Acht von über 100000 „Stolpersteinen“ liegen in Sandhausen. Seit 1996 hat sie der Künstler Gunter Demnig für die Opfer der nationalsozialistischen Terrorherrschaft in über zwanzig europäischen Ländern verlegt. Am 26. April 2017 auch in Sandhausen: sechs Stück vor dem früheren Wohnhaus der jüdischen Familie Wahl an der Ecke Waldstraße/Hauptstraße, zwei vor dem Anwesen des Ehepaars Freund in der Hauptstraße 141.
Der Gedenkstein für Johanna Wahl stand jetzt im Mittelpunkt des Interesses für Lori Ann Gutheim aus Los Angeles und ihrer Kinder Morgan und Ian bei ihrem Besuch in Sandhausen. Johanna Wahl ist ihre (Ur-)Großmutter!
Johanna war mit ihrem frisch angetrauten Mann Max Gutheim aus Frankfurt/Main gerade noch rechtzeitig die abenteuerliche Flucht aus Deutschland gelungen. Über England und Kanada gelangen sie im Juni 1940 nach Los Angeles. Mit dabei war ihr noch nicht einmal eineinhalbjähriger Sohn Ruben, den sie dann bald Jim nennen.
Dieser Jim Gutheim wird 27 Jahre später Vater von Lori Ann (bereits 1962 seines Sohnes Jeff). Auf Einladung der Stolperstein-Initiative Sandhausen kommt er im April 2017 persönlich zusammen mit seiner Frau Lynne zur Stolpersteinverlegung für seine Vorfahren nach Sandhausen. Tief bewegt von dem, was er hier erlebte, ermutigt Jim Gutheim seine Kinder Jeff und Lori zu einem ersten kurzen Besuch in Sandhausen wenig später. Und beantragt für sich und seine Nachkommen auf dem deutschen Konsulat in Los Angeles die deutsche Staatsbürgerschaft! Die alle rasch und problemlos erhalten, nicht zuletzt dank der ausgezeichneten Dokumentation seiner Familiengeschichte in der Broschüre der Initiative „Stolpersteine für die jüdischen Familien Wahl und Freund“ (in der Gemeindebibliothek vorhanden).
Johanna Wahls Enkelin Lori Ann ist inzwischen mit ihrem Mann, ihren Kindern und Freunden der Familie weitergereist, voller Dankbarkeit für die nachhaltig-bewegenden Momente vor allem angesichts der Stolpersteine für ihre verfolgten und ermordeten Vorfahren, für die Begegnungen im Fußballstadion, im Heimatmuseum (siehe Gästebucheinträge) und in der ehemaligen Synagoge (wo Bürgermeister Günes zu einem kleinen Imbiss eingeladen hatte).
Das dreitägige Besuchsprogramm, das natürlich auch kurze Besuche von Heidelberg und Speyer umfasste, hatte Rainer Kraft zusammengestellt und mithilfe von Mitgliedern der Stolperstein-Initiative Sandhausen durchgeführt, die er seinerzeit zusammen mit Sascha Krebs ins Leben gerufen hatte.
Für die Stolperstein-Initiative Sandhausen: Martin Schweigler