Äpfel sind aus der Geschichte der Menschen nicht wegzudenken. „Bereits in der Bibel wird das gesunde und schmackhafte Obst erwähnt und seit dieser Zeit werden Äpfel in unterschiedlichen Sorten, Größen und Farben gezüchtet", sagt beispielsweise Klaus Gärtner aus Unteröwisheim. Zusammen mit seinem Bruder Kurt (68) hat der 73-jährige, gelernte Koch schon vor vielen Jahren den roten Blutapfel entdeckt und im Gewann „Linsenacker“ zahlreiche Halbstammbäume gepflanzt.
Das badische Land, so heißt es, sei für seine bunten Streuobstwiesen bekannt. Bei mehr als 2.000 Sonnenstunden im Jahr, ausreichend Niederschlägen und unterschiedlichen Böden würden hier saftige Äpfel gedeihen. „Kein anderer Apfel ist so außergewöhnlich wie der intensiv rot gefärbte Blutapfel. Dabei sind nicht nur Schale, Kern und Fruchtfleisch rot, sondern auch Blüten und Blätter und sogar das Holz rot gefärbt“, eröffnet Klaus Gärtner, der vom „Rubin unter den Äpfeln“ und der Einmaligkeit in der Region Kraichgau spricht.
Von der Blüte bis zur Ernte ist der rote Apfel ein Magnet. Seine Blüten von rosa bis pink, seine vollreifen, roten Früchte und das intensive Fruchtfleisch sind das ganze Jahr hindurch eine Augenweide. „Tafelobst ist dieser Apfel nicht“, fügt Gärtner an – dafür sei der Most, der Saft und Secco an Köstlichkeit kaum zu überbieten.
Mitte September würden die außergewöhnlichen Äpfel mit den Sorten Weirouge und Baya Marisa schnell verarbeitet, gekeltert und später in Flaschen abgefüllt, zumal eine lange Lagerung nicht sinnvoll sei – seine intensive, rote Farbe behält der Saft jedoch über zwei Jahre. Gesund sei er allemal: „Durch den nachgewiesenen sehr hohen Vitamingehalt, den beträchtlichen Anteil an Flavonoiden, insbesondere durch den roten Farbstoff Anthocyan, entgiftet er nicht nur den menschlichen Körper, sondern vermindert Stress und kann Krebs vorbeugen“, wird informiert. Die beiden Aktivisten, die von Klaus Gärtners Ehefrau Petra unterstützt werden, pflegen seit Jahrzehnten ihre Streuobstwiesen und unterstützen dabei Nachhaltigkeit und Regionalität.
Die Familie Gärtner ist vor allem durch die Straußwirtschaft „Zum Kannenbesen“ bis weit über die Region hinaus bekannt geworden. Zunächst hatten Klaus und Petra Gärtner zusammen mit Kurt Gärtner im Jahre 1996 die Wirtschaft und Brennerei in der dritten Generation bis 2004 saisonal oder tageweise im Nebenerwerb betrieben und selbst erzeugte Produkte angeboten. Durch die Erweiterung der Sitzplätze von 40 auf 75 und ein umfangreiches Getränke- und Speiseangebot erfolgte eine Vollkonzession als Gaststättenbetrieb. Im Jahre 2022 musste man die Besenwirtschaft und dort, wo viele Jahre lang tolle Events mit Mundart, Hoffesten und Fackelwanderungen über die Bühne gegangen waren, aus gesundheitlichen Gründen schließen.
Zuvor war das im Jahre 1846 erbaute „Gasthaus zur Kanne“ ein bei Alt und Jung beliebtes Lokal gewesen. Klaus Gärtners Großeltern Wilhelm und Luise Sorn hatten das Haus in der Herrenstraße in den 1930er Jahren gekauft, Helmut und Irmgard Gärtner führten die Tradition als Wirtsleute fort. Im großen Saal im Obergeschoss wurden Versammlungen örtlicher Vereine abgehalten, der FC Unteröwisheim hatte hier sein Vereinslokal.
Klaus Gärtner hatte nach seiner Ausbildung zum Koch im Jahre 1972 zunächst die Leitung der Werkskantine bei der Bruchsaler Großgerätefirma Neff übernommen, war zwei Jahrzehnte in der Versuchsküche und im Messebereich deutschlandweit und teilweise im Ausland tätig. Später war er als Betriebsleiter bei einem Caterer in Karlsruhe angestellt und mit seinem Küchenteam sogar beim Weltwirtschaftsgipfel 1985 in Bonn.
Später folgte die Eröffnung der erwähnten Besenwirtschaft. „Im Besen brennt noch Licht. Die komplette Einrichtung ist noch vorhanden“, sagt Klaus Gärtner, der theoretisch morgen nochmal aufmachen könnte – doch der rote Blutapfel steht jetzt im Mittelpunkt seiner Aktivitäten. Etliche Flaschen aus dem „Land der 1.000 Hügel“ stehen zum Verkauf bereit, wobei der rote Most für 2,40 Euro über die Theke geht und der Apfel-Secco 5,30 Euro kostet. Beim Kraichtaler Weinwandertag, der am Sonntag, dem 13. April, von 11 bis 18 Uhr über die Bühne geht, ist die Familie Gärtner mit einem Stand in der „Klopferhütte“ dabei und bietet ihre Produkte an. Weitere Infos gibt es unter www.kannenbesen.de oder per E-Mail an klaus.gaertner@kannenbesen.de bzw. mobil unter Tel. 0171 7427672 oder Tel. 0160 3424439. (hjo)