Liebe Leserinnen und Leser,
Wälder sind unsere wichtigsten Verbündeten in der Klimakrise. Klimaschutz sollte man nicht gegen Arten- und Naturschutz ausspielen. Daher ist es für uns unverständlich, dass Stadt- und Gemeindeverwaltungen Teile des schönen Waldgebiets „Weißer Stein“ für die Windkraft-Industrie opfern möchten. Der gesunde Mischwald erstreckt sich über die Gemeinden Schriesheim, Dossenheim bis nach Handschuhsheim. Im folgenden Bericht möchte ich die Stimmung in Handschuhsheim wiedergeben.
Am 27. Juni fand dort eine Bezirksbeiratssitzung statt, bei der zum ersten Mal das schon seit einem Jahr brennende Thema Windkraft auf dem Hohen Nistler und dem Weißen Stein auf der Tagesordnung stand. Entsprechend viele Bürger fanden sich als Zuhörer und Fragensteller zu dieser Sitzung ein.
Der Umweltbürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain hielt einen Vortrag zur geplanten Energiewende in Heidelberg. Zur Deckung des gesamten Energiebedarfs benötigt Heidelberg eigentlich 76 Windkraftanlagen. So viele lassen sich nicht realisieren. 10 bis 20 dieser Industrieanlagen sollen im Wald gebaut werden, so seine Aussagen.
Somit würde Heidelberg auch trotz massiven Eingriffs in den schönen Handschuhsheimer Wald nicht unabhängig werden. Aber für die Stadtverwaltung ist es wichtig, dass Heidelberg zur Energiewende seinen „Beitrag leistet“.
Die Auswahl der Vorranggebiete richtet sich nach dem Windatlas. Herr Schmidt-Lamontain erwähnte nicht, dass dieser auf einer Kappungsgrenze von 15 m/s beruht; eine Windkraftanlage begrenzt aber ihre Leistung bereits bei Windgeschwindigkeiten von 10 bis 11 m/s. Außerdem basiert er nicht auf konkrete Windmessungen an den entsprechenden Standorten, sondern auf Extrapolationen. Nun hat die Stadt Heidelberg die Durchführung echter Messungen geplant – und zwar eine auf dem Lammerskopf und eine im Offenland (wo das Konfliktpotenzial bei Weitem niedriger wäre). Allerdings werden diese Messungen aus Kostengründen auf drei Monate begrenzt. Als Naturwissenschaftlerin bin ich der Ansicht, dass diese kurze Messdauer nicht zu repräsentativen Ergebnissen führt.
Viele Bürger hatten nach dem Vortrag Fragen. Deren Redezeit wurde streng auf zwei Minuten festgelegt, sodass nicht alles gesagt werden konnte. Die Stimmung war jedenfalls eindeutig: Keiner der Fragenden befürwortete Windkraftanlagen im Wald, die vorherrschende Meinung war, sich auf Flächen im Offenland zu fokussieren.
Dr. Roswitha Kraft
Interessierte können gerne zu unseren Treffen kommen. Kontakt über karin.reinhard12@gmail.com, ansonsten jeden zweiten Donnerstag im Monat im Neuen Ludwigstal um 19.30 Uhr.