Am Sonntag nach Ostern findet im katholischen Europa der sogenannte „Weißer Sonntag“ statt. An diesem Tag empfangen die Kinder nach einer mehrmonatigen Vorbereitungszeit zum ersten Mal die heilige Kommunion. Die Bedeutung des Tages hat eine lange Geschichte. In Rom zogen die Täuflinge am ersten Fastensonntag in weißen Gewändern zum ersten Mal in die Kirche ein. Dieser Tag war ursprünglich der „weiße Sonntag.“ In der Urkirche, als noch die Erwachsenentaufe vorherrschte, wurden die Taufbewerber innerhalb der Osternachtfeier getauft. Ihre weißen Taufkleider trugen sie danach (in den Gottesdiensten) noch die ganze Osterwoche bis zum ersten Sonntag nach Ostern. An diesem Tag legten sie diese Kleidung wieder ab. Die Bezeichnung „Weißer Sonntag“ hatte nun hieraus seine (neue) Bedeutung.
Der erste Sonntag nach Ostern hat seine Bedeutung als Tag der feierlichen Erstkommunion aber erst nach dem Konzil von Trient (1545–1563) gewonnen. Je nach Land und Bistum schwankte das Alter der Kinder zwischen dem siebten und vierzehnten Lebensjahr. Die Eltern mussten ihre Kinder selbst auf den Erstkommuniontag vorbereiten. Während der Gegenreformation kümmerten sich u. a. auch verstärkt die Jesuiten um eine intensive Vorbereitung der Kinder, zumal die Erstkommunion auch eines der sieben Sakramente in der katholischen Kirche ist. Weil das Fest der Kinder nicht durch die Pflichtkommunion der Eltern (an Ostern) beeinträchtigt werden sollte, wählte man den Sonntag nach Ostern zum Festtermin und nannte ihn, wie oben beschrieben, „Weißer Sonntag.“ Im Jahre 1661 ist dies erstmals schriftlich für München festgehalten.
Während der Aufklärung, der Zeit des Nationalsozialismus und der sozialistischen Diktatur (in der früheren DDR), war der „Weiße Sonntag“ eine Gelegenheit zum öffentlichen Glaubensbekenntnis.
Die Mädchen sind oft wie kleine Bräute gekleidet, und die Jungen tragen in der Regel einen dunklen Anzug. In anderen Ländern oder Landesteilen (z. B. Schwarzwald, Bayern, Österreich) kann auch die dort übliche Landes- bzw. Festtagstracht für die Kinder gewählt werden.
In Begleitung der Eltern, Paten und Verwandten ziehen die Kommunikanten zur Kirche. Diese treten mit der Kommunion in die Gemeinschaft der gläubigen Erwachsenen ein. Den Paten obliegt es, die Kinder auszuführen und ihnen Geschenke zu bereiten, die ein Leben lang an diesen Festtag erinnern sollen.
Mit dem Kommuniontag verbinden sich für die meisten der älteren Leute noch heute ganz tiefe Erinnerungen. Oft ist in ihren Darstellungen davon die Rede, wie schön und eindrucksvoll dieser Tag für sie verlaufen ist. An diesem Tag standen sie als Kommunionkinder im Mittelpunkt der Gemeinde und der Familie.
Vielerorts versammelten sich die Kinder am Schulhaus. Von dort wurden sie vom Pfarrer, den Ministranten und vom Chor abgeholt und in einer feierlichen Prozession „mit Sang und Klang“ zur festlich geschmückten Pfarrkirche geleitet.
Unsere zwei Bilder zeigen jeweils die Prozession der Erstkommunionkinder zur Kirche. Auf dem quadratischen Bild sieht man (Aufnahme zwischen 1960 und 1970) die Mädchen in ihren weißen Kleidchen (Aufnahme vor dem Anwesen Schreinerei Nikolaus Kamuf, Malscher Straße). Die zweite Aufnahme zeigt die Erstkommunion im April 1981. In der Bildmitte Pfr. Robert Hamminger und dahinter die Kinder. Rechts noch ein Teil der Ministrantenschar. Im Hintergrund das Vorgängergebäude in der Östringer Straße (heute Lebensmittel „Ursula“).
Die Kinder wurden über viele Jahrzehnte an der „Kinderschule“ in der Friedhofstraße abgeholt. Prozession unter Beteiligung des Musikvereins durch die Friedhof-, Östringer- und Malscher Straße zur Kirche. Seit der Einweihung des Gemeindezentrums „St. Nikolaus“, startet die Prozession von dort. Aufgrund der aktuellen Seelsorgestrukturen finden die Feiern oft bis in den Monat Mai hinein statt. Die Kinder tragen heute alle einheitliche weiße Alben. In Rettigheim haben die 16 Erstkommunionkinder am Sonntag, den 11. Mai, ihre Feier (R. Werner).