In der Alten Schule in Odenheim fand jüngst ein Berufsorientierungskurs für zugewanderte Frauen statt. Zwölf hochmotivierte Frauen aus Östringen, Bad Schönborn, Graben-Neudorf und anderen Kommunen des Landkreises Karlsruhe haben die Chance wahrgenommen, mit professioneller Begleitung ihre persönliche Berufsperspektive zu entwickeln.
Kursleiterin Gesa Krämer vom Karlsruher Beratungsunternehmen Consilia cct vermittelte praxisnah, worauf es bei einer Bewerbung und im Vorstellungsgespräch ankommt, Fachkräfte wie Margarete Brugger von der Beratungsstelle für Arbeitsrecht MIRA, die Gleichstellungsbeauftragte des Jobcenters Karlsruhe-Land Kerstin Palmer sowie der Östringer Jobcoach Michael Wiedemann bereicherten den Kurs mit ihrem Fachwissen, Einzelcoaching und Kontakten in die Arbeitswelt. Christian Fuchs, Leiter des Östringer Senioren-Zentrums Haus Edelberg, stellte die unterschiedlichen Ausbildungsberufe in seiner Branche vom Pflegehelfer bis zur Pflegeheimleitung vor.
Zu Gast waren auch vier Frauen mit Migrationshintergrund, die es geschafft haben. Sehr persönlich erzählten sie, wie sie ihre Hürden auf dem Weg zur Festanstellung überwunden haben.
Die Teilnehmerinnen aus Rumänien, Syrien, der Türkei und der Ukraine brachten einen beeindruckenden Bildungshintergrund mit: unter anderem eine Wirtschaftswissenschaftlerin mit vielen Jahren Berufserfahrung in einer Krankenversicherung, eine Biologie-Laborantin, eine Lehrerin für Geografie, eine für Mathematik und Statistik, eine Buchhalterin, eine Chemie-Ingenieurin mit hervorragenden Deutschkenntnissen.
So verschieden ihre Werdegänge auch sind, so teilen doch alle die Erfahrung, dass es sich trotz ihrer guten Qualifikationen schwierig gestaltet, in Deutschland eine adäquate Anstellung zu finden. Ursachen dafür gibt es viele: Ausländische Abschlüsse werden oft nicht in vollem Umfang anerkannt, sodass langwierige Zusatzqualifikationen notwendig sind, um im erlernten Beruf arbeiten zu dürfen, oder es werden sehr hohe Anforderungen an das Deutsch-Niveau gestellt. Nicht selten liegt es an der Berufswahl selbst: Frauen sind auch in anderen Ländern häufig in sozialen Berufen tätig. Diese sind hier stark reglementiert, was einen Quereinstieg äußerst kompliziert macht. Das gilt für Erzieherinnen ebenso wie für das Lehramt oder die Gesundheitsbranche. Jüngere Frauen stehen darüber hinaus oft vor der Herausforderung, Beruf und Familie miteinander vereinbaren zu müssen.
Der Kurs wurde vom Amt für Integration und der Integrationsbeauftragten der Stadt Östringen entwickelt und im Rahmen des Landesprogramms „Empowerment für Frauen mit Zuwanderungsgeschichte“ gefördert.
Ein herzliches Dankeschön geht an Christian Stier, dem Vorsitzenden des Musikvereins Odenheim, für die Überlassung des Raumes in der Alten Schule.
Von den Teilnehmerinnen kamen durch die Bank sehr positive Rückmeldungen zum Kurs. Eine Dame bedauerte sehr, dass sie am letzten Kurstag verhindert war. Der Grund war ein Vorstellungsgespräch. Inzwischen ist bekannt, dass sie die Stelle als Altenpflegebegleiterin tatsächlich bekommen hat. Gratulation!
dbs