Bild des Monats

Das „Sternsingen“ hat bereits eine jahrhundertealte Tradition. Heute verstehen wir darunter die von Kindern und jugendlichen Erwachsenen durchgeführte Aktion des Kindermissionswerks, um für Projekte (meistens für Kinder) in der sog. „Dritten Welt“ Spendengelder zu sammeln. Dabei ziehen diese in Gruppen, als Sternsinger bzw. Könige (in Anlehnung an die in der Bibel erwähnten Sterndeuter/Könige aus dem Morgenland) verkleidete Beteiligten zwischen Neujahr und dem Fest „Epiphanie/Erscheinung des Herrn“ (6. Januar) durch die Straßen ihrer Gemeinden. Dieses Umherziehen hat seinen Ursprung im 16. Jahrhundert. Die Einführung der Reformation brachte viele Einschnitte in das Klosterwesen. Einnahmen brachen weg und durch das „Dreikönigssingen“, wollten/konnten sich Chorknaben (auch von Klosterschulen) gleich zu Beginn des neuen Jahres ein Zubrot verdienen. Mit frommen Weisen wurde das neue Jahr angesungen, indem die Chorgruppen an markante Orte der Stadt zogen und dort sangen und Spenden erbaten. Dieses Dreikönigssingen war innerhalb kurzer Zeit in Nord- und Mitteleuropa beheimatet. Im ausgehenden 19. Jahrhundert wurde die Aktion vielerorts aber als „Bettelei“ empfunden und behördlich verboten. Allmählich war infolge das Dreikönigssingen - zumindest in Deutschland - aus der Tradition verschwunden.

Das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“, das als Kinderhilfswerk der kath. Kirche in Deutschland mit Sitz in Aachen gegründet wurde, nahm die vergessene Tradition 1959 wieder flächendeckend auf und rief die „Aktion Dreikönigssingen“ ins Leben. Kinder und Jugendliche sollten für Kinderhilfsprojekte in der ganzen Welt Spenden sammeln. Auf Anhieb beteiligten sich etwa 100 Pfarrgemeinden und sammelten damals etwa 90.000 Mark (ca. 249.000 Euro). Diese gut gestartete Aktion wurde dann jährlich am 6. Januar durchgeführt. Zusätzlichen Schub erhielt die Aktion ab 1961, als sich der Bund der Katholischen Jugend (BDKJ) der Aktion anschloss.

Pfarrer Franz Sessler (ab 1960 Ortspfarrer in Rettigheim) ließ sich von der Aktion überzeugen und organisierte zusammen mit der örtlichen Grund- und Hauptschule ein erstes Dreikönigssingen. Unser Bild des Monats (von Herrn Oskar Sessler zur Verfügung gestellt), zeigt diese große Sternsingergruppe, wie sie damals abends in Rettigheim unterwegs war. Die Aufnahme stammt vermutlich vom Januar 1963. Links im Bild sind Jugendliche der achten Klasse (der Schulchor) zu sehen. Dann einige jüngere Ministranten (im Chorrock) und ältere größere Ministranten als Sternsinger verkleidet. Rechts hinten Pfarrer Sessler, einige Eltern (Mütter) und ganz rechts den aus Rauenberg stammenden Lehrer Rudolf Sautner (1933-2018). Die Gruppe zog durch die Straßen und machte an verschiedenen Punkten Halt, sangen (Dreikönigs-)Lieder für die herbeigeeilten Straßenbewohner und erbaten Geldspenden.

Diese Art des Sternsingens wurde nur wenige Jahre im Ort durchgeführt. Unter Ortspfarrer Kurt Hamminger wurde ab 1974/75 ein Neustart gewagt. Mesnerin Luzia Reiß entwarf und schneiderte etliche Sternsingergewänder, Kronen und Holztragesterne. Von nun an wurden viele Kinder und Jugendliche (nicht nur Ministranten) zum Mitmachen animiert, sodass am Dreikönigstag bis zu sieben Gruppen durch alle Straßen, in alle Häuser zogen, um den Segen der Kirche zum neuen Jahr zu bringen und diesen an die Türen zu schreiben (C+M+B) und auch Geldspenden erbaten. Aufgrund der Teilnehmenden konnte über viele Jahrzehnte die Aktion an einem einzigen Tag (6. Januar) durchgeführt werden.

In diesem Jahr 2025 haben sich 22 Kinder und jugendliche Erwachsene in sechs Gruppen gefunden, die vom Neujahrstag bis zum Dreikönigstag durch die Straßen zogen und unter dem Jahresmotto „Erhebt eure Stimme! - Sternsingen für Kinderrechte“ erneut Geldspenden sammelten. Das Farbbild entstand am Sonntag, 05.01.25, nach dem Gottesdienst, den die Sternsinger mitgestalteten (R. Werner).