Bei nebeligem, nahezu windstillem Wetter fand am letzten Samstag um 9 Uhr auf einer Streuobstwiese an der B 295 eine von Baumwart Helmut Schneider angeleitete Pflanzaktion für Obstbäume statt. Die Aktion diente nicht nur der Aufforstung, sondern sollte auch die Biodiversität in der Umgebung fördern. Besonderes Augenmerk wurde auf den Schutz der Pflanzen vor Wühlmäusen und die Schaffung von Lebensräumen für Greifvögel gelegt.
Am bereits vorbereiteten Pflanzloch erklärte Helmut Schneider, dass sich die Zahl der Wühlmäuse in den letzten Jahren stark erhöht hat. Während im Erwerbsobstbau meist mit Giftködern gearbeitet wird, um die Wühlmäuse zu töten, werden im ökologischen Anbau und auf Streuobstwiesen die Wurzeln der neu gepflanzten Bäume mit Drahtkörben geschützt. Leider werden oft unverzinkte Drahtkörbe oder ein zu kleines Stück Maschendraht mitgeliefert, was allzu oft keinen ausreichenden Schutz bietet. Es soll auch helfen, das Pflanzloch ein Jahr früher auszuheben, da sich die Wühlmäuse dann in andere Bereiche der Wiese verziehen.
Der eingesetzte beschichtete Maschendraht wird zu einem oben und unten offenen Zylinder geflochten. So können senkrechte Wurzeln ungehindert nach unten wachsen. Damit Wühlmäuse trotzdem nicht an die Wurzeln kommen, muss der Drahtkorb mindestens 70 cm tief eingegraben werden. Vor der Pflanzung des Baumes ist das Pflanzloch wieder mit Erde, Kompost und Hornspänen aufzufüllen, damit die Veredelungsstelle nicht in Kontakt mit dem Erdreich kommt.
Anschließend wird der Hochstamm mit Hilfe von zwei Pfosten mit Naturseil ausgerichtet. Die Pfosten dienen gleichzeitig als Schutz bei Mäharbeiten mit dem Traktor. Vom Drahtkorb schauen nach dem vollständigen Befüllen des Pflanzloches noch ca. 30 cm heraus. Die Öffnung wird dicht am Stamm zugebunden, sodass auch von oben keine Wühlmaus in das Innere gelangen kann. Vorher wurde noch ein luftdurchlässiger Stammschutz gegen Wild-Verbiss angebracht. Ein weißer Stammschutz bietet gleichzeitig Schutz gegen Schäden an der Rinde durch Frost-Tau-Wechsel.
Um die natürliche Schädlingsbekämpfung zu unterstützen, wurde zudem ein Greifvogelansitz montiert. Dieser besteht aus Holz von vorangegangenen Schnittarbeiten und wurde an einem der Pfosten befestigt. Die Vögel helfen, die Population von Schädlingen, die den Obstbäumen schaden könnten, in einem natürlichen Gleichgewicht zu halten.
Nach einer guten Stunde wurde die Aktion mit dem Pflanzschnitt beendet. Leider waren keine Besucher gekommen, um sich die Erklärungen des Profis anzuhören. Vielleicht lag dies zum Teil am wenig einladenden Wetter, am eher exotischen Thema oder daran, dass die letzte Sammelbestellung von 250 Obstbäumen durch den OGV Simmozheim gerade erst zwei Jahre her ist. Der OGV bedankt sich herzlich beim Referenten.