Autorenlesung mit Elena Fischer
Gibt es eigentlich eine bestimmte Zeit, um ein interessantes Buch zur Hand zu nehmen? Ja, im Urlaub sagt der eine, ein anderer kann gar nicht genug Bücher um sich zu haben, um sich im Geschehen des Buches zu verlieren. Aus einem Buch vorgelesen zu bekommen ist nicht nur für Kinder etwas Besonderes. Wie gut, dass es Lesungen mit Autoren gibt, die aufmerksam lauschende Zuhörer mitten ins Herz eines Buches mitnehmen und so Lust macht, das vorgestellte Buch zu erwerben und zu Hause schnellstmöglich zu Ende zu lesen.
Der Ev. Kirchengemeinde Neulußheim war es gelungen, die junge Autorin Elena Fischer für eine Lesung zu gewinnen, die im Ev. Gemeindesaal stattfand.
Dekanin Katharina Treptow-Garben hatte bereits zusammen mit ihren Freundinnen Jutta Hartmann und Carmen Fuhrmann das Buch gelesen und den Gedanken gehabt, so Katharina Treptow-Garben in ihrer Begrüßung, zu versuchen, die Autorin für eine Lesung in Neulußheim zu gewinnen.
Elena Fischer wurde 1987 geboren, hat Komparatistik und Filmwissenschaft in Mainz studiert, wo sie mit ihrer Familie lebt. Familiäre Wurzeln hat sie in Neulußheim. Mit einem kleinen Kind zuhause, mitten im Trubel des Lebens, hat sie ihrer Sehnsucht nach dem Schreiben Raum gegeben und ihr ist, nach dreijähriger Schreibphase ab 2019, mit ihrem ersten Buch direkt eine Sensation gelungen. Ihr Debütroman „Paradise Garden“ gewann den Literaturförderpreis der Landeshauptstadt Mainz für junge Autorinnen und Autoren, war über 14 Wochen auf der Bestsellerliste und wird derzeit in viele verschiedene Sprachen übersetzt Reise in die Familiengeschichte von Billie.
Die Protagonistin, die 14-jährige Billie, verbringt die meiste Zeit mit ihrer Mutter Marika in ihrer trostlosen Hochhaussiedlung. Am Monatsende reicht das Geld nur für Nudeln mit Ketchup, doch ihre Mutter Marika bringt mit Fantasie und einem großen Herzen Billies Welt zum Leuchten, wenn sie z. B. im Flur des 17. Stockwerks mit Badeanzug und Liege mit ihr Urlaub spielt. Ein Gewinn bringt beide ihrem Sehnsuchtsort, dem Meer, näher. Dann reist unerwünscht die Großmutter aus Ungarn an und verhindert die Urlaubspläne. Billie verliert viel mehr als nur den bunten Alltag mit ihrer Mutter. Als sie nach dem Tod ihrer Mutter keine Fragen mehr stellen kann, fährt Billie im alten Nissan allein los – sie muss den ihr unbekannten Vater finden und herausbekommen, warum sie so oft vom Meer träumt, obwohl sie noch nie da war. Nur so viel weiß sie, sie hat ungarische Wurzeln. Am Meer nach einer langen Fahrt angekommen, fühlt sie sich gleich zu Hause angekommen. Nach einem kurzen Abenteuer im Wasser ruft sie in Richtung Himmel ihrer Mutter zu: „Hej, Mama, kannst du das Meer hören“?
Wird Billie ihren Vater finden? Elena Fischer hat die Figuren des Romans mit viel Lebenskraft ausgestattet. Die Zuhörer waren beeindruckt über die große Frage, die im Buch von Elena Fischer aufgeworfen wurde, was Herkunft und Heimat bedeuten und was es eigentlich ist, dass einen Menschen ausmacht.
Gerne beantwortete sie die Fragen der zahlreichen Zuhörer, wie es ihr z. B. gelungen sei, sich in die Situation der handelnden Menschen hineinzufinden. Sie habe aus der Perspektive von Billie, die für ihr Alter ziemlich weise und vernünftig dargestellt ist, geschrieben und mit ihr eine Reise in die Familiengeschichte angetreten. Schon seit ihrer frühen Kindheit sei das Bedürfnis dagewesen, sich in Schriftform auszudrücken. Tagebuch schreiben und lesen, lesen, zeitgenössische Literatur, einfach querbeet. Auf die Frage, ob ein zweites Buch folge, verriet sie, dass es wieder einen Blick auf die Welt gäbe, aber keine Fortsetzung von „Paradise Garden“. Nur so viel sei verraten: Ihr zweiter Roman handele über die Perspektive eines über 40-jährigen Mannes. Sie freue sich, schon mit über 80 Lesungen die Menschen erfreut zu haben, ihr Buch sei in 9 Sprachen übersetzt und die Frage, ob sie auch ins Filmgeschäft einsteigen möchte, beantwortete sie mit nein.
„Es war ein Genuss, Ihnen zuzuhören“, so eine Besucherin und eine andere lobte zudem ihre bildhafte Sprache. Katharina Treptow-Garben, Karin Fuhrmann und Jutta Hartmann bedankten sich nach der Lesung bei Elena Fischer und luden ein, unbedingt die Geschichte von Billie weiterzuverfolgen, zumal im Buch an einer Stelle positiv die Evangelische Kirche in Neulußheim bei einer Unterkunftssuche erwähnt wird.
Der Abend war nach der Lesung und der Möglichkeit, das Buch zu erwerben und signieren zu lassen, noch nicht zu Ende. Treff unter dem Nussbaum hieß es anschließend, wo nach dem seelischen Genuss auch etwas für das leibliche Wohl mit Pulled-Pork-Burgern mit Krautsalat, auch vegetarisch, sowie Pommes sowie kalten Getränken getan wurde. Die Ideengeber Christian Lörch, Peter Fuhrmann mit dem großen ehrenamtliche Helferteam in Küche und Service freuten sich über die vielen Gäste, die unter dem mittlerweile prächtig gewachsenen Nussbaum mit der sympathischen Autorin Elena Fischer den Abend ausklingen ließen.
Und was diese Veranstaltung neben Lesung und Genuss besonders auszeichnet ist, dass der Erlös des Abends dem Förderverein zur Erhaltung der Neulußheimer Kirche zugutekommt, der sich am 19. September um 19.00 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus gründen wird.