Als er in den 1970er-Jahren nach Grötzingen kam, war Horst Leyendeckers erster Gang der zur Kirche, von dort zum Schloss und dann zum ehemaligen Atelierhaus Otto Fikentschers gleich daneben.
„Alles war in einem sehr schlechten Zustand, dennoch weckte es sein Interesse und er schlich immer wieder darum herum“, erinnert sich Jutta Leyendecker an die allererste Kontaktaufnahme mit dem Gebäude, das für ein halbes Jahrhundert nicht nur Besitz und Wohnraum, sondern gelebte Geschichte werden sollte. „Horst malte im oberen Stockwerk wie Otto Fikentscher, und in Gedanken sah ich beide gemeinsam an der Staffelei stehen“, erzählt Jutta Leyendecker. Durch Leyendeckers Einsatz wurde vieles bewahrt und sie selbst hörte so viele Geschichten über Bewohner des Schlosses, dass sie bald eine Forscherin und zuverlässige Chronistin der Lebensart im Künstlerschloss wurde.
Im Rahmen der Kulturmeile war in der evangelisch-methodistischen Kirche eine Ausstellung der Werke Leyendeckers zu sehen. Blumen, Landschaften und Berge: „Berge sind das zentrale Motiv in der Malerei von Horst Leyendecker“, sagte Rütger Boeddinghaus. Der zweite Vorsitzende des Freundeskreis‘ Badisches Malerdorf und Laudator für das geehrte Ehepaar Leyendecker, stellte die Anhöhen in den Mittelpunkt seiner Betrachtung. Nicht nur Naturerlebnisse, sondern auch Quellen höchster Erkenntnis waren und sind die Berge, für Moses ebenso wie Petrarca oder Humboldt und Augustinus. „Für Horst Leyendecker dagegen war die Verarbeitung des Geschauten durch das Malen der Gebirgswelt der Weg zu sich selbst. Es ging ihm nicht darum, eine originalgetreue Darstellung wiederzugeben, sondern Bilder entstehen zu lassen, die sein Empfinden und seine Seele widerspiegeln.“ Caspar David Friedrich sei ein Geistesverwandter Horst Leyendeckers. „Die Gedanken und Empfindungen von Horst Leyendecker sind in seinen Bildern, die zu uns sprechen, lebendig. Das danken wir ihm!“
Jutta Leyendecker gebühre eine ganz eigene Ehrung, nicht die als Ehefrau des Malers, sondern als Bewahrerin und Botschafterin der Grötzinger Malerkolonie, die in zahlreichen Lesungen und durch ihr Buch „Die Grötzinger Malerkolonie – Hinaus ins Freie!“ das kulturelle Erbe des Stadtteils vor Augen geführt und wachgehalten hat. Rütger Boeddinghaus überreichte ihr, und stellvertretend auch posthum für Horst Leyendecker, die Urkunden zur Ehrenmitgliedschaft des Freundeskreises des Badischen Malerdorfs Grötzingen. (uss/red)