Bernhard de Bortoli ist auch mit 80 Jahren noch an vielen Fronten aktiv. Er ist Museums- und Stadtführer, Obst- und Weinbauer, vor allem aber bekennender Kraichtaler.
Man kennt ihn in Kraichtal – und weit darüber hinaus. Bernhard de Bortoli, der heute 80-jährige, vielseitig interessierte, nach eigenen Worten „bekennender und streitbarer Kraichtaler“, wurde im Juni 1944 in Bruchsal als einziger Sohn von Irene und Willi de Bortoli geboren und wuchs in Unteröwisheim auf.
Sein Vater Willi war von 1962 bis 1972, als die Stadt Kraichtal gegründet wurde, Bürgermeister in der damaligen Stadtgemeinde Unteröwisheim. Bernhard de Bortoli, der nach der Volksschule eine Lehre als Maschinenbauer abschloss und später bei Siemens in Bruchsal arbeitete, lernte schon in jungen Jahren im Elternhaus in der Friedrichstraße hautnah, wie Kommunalpolitik funktioniert, zumal sich die SPD-Spitze um den damaligen Landrat Dr. Friedrich Müller öfter in der Hochburg Unteröwisheim aufhielt. „Schon zu dieser Zeit hörte ich viele Gespräche mit, die oft am Küchentisch geführt wurden, und wurde neugierig auf lokale Geschehnisse“, so der spätere Gemeinderat und Kreisrat, der seit mittlerweile 60 Jahren Mitglied bei den Sozialdemokraten ist.
Bereits 1979 zog es ihn mit seiner Frau Roswitha in den Stadtteil Oberöwisheim, wo er beim dortigen Musikverein 20 Jahre lang als Vorstand wirkte. Im administrativen Bereich war er viele Jahre lang zudem im Blasmusikverband Kraichgau-Bretten und von 1984 bis 2005 Bezirksvorsitzender und Vizepräsident im Blasmusikverband Karlsruhe. Auch beim Ortsverband des Roten Kreuzes war Bernhard de Bortoli in der Vorstandschaft.
Eigentlich kommt die Familie, der Name verrät es, aus Italien. „Mein Urgroßvater Angelo stammt aus der Region Friaul-Julisch Venetien, einer Region im Nordosten Italiens, die an Österreich, Slowenien und die Adria zwischen Venedig und Triest grenzt“, informiert de Bortoli. Beim Bau der Schwarzwaldbahn durch Eisenbahnpionier Robert Gerwig waren um das Jahr 1865 die ersten italienischen Gastarbeiter als Arbeitsemigranten in den Süden Deutschlands gekommen. Angelo de Bortoli, der hier sesshaft wurde, hatte den Namen damit auch in der Region Bruchsal bekannt gemacht.
Als Kenner der regionalen Kulturszene und an historischen Dingen interessierter Mensch war klar, dass sich Bernhard de Bortoli, der inzwischen auch drei Enkelkinder hat, auch im Ruhestand weiter in der Heimat engagiert. So ist er seit 25 Jahren als Stadtführer in seiner Geburtsstadt Bruchsal unterwegs und seit zwei Jahrzehnten auch als Museums- und Schlossführer in der Stadt Kraichtal. Besonders haben es ihm die urigen Hohlwege im Kraichgau angetan, de Bortoli wird nicht müde, seinen Gästen „das besondere Naturparadies“ näherzubringen.
Ein wichtiger Aspekt im Leben des umtriebenen Menschen ist die Schnapsbrennerei „Destillato de Bortoli“, die er bereits seit 1980 in Unteröwisheim betreibt. Das Motto der DLG-prämierten Brennerei lautet: „Wir brennen alles, was in Kraichtal zwischen Himmel und Erde wächst“ – soll heißen, dass Edelbrände wie Kirschwasser, Mirabellen, Zwetschgen oder Williams-Christ-Birne genauso gebrannt werden wie ein Topinambur. Die Brennerlaubnis übertrug er 2018 an seinen Sohn Kai.
„Die Pflege und gründliche Kenntnis guter, alter Traditionen des Brennerhandwerks, verbunden mit der Anwendung neuester, wissenschaftlicher Forschungsergebnisse der Destillations- und Spirituosentechnologie, ist die Grundphilosophie, mit der wir schon bei der Auswahl unserer Obstsorten beginnen“, heißt es beim „Genusserlebnis“ in Unteröwisheim. Die Tradition wird bereits in der nächsten Generation fortgeführt, denn Bernhard de Bortolis Enkel Jonas ist im Nebenberuf Winzer.