Kreisverband der Obst- und Gartenbauvereine Esslingen e. V.
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Bericht Fachwart/Rückblick Wetter und Vegetation 2024

Zuerst einige Klimadaten für Deutschland: Mit einer Durchschnittstemperatur von 10,2 C° war es mal wieder zu warm. Obwohl extreme Temperaturspitzen fehlten,...

Zuerst einige Klimadaten für Deutschland: Mit einer Durchschnittstemperatur von 10,2 C° war es mal wieder zu warm. Obwohl extreme Temperaturspitzen fehlten, waren vor allem der August und September weit über dem Schnitt. Die Niederschlagsmengen lagen mit 903 l/m² über der normalen Menge von 789 l/m². Das hydrologische Winterhalbjahr (November 2023 bis April 2024) war das nasseste seit Aufzeichnungsbeginn. Mit knapp 1.700 Sonnenstunden lag Deutschland über dem Soll von 1.544 Stunden. 2.000 Stunden schien die Sonne im Osten, im Westen und Süden unter 1.500 Stunden Sonne.

Nun der Jahresablauf: Der Januar war teilweise winterlich. Dafür legte der Februar mit Tagestemperaturen von +14 C° und lauen Nächten von +5 C° so richtig los. Man kann sagen, ein April im Februar. Die 70 Liter Regen taten ihr Übriges, um die Vegetation in Schwung zu bringen. Die Kornelkirsche lag Anfang Februar in Vollblüte. Johannisbeeren trieben um den 28. Februar aus. Der März brachte einige bei den ersten Gartenarbeiten ins Schwitzen. 21 C° zeigte das Thermometer am 22.03. an. Auch so manchen Obstbauern trieb dies Schweißperlen ins Gesicht, anhand der schnellen Entwicklung der Vegetation. „Ob das gut geht?“ Blühbeginn bei den Stachelbeeren lag um den 25.03. Die ersten Birnen blühten um den 28.03. auf. 44 l/m² betrug der Niederschlag.

Der April hatte auch so manche Überraschung. Am Oberrheingraben war der wärmste Tag am 6. mit 30,1 C°. Eine Wetterstation im Oberesslingen maß 30 C° am 08.04. So mancher Sonnenanbeter kam mit Sonnenbrand nach Hause. Die Apfelblüte begann sogar um den 26. März. In einem Zeitraum von fast 4 Wochen lief die Apfelblüte ab, eigentlich extrem lang. Eine Folge der Witterung.

Das nächste Highlight fand in der 2. Monatshälfte statt. Polarluft, Schnee und Graupelschauer hieß es in den Wetterberichten, zwischen dem 23. und 24. April mit -1 C° und -2 C°. Einige Apfelsorten blühten noch, andere haben abgeblüht. Aber die kleinen Früchte von Apfel, Birne und Steinobst sind viel empfindlicher gegenüber Frost als die Blüten. Die folgenden Tage nach dem Frost wurden interessant. Bleibt es hängen oder fallen die Früchte ab? Die Mehrzahl blieb hängen … Glück gehabt! Nicht so im Osten Deutschlands, in Franken und im Hohenlohischen. Dort gab es Totalausfall in Obstanlagen, Gärten und Wiesen. Ein paar zehntel Minusgrade mehr, die Dauer des Frostereignisses und Wind entschieden, ob was hängen bleibt.

51 Liter hat es im April geregnet. Der Mai und Juni versprachen ebenso meteorologische Highlights. Extrem nass zeigte sich der Mai. Es war schwer, im Garten zu arbeiten. Wasser, Schnecken, Unkraut waren reichlich vorhanden. Mit 100 l/m² Niederschlag und wenig Sonnenschein wahrlich kein Wonnemonat. Das Wasser im Boden verursachte bei einigen Pflanzen Wuchsdepressionen und Saaten gingen nicht auf … Sauerstoffmangel, sagten die Experten. Pünktlich zur OGV-Hocketse verursachte ein Adriatief Dauerregen. Am Freitag, 31.05., fielen 50 Liter, am Samstag, 01.06., und am Hocketse-Sonntag fielen nochmals 50 Liter. Hochwasserlage in Baden-Württemberg, Bayern und im Osten bestimmte das Geschehen.

Der Juni brachte Schafskälte, Regen und Hitzeperioden. Es war für jeden was dabei, nur nix Gescheites. 172 l/m² landeten im Regenmesser auf dem Krinnhof. Die nasse Witterung brachte Probleme mit Pilzkrankheiten im Garten und in der Landwirtschaft: Schorf, Mehltau, Monilia im Obst, Krautfäule in Kartoffeln und Ährenkrankheiten in Getreide. Die Bakterienkrankheit Feuerbrand war vermehrt in Kernobst zu finden. Auch der Juli brachte kein beständiges Sommerwetter. Einem kühlen Start folgten Hitzeperioden und Starkregen. Einzig der Apfelwickler hielt sich in Grenzen, der mag schönes, warmes Biergartenwetter. Eine Chance für Äpfel und Birnen, die nicht Opfer der Pilzkrankheiten wurden. Der Hochsommermonat August war ebenfalls ein wechselhafter Geselle. Die Apfelernte begann im Schnitt 2 Wochen früher als normal.

Hochsommerlich bis herbstlich kühl präsentierte sich der September und mit 64 l/m² Niederschlag nicht gerade trocken. In der Obsternte in diesen Wochen zeigte sich, ob eine Regenjacke was taugte oder nicht. Obst gab es reichlich. Eine der besten Obsternten in Baden-Württemberg seit langem. Die Preise für Mostobstwaren äußerst kapitalistisch: 18 bis 25 Euro bekam man für 100 Kilo, biozertifiziert über 30 Euro. Das lag an den geringen Erntemengen im restlichen Europa und an leeren Substratlagern der Saftindustrie.

Bei Lagerobst ergaben Messungen sehr niedrige Zuckerwerte. Eine Folge der nassen und sonnenscheinarmen Witterung im Sommer. Die Früh- und Herbstapfelsorten hatten eine geringe Lagerfähigkeit durch den fehlenden natürlichen Konservierungsstoff Zucker. Späte Sorten waren da besser.

Der erste Schnee fiel am 21. November. Am 25.11. war der Winter wieder vorbei. Das Thermometer stieg praktisch über Nacht auf +20 C°. Für jeden Wetterfühligen eine Berg- und Talfahrt im Wohlbefinden. Der letzte Monat im Jahr 2024 war gegenüber dem Rest des Jahres eher meteorologisch langweilig. An Weihnachten im Bergland Schnee und Frost, in flacheren Gefilden zum Jahreswechsel eher grau und mild.

Fazit 2024: spannend und vielfältig. Aber auf einiges hätte man verzichten können.

Und noch eine kleine Bemerkung am Rande: Wäre das Jahr 2024 zweihundert Jahre früher passiert, wäre es ein klassisches Hungersnotjahr gewesen.

MaKr

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Ausgabe 13/2025

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