Mütter und Kinder bildeten im Krieg Schicksalsgemeinschaften, welche diese harten Zeiten gemeinsam - und ohne Vater - überstehen mussten. Jeder hatte seinen Platz, seine Aufgaben, um zum Überleben beizutragen. Und die Kinder wollten es der Mutter nicht zusätzlich schwer machen, ihr nicht zur Last fallen; zogen sich weiter in sich selbst zurück.
Durch die Erfahrung von Gewalt, Not, Hunger und zerbrochene Familien hat sich der Gefühlspanzer um die Kinder immer weiter verstärkt.
Bei Gefahr abhauen oder angreifen! Beides konnten diese Kinder nicht. Es blieb also nur die „Erstarrung" im Gefühlspanzer. Bis heute die ständige Muskelanspannung und die Schreckhaftigkeit wegen der Bombenangriffe.
All die leidvollen Erfahrungen konnten nicht betrauert werden, schon gar nicht in der Nachkriegszeit des Wiederaufbaus. Ein akzeptiertes, kollektives Trauerverbot‘. Ihr Kernsatz bis heute ist: „Es ging doch allen so“.
Man kann entweder trauern oder kämpfen. Beides gleichzeitig geht nicht. Diese Generation, die jetzt zu Hause oder im Heim ist, die kämpft immer noch.
Bis heute sind diese Menschen begleitet von großer Trauer, Orientierungslosigkeit und Tagträumen; besonders seit es wieder diese vielen Kriegsbilder im Fernsehen gibt.
Erstaunlicherweise ist das Buch von J. Haarer unter dem Titel „Unsere kleinen Kinder“ nach 1950 neu erschienen. So hat dieser besonders harte Erziehungsratgeber auch noch die „Dekade“ der Nachkriegskinder geprägt (Forts. folgt).
Dr. Otto Koblinger