Was will ich eigentlich später einmal machen? Was passt zu mir – und wie finde ich das überhaupt heraus? Um Antworten auf diese Fragen ging es beim Berufsorientierungsseminar „Mein mutiger Weg“, das an der Realschule Neckargemünd erstmals für alle vier achten Klassen angeboten wurde.
Initiiert wurde die Veranstaltung vom stellvertretenden Schulleiter Matthias Vogt, der über das Max-Born-Gymnasium auf das junge Unternehmen aufmerksam geworden war. Damit auch die Finanzierung möglich wurde, stellte Vogt einen Antrag bei der Hopp Foundation, die das Projekt ohne Zögern förderte. So versammelten sich rund 90 Schülerinnen und Schüler im Musiksaal, um einen Vormittag lang neue Perspektiven zu gewinnen – auf ihre Zukunft und auf sich selbst.
Geleitet wurde das Seminar von Pascal Keller, unterstützt von Elisa Kühner aus dem Mutmacher-Team. Gleich zu Beginn erzählte Keller von seinem persönlichen Weg – und erzeugte damit einen Moment, der unter die Haut ging. Schon als Kind war für ihn klar, dass er Fußballprofi werden wollte. Er arbeitete konsequent auf dieses Ziel hin und wurde schließlich in eine Auswahlmannschaft aufgenommen. Als er mit 17 Jahren schließlich einen Vertrag von einem Fußballverein vorgelegt bekam, zögerte er – und ließ die Chance verstreichen. Eine zweite bekam er nicht. Nach einer Verletzung musste er den Traum vom Profifußball endgültig begraben. Damals hatte er keinen Plan, wie es weitergehen sollte. Mit dieser ehrlichen Geschichte holte Keller die Jugendlichen ab – viele von ihnen befinden sich genau an diesem Punkt: Sie wissen noch nicht, wohin die Reise beruflich gehen soll.
Der Weg zu mehr Klarheit führte über ein eigens entwickeltes Workbook, das mit praktischen Aufgaben in vier Schritten Orientierung geben sollte. Doch bevor es losging, stand eine ungewöhnliche Partnerübung auf dem Programm: Mit ausgestreckten Armen hielten sich jeweils zwei Schüler an den Händen und versuchten, sich gegenseitig in die eigene Richtung zu ziehen – ohne die Verbindung zu lösen. In dieser Position mussten sie zehn Kniebeugen bewältigen, Motto: „Ich lasse nicht los.“ Danach stand die Arbeit mit dem Workbook im Mittelpunkt. Im ersten Schritt ging es darum, die eigenen Stärken zu entdecken – nicht über Schulnoten oder Hobbys, sondern über die Fähigkeiten, die hinter bestimmten Tätigkeiten stehen und über die Freude am Tun. Dabei war nicht nur Selbsteinschätzung gefragt, auch die Einschätzung eines Partners spielte eine Rolle, der seine Beobachtungen und positiven Eindrücke spiegelte.
Im nächsten Schritt bestimmten die Jugendlichen, wie ihr idealer Arbeitsplatz aussehen sollte – drinnen oder draußen, im Team oder allein, regional oder mobil. Auf diese Weise näherten sie sich der Frage an, was für sie persönlich einen Traumjob ausmacht. Ein prägnanter Satz im Workbook lautete: „Das Leben ist ein Bumerang – alles, was du gibst, bekommst du zurück.“ Er führte zum Thema Selbstvertrauen, das dadurch wächst, dass man sich Ziele setzt und sie erreicht, aber auch dadurch, dass man anderen hilft. „Mutmacher wissen, dass sie das Selbstvertrauen anderer Menschen und damit auch ihr eigenes mit allem beeinflussen, was sie sagen oder tun“, lautete eine der zentralen Aussagen.
Im vierten und letzten Schritt ging es um das Thema Vision: Die Jugendlichen waren aufgefordert, ihre Ziele zu formulieren und sich ein eigenes Zukunftsbild zu entwerfen – ganz nach dem Motto: „Was ist dein Disneyland? Wofür brennst du?“ Der berühmte Satz von Walt Disney – „Alle Träume können wahr werden, wenn wir den Mut haben, ihnen zu folgen“ – stand am Anfang dieses Abschnitts. Der Workshop wollte Mut machen, dem eigenen Potenzial auf die Spur zu kommen, und vermittelte gleichzeitig ganz konkrete Methoden, mit denen sich der persönliche Weg zur Berufswahl strukturieren lässt.
Das Seminar endete nicht mit dem Schulschluss, sondern ist Teil eines längerfristigen Programms: Über ein halbes Jahr hinweg können die Jugendlichen weiterhin begleitet werden, um die gewonnenen Erkenntnisse zu vertiefen und weiter an ihrer beruflichen Orientierung zu arbeiten. Für die Realschule Neckargemünd war es eine Premiere – und ein Auftakt, der den Schülern Mut macht, ihrem Traumberuf auf die Spur zu kommen. (du)