Ganz besondere Stunden durften zehn erwachsene Mitarbeiter der Lebenshilfe Murgtalwerkstätte Ottenau und drei Betreuer am vergangenen 22.08.2024 beim Reitverein verbringen. Alle vier Vereinsponys Gizmo, Nuja, Suse und Sven erwarteten die Besucher bereits auf den Paddocks, die sich direkt am Stall und der Reithalle befinden. Zuerst stärkte sich die Gruppe bei einem Frühstück auf der wunderschön gelegenen Terrasse des Reiterstüble mit Blick ins Murgtal. Danach traute sich eine der Betreuerinnen unsere Schimmelstute Fleur von der Koppel zum Stall zu führen. Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen waren da, ob im Rollstuhl sitzend, mithilfe des Rollators gehend, manche bewegten sich selbständig und sicher. Interessant ist die erste Kontaktaufnahme mit den Pferden durch Kuscheln, Streicheln, Schmusen, Putzen. Das schöne Fell, die Körperwärme der Ponys zu fühlen ist ein Erlebnis, und viele konnten ihre Angst überwinden, ihre Komfortzone verlassen und sich vertrauensvoll den Pferden zuwenden und deren feine und sensible Art, mit Menschen zu interagieren, erleben. Ein US-amerikanischer Pferdetrainer, Buck Brannaman (geb. 1962) sagt: „Dein Pferd ist der Spiegel Deiner Seele, manchmal wird Dir nicht gefallen, was Du siehst, manchmal aber doch.“ Unser Pferde-Opa Gizmo ist für solche Aktionen perfekt. Er liebt es zu kuscheln und betüddelt zu werden, hat viele zum Grinsen gebracht, als er mit seiner nassen Zunge sanft die Hände berührte. Der freche Sven hat beim Betteln nach Leckerli eine Frau am Bauch geknubbelt, sodass diese herzlich lachen musste. Selbst sehr in sich gekehrte Menschen haben sich getraut, die Ponys anzufassen, manche haben lieber mit Abstand beobachtet. Auch der Lebensraum der Pferde, der Stall wurde mit großem Interesse angeschaut. Und in der Reithalle durften einige dann selbst mit den Pferden mitgehen und sie an Strick und Halfter führen. Ein junger Mann traute sich sogar auf Fleur. Auf einem Lammfellpad sitzend und mit seiner Betreuerin Melanie Wagner ist er stolz und strahlend durch die Halle geritten.
Vor dem gemeinsamen Mittagessen im Reiterstüble wurde alles aufgeräumt. Aus dem Stüble wollten die Menschen auch noch sehen, wie jemand reitet. Und so hat Frida noch ein bisschen zeigen können, dass es noch schneller als im Schritt geht und zeigte auf Fleur in der Halle auch Trab und Galopp.
Katharina Thiel hat mit ihrer großartigen Idee und der Umsetzung vielen Menschen eine große Freude bereitet. Für alle war diese Erfahrung der Interaktion von Pferd und Mensch spannend, ja fast bezaubernd. Aus der Komfortzone, wo alles behindertengerecht und vorbereitet ist, herauszukommen in eine andere, neue Umgebung war eine interessante Erfahrung. Allerdings zeigte es uns auch, dass es gar nicht so leicht ist, mit einem Rollstuhl überall hinzugelangen.
Nach einem abwechslungsreichen Vormittag in Loffenau verabschiedete sich die Gruppe. Nachdem alles wieder verstaut und die zwei Sprinter und der Kleinbus gepackt waren, fuhren glückliche Menschen wieder zurück ins Murgtal.