Im vollbesetzten NEUNZEHN21 (ca. 150 Personen) stellten die drei Gemeinderäte Heike Pfeifle (SPD, Gechingen), Johannes Schwarz (Bündnis 90/Die Grünen, Calw) und Simon Klass (Bürger-Union, Gechingen) die Pläne für ein interkommunales Windenergieprojekt der Kommunen Calw, Gechingen und Wildberg vor. Ein gemeinsames Projekt mit regionaler Strahlkraft.
Die drei Gemeinden beabsichtigen, auf kommunalen Flächen zwischen fünf und acht Windkraftanlagen zu errichten. Wie aus den Ausführungen von Pfeifle und Klass hervorging, wurde das Projekt in den vergangenen zwei Jahren in zahlreichen öffentlichen Sitzungen der Gemeinderäte ausführlich beraten und transparent diskutiert. Die Entscheidung, die Firma Alterric als Betreiber auszuwählen, wurde Ende April nach intensiver Prüfung der Optionen mit großer Mehrheit getroffen.
Johannes Schwarz verdeutlichte in seinem Vortrag die strategische Bedeutung von Windkraft für die Energiewende in Baden-Württemberg. Trotz bestehender Abgaben wie der EEG-Umlage sei die Windkraft mittlerweile die kostengünstigste Form der elektrischen Energiegewinnung – preislich sogar unter Photovoltaik und fossilen Brennstoffen wie Gas. Mit Blick auf den geplanten Standort Lindenrain räumte er ein, dass pro Windrad etwa 0,7 Hektar Waldfläche gerodet werden müsste. Dies sei ein Eingriff in die Natur, jedoch im Verhältnis zur täglichen Rodung von durchschnittlich 1,3 Hektar Wald im Rahmen des Kohleabbaus vergleichsweise gering. Schwarz plädierte dafür, Windräder im Wald nicht pauschal abzulehnen, sondern sensibel umzusetzen und berief sich dabei auch auf eine gemeinsame Stellungnahme der beiden großen Umweltverbände BUND und NABU.
Simon Klass betonte eindringlich die kritische Finanzlage vieler Kommunen: „Alle Gemeinden stehen aktuell mit dem Rücken zur Wand.“ Durch Windräder auf kommunalen Flächen würden beträchtliche jährliche Einnahmen im hohen fünfstelligen Bereich generiert – Gelder, die dringend benötigt werden, um freiwillige Leistungen wie den Betrieb von Hallenbädern, die Unterstützung örtlicher Vereine oder die Pflege öffentlicher Spielplätze langfristig zu sichern. Ein Rückzug Gechingens aus dem Projekt wäre seiner Einschätzung nach kaum nachvollziehbar. Denn auf Gechinger Gemarkung sei lediglich ein einziges Windrad geplant – die übrigen würden dennoch gebaut, teils sogar näher an der Ortschaft als das eigene. Dies hätte zur Folge, dass Gechingen die Belastung spüre, aber keine finanziellen Vorteile daraus ziehe.
Auch das häufig genannte Argument der Lärmbelastung wurde adressiert. Das nächstgelegene Windrad wird sich in einer Entfernung von mindestens 1,5 Kilometern zum Ortseingang von Gechingen befinden. Klass verglich das zu erwartende Geräusch mit dem leisen Ticken einer Armbanduhr – eine Lautstärke, die aus dieser Entfernung kaum noch wahrnehmbar sei. Heike Pfeifle ergänzte dazu ökologische Aspekte und sprach die oft geäußerte Kritik an Mikroplastikemissionen an. Zwar entstünden durch den Betrieb von Windkraftanlagen geringe Mengen an Mikroplastik – allerdings deutlich weniger als durch den Reifenabrieb im Straßenverkehr. Es sei wichtig, hier mit Augenmaß und objektivem Maßstab zu bewerten. Anhand des Beispiels der Gemeinde Simmersfeld, wo bereits seit zwei Jahrzehnten Windräder betrieben werden, zeigte Pfeifle zudem auf, dass dort trotz der Anlagen keine nachteiligen Entwicklungen bei den Bodenrichtwerten zu beobachten seien. In allen Ortsteilen liegen die Werte konstant, unabhängig von der jeweiligen Entfernung zu den Windrädern.
Nach dem inhaltlich dichten Vortrag erhielten die Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Es entwickelte sich eine lebhafte, sachliche Diskussion, die von gegenseitigem Respekt und echtem Interesse geprägt war. Persönliche Angriffe oder Polarisierungen blieben erfreulicherweise aus – ein Beispiel für gelungene demokratische Debattenkultur, das auch im weiteren Prozess bewahrt werden soll. Die Vortragsinhalte stehen über den beiliegenden QR-Code oder unter www.bu-gechingen.de/Wir_brauchen_ein_Windrad.pdf zum Download bereit.
Simon Klass
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
Heike Pfeifle, SPD Gechingen
Johannes Schwarz, Grüne Calw
Simon Klass, Bürger-Union Gechingen