Mehr Befugnisse für den Beirat
In der jüngsten Sitzung hat sich der Beirat für nachhaltige Entwicklung und Agenda 21 konstituiert. Das Gremium (ehemals Umweltbeirat) besteht aus fünf Mitgliedern des Gemeinderats (aus jeder Fraktion ein Sitz) und vier sachkundigen Bürgerinnen und Bürger.
Bürgermeister Christian Stalf wies in diesem Zusammenhang nochmal auf die Erweiterung des Beirates auf nachhaltige Themen und auf die Befugnisse hin. So soll bei entsprechenden Themen der Gemeinderat und der Ausschuss für Umwelt und Technik auf die fachliche Einschätzung des Beirates zurückgreifen. Beiratsmitglied Karola Keitel ist es wichtig, nicht erst gefragt zu werden, wenn die Entscheidung bereits gefallen sei.
Fokus liegt auf Wärmewende und Energieberatung
Mario Doniat, Umweltschutz- und Klimaschutzbeauftragter der Gemeinde, stellte den aktuellen Energiebericht vor. Schwerpunkt des Berichts sind zehn priorisierte Maßnahmen mit konkreten Schritten in Richtung Wärmeplanung, Energieeffizienz und die Weiterentwicklung im Rahmen des European Energy Awards (EEA).
Ein zentrales Thema derzeit ist der geplante Ausbau des Wärmenetzes mit erneuerbarer Energie in Reichenbach und Busenbach. Hierzu führt die Gemeinde Gespräche mit verschiedenen Wärmenetzbetreibern. Um mögliche Versorgungsmodelle zu prüfen, werden aktuell die Verbrauchsdaten kommunaler Gebäude gesammelt. Ergänzend dazu verfolgt die Gemeinde eine Wärmepumpen-Offensive, so Doniat. So wird jeden ersten Donnerstag im Monat eine kostenlose Energieberatung für interessierte Bürgerinnen und Bürger angeboten. Auch die Albtherme plant in Zusammenarbeit mit der EnBW eine Einzellösung auf Basis einer Wärmepumpen-Hybridheizung und will gleichzeitig den Photovoltaikausbau vorantreiben. Im Bereich der kommunalen Energieplanung ist der European Energy Award (EEA) weiterhin ein wichtiges Instrument. In Abstimmung mit der Umwelt- und Energieagentur (UEA) wurde der Energieplan als zentrales Steuerungswerkzeug für die kommenden Jahre festgelegt. Im Herbst 2025 wird im Gemeinderat beraten, wie die Arbeit im Rahmen des EEA fortgeführt und weiterentwickelt wird. Eine weitere priorisierte Maßnahme im Energieplan ist die Umrüstung der LED-Beleuchtung. In den zurückliegenden Jahren wurden von 1900 Leuchten etwa 66 Prozent umgestellt, informierte Jürgen Hemberger, Fachbereichsleitung für Hoch- und Tiefbau. Die eingesparten Stromkosten betragen etwa 9000 Euro. In etwa 15 Jahren könnte sich die Investition amortisieren.
Pia Orywall, Energiemanagerin der Gemeinde, informierte über den aktuellen Stand der Energiedatenerfassung und Photovoltaikanlagen auf kommunalen Liegenschaften. Nach der Kündigung des bisherigen Dienstleisters hat die Gemeinde mit den Stadtwerken Ettlingen einen neuen Partner gewonnen. Die Verbrauchserfassung erfolgt künftig über ein LoRaWAN-basiertes Sensorsystem, so Orywall. Dafür wurden bereits Sensoren und Zähler in den kommunalen Gebäuden installiert und sechs sogenannte Gateways im Gemeindegebiet verteilt. Parallel dazu wurden Energieausweise und Gebäudesteckbriefe für eine Vielzahl öffentlicher Gebäude erstellt, darunter das Rathaus, die Schulen, Kindertageseinrichtungen und weitere gemeindeeigene Gebäude. Ein weiterer Schwerpunkt des Berichts war der Ausbau der Photovoltaik-Anlagen. Insgesamt sind derzeit PV-Anlagen mit einer Leistung von rund 280 kWp auf kommunalen Dächern installiert. Die Anlagen befinden sich unter anderem auf dem Rathaus, der Albert-Schweitzer-Schule, der Anne-Frank-Schule, der Waldschule, dem Bauhof sowie weiteren Einrichtungen wie dem Freibad, dem Don Bosco-Kindergarten oder dem Jugendtreff.
Mobilitätskonzept nimmt weiter Fahrt auf
Bürgermeister Christian Stalf stellte zudem den aktuellen Stand des Mobilitätskonzepts der Gemeinde vor. Wichtige Erfolgsfaktoren des Konzepts seien neben der Bürgerbeteiligung (z. B. durch Verkehrsspaziergänge und Fahrradtouren) auch eine solide Datenbasis, die durch Zählungen und umfassende Verkehrsanalysen gestützt wird.
Ziel sei eine bedarfsgerechte Umsetzung von Maßnahmen in priorisierten Arealen – von der Förderung des Radverkehrs über die Ordnung des ruhenden Verkehrs bis hin zur Parkraumbewirtschaftung. Im Konzept sind zehn sogenannte Leuchtturmprojekte definiert, die nach Dringlichkeit priorisiert wurden. Zu den Projekten mit höchster Priorität zählen unter anderem die Einrichtung von Fahrradstraßen, der Ausbau der Radverbindung Talstraße/Bahnhofstraße, sowie die Neuordnung des ruhenden Verkehrs. Weitere Schwerpunkte liegen auf dem Ausbau der E-Ladeinfrastruktur, der Fahrradachse Bergstraße und der barrierefreien Gestaltung von Verkehrswegen. Besonders hervorgehoben wurde der geplante Ausbau der Talstraße/Bahnhofstraße, die als zentraler Lückenschluss für den sicheren Radverkehr in Waldbronn gilt. Die Umsetzung ist für 2026 vorgesehen. Für 2025 sind neue E-Lade-Stationen unter anderem in der Albaustraße, im Waldring, in der Vogesenstraße sowie an den Bahnhöfen Busenbach und Reichenbach geplant. Für die kommenden Jahre sind weitere Maßnahmen angedacht: So werden Radabstellanlagen und Servicepunkte geplant, ebenso Querungshilfen und Markierungen im Bereich Rück I und II sowie an der Bergstraße/Talstraße. Auch die Beschilderung und Umsetzung von Fahrradstraßen ist vorgesehen.
Ausgleichsmaßnahmen sollen überwacht werden
Der Beirat nahm zudem den Natur- und Umweltbericht, den Mario Doniat vorstellte, zur Kenntnis. Ein zentraler Punkt war das Monitoring der Ausgleichsflächen im Zuge des Bebauungsplans „Erweiterung Ortszentrum – Rück II“. Das beauftragte Fachbüro hatte im Jahr 2024 eine Überprüfung der ökologischen Ausgleichsmaßnahmen durchgeführt. Dabei wurden einige Mängel festgestellt: So fehlten teilweise gepflanzte Bäume, die notwendige Pflege war nicht ausreichend erfolgt und in einigen Bereichen wurde bis in den Wurzelbereich hinein landwirtschaftlich bewirtschaftet, was dem Schutzzweck der Flächen entgegensteht.Jetzt sollen Pflegerückstände abgearbeitet und Baumpfanzungen ggf. nachgeholt werden. Besonders betroffen, so Doniat, sind Flächen an der Stuttgarter Straße. Mit den dortigen Bewirtschaftern von Ackerflächen, die zu nahe an den Ausgleichsflächen sind, sind Vereinbarungen zum Erhalt und Pflege getroffen worden. Ein weiterer Schwerpunkt des Berichts waren Maßnahmen zurReduzierung von Schottergärten und versiegelten Flächen. Die Gemeinde unterstützt Bürgerinnen und Bürger, die ihren Vorgarten entsiegelnund naturnah gestalten möchten. Für Schottergärten, dievor dem 23. Juli 2020angelegt wurden, greift diekommunale Bürgerförderung.
Regenwasser sinnvoll nutzen: Idee zur Bewässerung an der Talstraße vorgestellt
Jürgen Hembergerstellte zudem eine Möglichkeit zurRegenwassernutzung in der Talstraßevor. Ziel sei es, dieRegenrückhaltebecken mit Künstlicher Intelligenz so zu steuern, dass möglichst viel Wasser zurückgehaltenund anschließend zurBewässerung angrenzender Grünflächengenutzt werden kann.
Angesichts immer häufiger auftretender Hitzeperioden ist die Regenwasserbewirtschaftung ein wichtiges Zukunftsthema für die Gemeinde. So sah es auch der Beirat.
Hembergers Vorschlag sieht vor, dass mithilfe einer digitalen Steuerung geregelt wird, wie viel Wasser bei Starkregen abgelassen wird, um gleichzeitig den maximal möglichen Wasserrückhalt im Becken sicherzustellen.
Ein junges Start-up aus Karlsruhe könnte die Gemeinde bei der Entwicklung einer solchen Steuerung unterstützen, so Hemberger. Technisch notwendig wären eine Steuerungssoftware sowie ein entsprechender Motor zur Regelung des Ablaufpegels. Wasserleitungen in die Grünflächen entlang der Talstraße wurden im Zuge der Erschließung des Baugebiets Rück II bereits verlegt. Das vorhandene Regenrückhaltebecken bietet damit ein enormes Potenzial, künftig kostbares Trinkwasser einzusparen und gleichzeitig die Pflege des öffentlichen Grüns zu sichern.