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Bildübergabe

Ein Aquarell des Schlosses Augustenburg erzählt ein Stück ukrainischer und Karlsruher Geschichte Bilder sind nicht nur schön anzusehen. Sie erzählen...
So sieht das Bild des Schlosses Augustenburg aus.
So sieht das Bild des Schlosses Augustenburg aus.Foto: war

Ein Aquarell des Schlosses Augustenburg erzählt ein Stück ukrainischer und Karlsruher Geschichte

Bilder sind nicht nur schön anzusehen. Sie erzählen auch immer ein Stück Geschichte. So erhielt Ortschaftsrat Jens Jägle am Montag der Vorwoche im Bürgersaal des Rathauses ein Aquarell von Gudrun Schmitt. Dieses stammt von Petro Schillin (1893-1935), im Familienalbum auch genannt als Peter Schilin. Das Werk dieses ukrainischen Malers und das Schloss Augustenburg sollen damit gewürdigt werden.

Das Bild war vorher eine Dauerleihgabe der Badischen Heimat Regionalgruppe Karlsruhe und steht nun dem Ortsvorsteher zur Verfügung. Aktuell ist man auf der Suche nach einem geeigneten Platz. Marthamaria Drützler-Heilgeist ist stellvertretende Regionalgruppenleiterin der Badischen Heimat Regionalgruppe Karlsruhe. Sie engagierte und engagiert sich in diversen Projekten. „Das Engagement im 'Freundeskreis Augustenburg' in Grötzingen zur Rettung dessen, was noch von dem Schlösschen vorhanden ist, ist mir als Vertreterin der Badischen Heimat ein Herzensanliegen“, sagte Drützler-Heilgeist. Hier habe sie schon so manche, meist böse, Überraschung erleben müssen. Eine erfreuliche war der Anruf von Gudrun Schmitt. Diese habe auf verschlungenen Pfaden Kenntnis von ihrem Engagement bekommen und bot an, der Badischen Heimat ein Aquarell des Augustenschlösschens als Dauerleihgabe zu überlassen. Dieses hatte ihr Onkel Petro Schillin in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gemalt.

Stück Zeitgeschichte

Nach anfänglicher Skepsis darüber, was sie bei dem Bild erwartete, war Marthamaria Drützler-Heilgeist dann nach einem Besuch bei Gudrun Schmitt vollends begeistert. „Da war zunächst das angekündigte Aquarell der Augustenburg. Ich bin kein Kunstkenner, aber es stammte sicher nicht von einem Sonntagsmaler und erst recht nicht seine Bilder, meist Ölgemälde aus der Zeit zwischen 1923 und 1935, die ich laienhaft der 'neuen Sachlichkeit' zuordnen würde.“ Gudrun Schmitt zeigte ihr zusätzlich ein Porträt des Malers, das sein Malerfreund Willi Müller-Hufschmid um 1924 gemalt hatte. Fälschlicherweise sei bei einem Eintrag im Katalog zu einer Ausstellung anlässlich des 100. Geburtstages von Willi Müller-Hufschmid in Ettlingen Petro Schillin als Russe bezeichnet worden. Geschrieben wurde er als Petro Schylin. „Nur war dieser 'Petro Schylin' kein Russe, sondern ein Ukrainer aus Charkiw, der als Kriegsgefangener im Ersten Weltkrieg als Zwangsarbeiter bei der Karlsruher Majolika arbeiten musste“, wie Schmitt Drützler-Heilgeist mitteilte. „Dort lernte er die Cousine meiner Mutter kennen und lieben, blieb auch nach dem Krieg in Deutschland und heiratete sie. So wurde er zu unserem 'Onkel Petro', den wir kleinen Geschwister schon wegen seines drolligen Deutschs liebten.“

„Karussell im Kopf“

Der Gedanke an die Kunstwerke ukrainischer Künstler, die Künstler selbst, in Verbindung mit dem aktuellen Kriegsgeschehen, lösten in Drützler-Heilgeist ein Gedankenkarussell aus: „Gemälde von Willi Müller Hufschmid hängen in unserem Wohnzimmer, über dem Klavier die Zeichnung einer Lilie für die Majolika von Carl Hubbuch, der wie Schylin als Arbeiter während einer Kriegszeit in der Majolika arbeitete, und dann noch meine freundschaftlichen Beziehungen zu ukrainischen Familien in Lwiw und vor allem die vielen Ausstellungen ukrainischer Künstler, auch dies eine wichtige Unterstützung der Ukraine in diesem verfluchten Krieg - aus dem unbekannten Maleronkel einer fremden Dame wurde so etwas wie ein Mahner, ihm, dem unbekannten Maler aus der Ukraine und seinem schweren Schicksal eine späte Genugtuung zu verschaffen.“ Ortsvorsteher Jens Jägle freute sich ebenso über das Werk eines ukrainischen Künstlers und natürlich auch über diejenigen, die in Grötzingen und Region leben und wirken. (war)

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Grötzingen Aktuell
Ausgabe 26/2025
von Redaktion NUSSBAUMRedaktion NUSSBAUM
26.06.2025
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