Die Mosbacher Donauschwaben sind weit über ihre Heimatstadt hinaus für ihre außerordentlich großzügige Gastfreundschaft bekannt. Eng damit verbunden ist die intensive Pflege des donauschwäbischen Brauchtums, was auch in den vielfältigen Verbindungen zu Gruppen im In- und Ausland, die ebenfalls diese Traditionen pflegen, zum Ausdruck kommt. In diesem Jahr konnte wieder eine Tanzgruppe aus den USA im Donauschwabenhaus vom Vorsitzenden Anton Kindtner begrüßt werden. Die Gruppe junger amerikanischer Donauschwaben aus Chicago unternimmt zurzeit eine Reise, die unter dem Motto „Chicagoer Donauschwaben – Eine Reise zu unseren Wurzeln“ steht. Die jungen Leute und ihre Begleiter erforschen auf ihrer Reise durch Deutschland, Österreich und Ungarn die Geschichte der Vorfahren und zeigen dabei, wie sie zu Hause die Traditionen der Ahnen pflegen und erhalten. Die erste Station auf dieser Tour war Mosbach. Kindtner wies bei der Begrüßung der 23 Tänzerinnen und Tänzer im Alter zwischen 13 bis 25 Jahren sowie ihren Begleitern darauf hin, dass der erste Besuch der Chicagoer Donauschwaben 1996 erfolgt sei. Neben Kindern und Enkeln der damaligen Gäste hieß er besonders drei Mitglieder aus der Gruppe von 1996 willkommen. In den anschließenden Gesprächen betonten die Jugendlichen ihr persönlichen Motive für diese Reise. Die Geschichte ihrer Familien, woher diese kamen, wo und wie sie lebten und ihr Schicksal vor und nach dem 2. Weltkrieg sind für alle sehr wichtig. Daneben stehen aber noch weitere wichtige Motive, wie sie erklärten. So wollen sie die deutsche Kultur kennen lernen, ihre deutschen Sprachkenntnisse üben und viele Begegnungen und Erlebnisse mit deutschsprachigen Jugendlichen haben. Deshalb war ihnen die Begegnung mit der Mosbacher Jugendtanzgruppe sehr wichtig. Die Teambildung und die weitere Stärkung des Zusammenhalts innerhalb der Gruppe könne auf so einer Reise ebenfalls gestärkt werden, erklärten die jungen Leute. Dies sei sehr wichtig, sagte die Tanzlehrerin Marianne Dickerson, da so zu Hause auch Werbung für die Donauschwaben gemacht werden könne. Dass dies Erfolg habe, erläuterte sie am Beispiel der donauschwäbischen „Rosenkönigin“, die keine donauschwäbischen, sondern mexikanische Wurzeln habe. Sie sei aber an der deutschen Sprache sehr interessiert und zeige ein großes Engagement bei den Donauschwaben in Chicago; das Vorbild anderer Jugendlicher habe sie bewogen, im Verein mitzumachen. Die Präsidentin Nicole Herion betonte ebenfalls, wie wichtig diese Begegnungen für die Traditionspflege und den Erhalt des Vereins seien.
Das anschließende Programm der amerikanischen Gäste zeigte die vielseitigen Möglichkeiten der Brauchtumspflege, wie sie in Chicago betrieben wird. Ein besonders wichtiges Standbein ist hier wie dort das Tanzen. Die traditionellen Gruppentänze in Trachten gehören ebenso dazu wie moderne Tänze in Alltagskleidung. Selbstverständlich wurden auch die Zuschauerinnen und Zuschauer aufgefordert mitzumachen. Jung und Alt der Mosbacher Donauschwaben beteiligten sich und zeigten so die große Begeisterung für das ganze Programm. Auch der Gesang bedeutet ein wichtiges Bindeglied zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Lieder in donauschwäbischer Mundart, die an lokale Plätze oder an die Vorfahren erinnern, gehören ebenso dazu wie Leonard Cohens „Hallelujah“. Die donauschwäbische Mundart und deutsche Hochsprache werden von den jungen Amerikanern zu Hause ebenfalls geübt und gepflegt. Einige lernen ihre Mundart von den Eltern und Großeltern, andere besuchen in Chicago freiwillig einen deutschen Sprachkurs, der zu Hause an Samstagen angeboten wird. Eine Kostprobe dieser sprachlichen Fähigkeiten erhielten die Besucherinnen und Besucher, als die Jugendlichen das alte Gedicht „Grumbiere un' Nudle“ vortrugen. Die Begeisterung und Freude bei den jungen Gästen aus Chicago war stets zu spüren und sprang auch auf die Besucher aus Mosbach über, was der lang anhaltende Applaus deutlich machte.
Richard Zöller