Musikgruppe im Porträt

„BLACKWATER“: Weingartener Rockband füllte einst die Säle

Die Weingartener Band BLACKWATER sorgte in den 80ern für volle Säle und ausgelassene Stimmung. Ihre Geschichte lebt in vielen Erinnerungen weiter.
Der bunt ausgestattete Probenraum der Musikband Blackwater
Die Weingartener Band BLACKWATER sorgte in den 80ern für volle Säle und ausgelassene Stimmung.Foto: Matthias Görner

Am Donnerstag, 25. Februar 1982, waren in der Turmbergrundschau folgende Zeilen zu lesen: „Jubel, Trubel, Heiterkeit waren vorrangig im überfüllten Löwensaal beim Blau-Weiß-Ball des TSV. Nicht zuletzt die Tanz-Show-Band ‚BLACKWATER‘ war dafür verantwortlich, dass Jung und Alt voll auf ihre Kosten kamen.“

Auf der Suche nach Gleichgesinnten

Viele Weingartener werden sich noch lebhaft an diese unvergesslichen Faschingsabende erinnern. Doch wie kam es dazu, dass zu vorgerückter Stunde an den Wänden des historischen Festsaals am Marktplatz das Kondenswasser perlte, der Parkettboden bei den Klängen von „Smoke on the water“ in bedenkliche Schwingungen geriet und in der berühmt-berüchtigten Kellerbar unter der Bühne kein Platz zum Stehen mehr war?

Erzählen wir am besten die ganze Geschichte der Reihe nach. Sie fängt damit an, dass der junge Weingartener Andy Carl mit dreizehn Jahren im evangelischen Posaunenchor anfing zu musizieren und irgendwann dachte, zusätzlich zur Trompete noch Gitarre lernen zu wollen. Da man ein solches Instrument nicht gerne alleine spielt, machte er sich schon bald im Karlsruher Wirtschaftsgymnasium auf die Suche nach Gleichgesinnten. Schnell war eine Schulband gegründet, doch solche Formationen gehen naturgemäß nach der Abifeier auseinander, und die Zeit für etwas Neues war gekommen. 1974 war es so weit.

In neuer Formation

Aus Weingarten stießen Matthias Rauch am Saxophon und Emmerich Schank als Bassist dazu, hinzu kamen Volker Kinsch am Keyboard, Helmut Patsch am Schlagzeug und Erwin Rempold an der Leadgitarre. Als Lärmschutzmaßnahme wurde entsprechend dem Zeitgeist der Kellerraum des Wohnhauses in der Höhefeldstraße flugs mit Eierkartons beklebt, ein bisschen Technik war bereits vorhanden, und damit konnte es losgehen. Bei den wöchentlichen Proben fand man schon bald musikalisch zueinander. Aus heutiger Sicht kaum vorstellbar, kauften die Jungmusiker ihre Lieblingstitel von Smokie, Suzi Quatro, Golden Earring und Co. im Musikgeschäft als Schallplatten. Die schwarzen Vinylscheiben spielten sie so lange ab, bis die Töne passten und die „Lyrics“ mit dem vorhandenen Schulenglisch einigermaßen erfasst waren.

Die Bühnenreise beginnt

Schon bald folgten Konzerte in Gemeindehäusern und bei Jugendveranstaltungen. Zwei Tage nach einem ausverkauften Auftritt bei der „Disco“ im Weingartener katholischen Gemeindezentrum läutete bei Andy Carl in der Höhefeldstraße plötzlich das Telefon: Wegen Ausfall der „Flippers“ suchte Karl-Ludwig Kärcher kurzfristig eine Band für den Tanzabend am kommenden Freitag in seiner Kärcherhalle. Andy sagte zu, probte mit seinen Jungs in jeder freien Minute, und mit dem ersten großen Auftritt öffnete sich für BLACKWATER das Tor zur überregionalen Unterhaltungsbranche. Bald waren die Jungs von BLACKWATER auch im „Lauinger“ in Malsch, im Kuppenheimer „Ochsen“ und in der Friedrichstaler Sängerhalle willkommene Gäste.

Neue Impulse, neue Aufkleber

Der Sprung in den Weingartener Löwensaal war ebenfalls wieder einer Laune des Schicksals zu verdanken: Bei einer zufälligen Begegnung äußerte der damalige Vorsitzende des Turn- und Sportvereins Max Arheit den Wunsch, dem etwas in die Jahre gekommenen Blau-Weiß-Ball neue Impulse zu verleihen. Andy sagte zu, und nach dem ersten „stimmungsvollen Tanzabend“ nahm die Weingartener BLACKWATER-Euphorie noch weiter an Fahrt auf. Die mit gold-schwarzen BLACKWATER-Aufklebern aufgepeppten VW Käfer, Opel Kadetts und Ford Escorts der frühen achtziger Jahre wurden fester Bestandteil des Weingartener Straßenbilds. Schon bald formierte sich eine regelrechte Fangemeinde, nach den Probeabenden wurde gefeiert, und einen besonderen Höhepunkt bildeten die jährlichen Fan-Bahn-Ausflüge mit Tanzwagen zum Beispiel nach Koblenz: Zu einem Ticketpreis von 40 Deutschen Mark erlebten über vierhundert begeisterte Anhänger der Tanz- und Partyformation unvergessliche Ausflugsfahrten.

Beruf oder Musik

BLACKWATERS Erfolg machte die sechs Jungs nicht süchtig, aber der zunehmend mit Terminen vollgeladene Kalender kostete Kraft. Für manchen der auf die dreißig Jahre zugehenden Musiker stellte sich damit die ernste Frage: Beruf oder Musik? Notgedrungen entschieden sich einige für die erste Option. Die Besetzung veränderte sich. Andy Carl, Leadsänger und Frontman, versuchte beides und hielt durch. Nach der endgültigen Auflösung der Weingartener Partyformation zog es ihn weiter zu den „Cherries“, danach folgten Stationen bei „Point“ und „BlackPoint“. Seit 2005 kann es Andy eine Spur ruhiger angehen, er hat ja schließlich seine musikalische Begabung weitergegeben: Zusammen mit seiner Tochter Julia zieht es ihn immer noch gelegentlich als Partysänger und Entertainer auf Tour. Unglaubliche 4.100 Auftritte hat das Weingartener musikalische Kraftpaket zusätzlich zu seiner beruflichen Tätigkeit und einer Vielzahl ehrenamtlicher Tätigkeiten, unter anderem seit 2004 als Vizepräsident und Teammanager der Legendenmannschaft des KSC (KSC-Allstars), bis heute absolviert. Da bleibt ihm zu wünschen, dass er noch bei vielen Events für tolle Party-Stimmung sorgen kann!

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von Redaktion NUSSBAUMRedaktion NUSSBAUM
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