuchs zuerst in Karlsruhe auf, bevor er mit seinen Eltern nach Grötzingen zog.“ Dass das Leben damals nicht einfach war, zeigen Schwers Ausführungen: „Meine Eltern waren beide 21 Jahre alt, als sie 1940 heirateten; sie bekamen in der Kaiserstraße 86 in Grötzingen eine Dachgeschosswohnung zur Miete. Der Kniestock der Wohnung war circa 30 Zentimeter hoch, d.h. die Dachschräge reichte beinahe bis zum Boden. Die Wohnung hatte ein Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche und WC bei einer Größe von etwa 45 Quadratmetern. Mein Schlafbereich war bis zu meinem 14. Lebensjahr in einer Ecke in der Küche, danach bekamen wir noch eine Kammer im restlichen Speicherbereich des Hauses dazu, welches zu meiner Schlafkammer ausgebaut wurde, das waren dann etwa acht Quadratmeter.“ Auch der „Bäcker Weiß“ später der „Rufe-Beck“ wurden erwähnt und natürlich viele andere Geschäfte im Ort.
Dr. Klaus Horn brachte viele Erinnerungen an die Zeit nach 1945: „Ende April lebten wir noch in der Karlsruher Kaiserstraße und Frau Beck sorgte für Ruhe im Haus. Als wir in Grötzingen lebten, kamen viele Flüchtlinge aus dem Sudetenland hierher, auch viele protestantische Flüchtlinge.“ Auch über einen bekannten Hausarzt wusste Horn zu berichten: „Drei Mark für eine Beratung, fünf Mark für einen Hausbesuch.“ „Grötzingen hatte damals fünf bis sieben Bahnübergänge. Es gab auch eine Chemische Fabrik Petunia.“ Auch der Historiker und Autor Dr. Peter Güß war unter den geschichtsinteressierten Gästen.
„Leben und Arbeiten in Grötzingen in den 50er und 60er Jahren“ ist erhältlich über den Heimatverein Grötzingen oder im Heimatmuseum. Infos über den Verein und das Buch unter www.heimatfreunde-groetzingen.de (ras).