Große Kreisstädte wie Eislingen sind deshalb gesetzlich dazu verpflichtet, eine kommunale Wärmeplanung aufzustellen. Ziel dieser Planung ist es, die Wärmeversorgung bis 2040 klimaneutral umzubauen. Eine der ersten Ideen, die dafür näher unter die Lupe genommen werden, ist eine Nahwärmeversorgung für Krummwälden.
Der Ort hat Potenzial - auch beim Thema Wärmeversorgung. Viele Städte und Gemeinden setzen für die Wärmeversorgung der Zukunft auf Nahwärmenetze. Dabei versorgt eine große Heizungsanlage mehrere Gebäude in ihrem Umfeld mit klimafreundlicher Wärme. „Ein kleines Nahwärmenetz gibt es in Krummwälden schon“, erklärt Felix Stiebler. Er ist Beauftragter für eine klimaneutrale Kommunalverwaltung in Eislingen. Die Hackschnitzelanlage in Krummwälden wird von einem Landwirt betrieben und versorgt derzeit acht umliegende Gebäude. Darüber hinaus gibt es eine Biogasanlage, die weitere Gebäude versorgen könnte. Derzeit produziert die Anlage Strom, die ins Netz eingespeist wird.
Es wird eine Machbarkeitsstudie erstellt
Womöglich könnten zukünftig weitere Gebäude an ein Nahwärmenetz angeschlossen werden. Wie der Ausbau klappen könnte und ob überhaupt genügend Menschen in Krummwälden mitmachen würden, das ist Gegenstand einer Machbarkeitsstudie, die ein externes Büro im Auftrag der Stadt derzeit erstellt. Teil dieser Machbarkeitsstudie ist eine Befragung der Einwohner Krummwäldens. In der laufenden oder in der kommenden Woche sollten die Einwohner ein entsprechendes Schreiben erhalten. „Wir müssen den kommunalen Wärmeplan weiterentwickeln“, erklärt Stiebler. Klar ist aber auch, wenn die Immobilienbesitzer nicht mitmachen, passiert gar nichts. Allerdings stellt sich in jedem Gebäude über kurz oder lang die Frage nach einer neuen Heizung.
Neben der Hackschnitzel- und Biogasanlage in Krummwälden sind in Eislingen weitere Nahwärmenetze vorstellbar. In der bisherigen kommunalen Wärmeplanung gibt es Ideen, Abwärme von Unternehmen für die Wärmeversorgung benachbarter Häuser zu nutzen oder Immobilienbesitzern Zuschüsse für energetische Sanierungen anzubieten. Ob und wie dies möglich wäre, wird derzeit näher untersucht.
Eine wichtige Frage ist in Krummwälden, wer Betreiber der Nahwärmenetze wird, sofern sie einmal tatsächlich gebaut werden. „Der Betrieb ist mit einem größeren Aufwand verbunden“, meint Stiebler. Unter anderem muss die Versorgungssicherheit gewährleistet werden. Darüber hinaus muss es für die Verbraucher eine gewisse Preisstabilität geben.
Ein großer Vorteil für die Kunden in einem Nahwärmenetz ist, dass sie sich nicht mehr um die technischen Möglichkeiten zur Einhaltung gesetzlicher Vorschriften beim Heizen kümmern müssen. Für den Bau des Nahwärmenetzes sind aber erst einmal große Anstrengungen nötig. Immerhin müssen neue Leitungen bis zu jedem Gebäude, das angeschlossen werden soll, verlegt werden.
Sowohl eine Hackschnitzel- als auch eine Biogasanlage gilt als klimaneutral - obwohl auch dort bei einer Verbrennung CO2 erzeugt wird. Es wird allerdings nur so viel CO2 freigesetzt, wie kurz zuvor in den Pflanzen oder dem Festmist (Pferde, Rinder, Schwein, Geflügel) gebunden wurde. Daher gilt sowohl Biogas als auch Energie aus Hackschnitzel als klimaneutral.
Im Zuge der Haushaltsdebatte hat die CDU beantragt, eine Gasleitung von Krummwälden ins Schulzentrum Ösch zu bauen. Dort könnten Wärme und Strom mit dem Biogas aus Krummwälden erzeugt werden, so der Vorschlag.
Die Stadtverwaltung möchte jedoch zunächst klären, ob es ausreichend Interesse an einem Nahwärmenetz in Krummwälden gibt. Hintergrund ist auch, dass eine Gasleitung bis ins Schulzentrum rund 1400 Meter lang wäre und dabei durch mehrere private Grundstücke geführt werden müsste. Nichtsdestotrotz könne über die CDU-Idee nachgedacht werden, sofern sich kein Nahwärmenetz in Krummwälden verwirklichen lassen sollte, meinte der Oberbürgermeister Klaus Heininger am vergangenen Montag im Gemeinderat. bra