Am Montagabend stellten die Schulsozialarbeiter Christina Bös, die an der Dr.-Engel-Realschule tätig ist, und Markus Seibold (Pestalozzi-Schule) im Verwaltungsausschuss der Stadt stellvertretend für alle Schulsozialarbeiter an den Eislinger Schulen ihre Berichte zum vergangenen Schuljahr vor.
Es gäbe viel zu erzählen, doch die Zeit ist begrenzt. Vier Punkte habe sie sich für ihren mündlichen Bericht herausgesucht, erklärt Christina Bös am Montagabend im Rathaus. Erstens: Die Schülermentoren können das Angebot an AGs im Rahmen der Ganztagesbetreuung kaum noch stemmen. „Die Schülermentoren waren ziemlich überfordert“, sagte Bös. Schülermentoren sind engagierte Schüler der oberen Klassen, die Angebote für die jüngeren Schüler machen. Dabei sei es aber nicht allein die Anzahl der Kinder gewesen, die die Schülermentoren überfordert habe. Es seien auch jene Kinder gewesen, die aggressiv oder ausfallend seien, die die Schülermentoren belastet hätten. Einige dieser Kinder mussten von den Angeboten ausgeschlossen werden, erklärte Bös.
Wenn Eltern das Schulschwänzen stets entschuldigen
Ein weiteres Problem, das immer größer geworden sei, sei der sogenannte Schulabsentismus, umgangssprachlich „Schwänzen“. Immer häufiger blieben Jugendliche dem Unterricht fern, vor allem in den oberen Klassen. „Das nimmt überall überhand“, so Bös. Die Gründe seien vielschichtig. Zuweilen könne die psychologische Beratungsstelle helfen. Ein Problem sei es aber, wenn Eltern die Fehlzeiten stets entschuldigten. Weil insbesondere zu den Terminen der Klassenarbeiten viele Schüler nicht erschienen, hätten die Lehrer zuweilen Schwierigkeiten, passende Nachholtermine zu finden.
Als drittes hob Bös die Notwendigkeit der Präventionsprojekte der Schulsozialarbeit hervor. Das Wissen vieler Schüler habe Lücken. Da hilft es auch nicht, dass Wissen über das Smartphone eigentlich verfügbar wäre. Doch die technischen Geräte werden offenbar meist nicht für den Zweck der Wissensaneignung genutzt. Im Gegenteil. Manche Fünftklässler seien täglich acht bis neun Stunden am Handy, so Bös. „Vieles spielt sich nur noch in der digitalen Welt ab“, sagt sie. Die Folge sei, dass die Fähigkeit zur Kommunikation in der Welt außerhalb des Handys leide. Im manchen Klassenchats würden dafür 2000 Nachrichten über ein Wochenende verschickt. „Das ist die Welt, in der sich die Kinder aufhalten“, berichtete die Schulsozialarbeiterin.
Der vierte Punkt, den Bös während ihres Vortrages vor dem Verwaltungsausschuss ansprach, war die Problematik der falschen Schulwahl einiger Eltern. Nach dem Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung seien mehr und mehr Kinder auf die Realschule gekommen, obwohl der Unterricht sie überfordere. Rund ein Viertel der Schülerschaft an der Realschule habe eigentliche einer Werkrealschulempfehlung. Die Folgen seien zuweilen Resignation und Verweigerung. „Sie sind völlig abwesend und stören den Unterricht“, berichtet Bös.
6,4 Stellen für fünf Eislinger Schulen
Angesichts der Berichte aus der Schulsozialarbeit hob der Oberbürgermeister Klaus Heininger die Notwendigkeit des Angebots hervor. „Die Schulsozialarbeit ist für uns unverzichtbar“, sagte er. Und der Bedarf werde in der Zukunft eher weiter steigen als sinken. Die Coronajahre hätten wie ein Brandbeschleuniger auf die Probleme mancher Kinder und Jugendlicher gewirkt. Ferner hätten Entscheidungen der Landespolitik wie das Aufheben der verbindlichen Grundschulempfehlung die Situation vor Ort zusätzlich verschärft. „Es ist schulpolitisch nicht alles sinnvoll gewesen, was in den vergangenen Jahren passiert ist“, meinte Heininger. Doch darauf habe die Stadt keinen Einfluss. Man könne nur Versuchen, die Fehlentwicklungen wieder einzufangen, auch wenn dies zuweilen wie ein Kampf gegen Windmühlen sei. bra