Heute begrüße ich meine neuen Leserinnen und Leser aus dem Wahlkreis Odenwald – Tauber, der zu meinem Betreuungsgebiet dazugekommen ist.
Die Berliner Zeilen kommen (fast) immer in Sitzungswochen, ich versuche, sie persönlich zu halten und nicht die gleichen Sätze zu schreiben, die man schon auf anderen Kanälen hat lesen können. Auf die „Zeilen“ erhalte ich immer viele Rückmeldungen. Ich lese sie alle. Selten gelingt es mir, auf alle zu antworten, manchmal versuche ich es auch gesammelt ein paar Wochen später.
Einerseits kann man sich vor Informationen heutzutage ja kaum retten, aber so ein direkterer Draht nach Berlin ist doch noch etwas Besonderes.
In meinen letzten Zeilen habe ich Francis Fukuyama zitiert und darübergeschrieben, dass uns das Wahlergebnis nicht nur auf materielle Schieflagen verweist.
Es hat vielmehr sicherlich mindestens auch damit zu tun, dass viele Menschen das Gefühl haben, die Politik sehe sie nicht.
Damit ist natürlich nicht gesagt, dass materielle Fragen keine Rolle mehr spielten – im Gegenteil. Zuletzt ist beispielsweise der Niedriglohnsektor deutlich zurückgegangen – aufgrund erfolgreicher Politik der viel gescholtenen Ampel:
Der Niedriglohnsektor wurde von 19 % auf 16 % zurückgedrängt.
Aber Marcel Fratzscher hat mir geschrieben, dass die beschriebenen Trends aus seiner Sicht nicht aufgehalten wurden: „Deutschland ist heute eines der ungleichsten Länder in der industrialisierten Welt“ (…) aus vielen Perspektiven das ungleichste Land Europas.
Fast nirgendwo anders in Europa sind Einkommen, Vermögen und Chancen ungleicher zwischen den Einwohnern verteilt als in Deutschland.
Nirgendwo werden die persönlichen Entwicklungschancen so sehr von der Herkunft bestimmt. Nirgendwo gehen weniger Arbeiterkinder zur Universität. Nirgendwo verbleibt Reichtum so oft über Generationen hinweg in denselben Familien. Nirgendwo bleibt Arm so oft Arm und Reich so oft reich.
„Die fehlende Chancengleichheit ist Deutschlands größtes Problem.“ (…) „Die Hälfte des Einkommens eines Arbeitnehmers in Deutschland wird – statistisch gesehen – nicht etwa durch eigenen Fleiß, Fortbildungswillen und Einsatz bestimmt, sondern durch das Einkommen und den Bildungsstand der Eltern.“
Der Anstieg der Einkommensungleichheit in den vergangenen 30 Jahren ist in fast keinem Land so stark ausgefallen wie in Deutschland.“ (…) „Für mehr als die Hälfte der deutschen Arbeitnehmer – nämlich die Hälfte mit den niedrigsten Löhnen – ist die Kaufkraft ihrer Löhne heute geringer als noch vor 15 Jahren.“
Das wirkliche Drama spielt sich bei den 40 Prozent unserer Bürger am unteren Ende der Einkommens- und Vermögensverteilung ab. Ihnen fehlen die Chancen, ihre Talente zu nutzen.“
Ich würde sagen: Viel zu tun für Sozialdemokraten. Und: Alleine schaffen wir die Kehrtwende nicht.
Wir müssen wieder eine Einladung aussprechen, mit uns gemeinsam für mehr Gerechtigkeit zu kämpfen.
Freundliche Grüße Ihr/Euer Lars Castellucci
Wolfgang Moritz, Presseverantwortlicher