Rund 100 Schülerinnen und Schüler der vier neunten Klassen des Gymnasiums St. Paulusheim besuchten gemeinsam mit acht Lehrkräften die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof in den Vogesen. Der Ort, heute eine nationale Gedenkstätte Frankreichs, war während des Zweiten Weltkriegs das einzige nationalsozialistische Konzentrationslager auf französischem Boden. Zwischen 1941 und 1944 wurden hier mehr als 52.000 Menschen aus vielen europäischen Ländern interniert, von denen mindestens 22.000 die unmenschlichen Bedingungen, Zwangsarbeit und Gewalt nicht überlebten.
Schon seit Beginn des Schuljahres hatten sich die Klassen im Geschichtsunterricht intensiv mit der Zeit des Nationalsozialismus befasst. Dabei wurde kurz vor dem Besuch der Gedenkstätte insbesondere das perfide System der NS-Konzentrationslager behandelt, das auf Ausbeutung, Zwangsarbeit und systematischem Terror beruhte und unzählige Opfer forderte. Der Besuch der Gedenkstätte diente der Vertiefung dieses Wissens und der persönlichen Auseinandersetzung mit dem historischen Ort.
Die Exkursion führte die Klassen zu verschiedenen Stationen des Lagergeländes, wie dem Eingangstor, den Baracken, dem Stacheldrahtzaun und dem Krematorium. An jeder Station gaben die Lehrkräfte zunächst historische Erläuterungen, bevor Schülerinnen und Schüler Zeitzeugenberichte – sowohl von Überlebenden als auch von Tätern wie dem Lagerkommandanten – vorlasen. Besonders eindrucksvoll war für viele der Kontrast zwischen der idyllischen Landschaft der Vogesen und den Gräueltaten, die hier begangen wurden. Als besonders erschütternd wurde die Nähe der luxuriösen Kommandantenvilla zum Lager beschrieben, die mit ihrem Pool und Gemüsegarten eine fast surreale Szenerie inmitten des Grauens bildete.
In einer Nachbesprechung wurde deutlich, wie sehr die Eindrücke die Jugendlichen bewegt hatten. Viele von ihnen äußerten den Wunsch, sich aktiv gegen Diskriminierung und Menschenverachtung einzusetzen und das Gesehene nicht zu vergessen.
Angesichts der tiefen Eindrücke und der großen Bedeutung für die historische, moralische und demokratische Erziehung wird der Besuch der Gedenkstätte künftig fest im Schulcurriculum verankert werden. (KR)