In seinem neuesten Werk beschäftigt sich der Vorsitzende des Eislinger Kunstvereins, Boris Kerenski, mit dem US-amerikanischen Schriftsteller und Künstler William Seward Burroughs. Die Arbeiten Burroughs hätten ihn seit vielen Jahren immer wieder beschäftigt, erklärt Kerenski. Dass das neueste Heft ein Abschluss ist, das glaubt Kerenski nicht. Er möchte sich weiterhin mit Burroughs beschäftigen.
Ganz einig scheint sich die Fachwelt nicht zu sein. Einige Kritiker zählen Burroughs zu den wichtigsten Vertretern der sogenannten Beat Generation in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Andere halten seine Werke aus literarischer Sicht für überbewertet. Wie dem auch sei, in den 1980er und 1990er-Jahren wurde Burroughs zu einer Ikone der Popkultur. Beim Vorsitzenden des Eislinger Kunstvereins hat der Autor ebenfalls einen bleibenden Eindruck hinterlassen. „Ich komme bei meinen Arbeiten immer wieder auf diesen Mann zurück“, erklärt Kerenski. Besonders beeindruckt haben den Vorsitzenden des Eislinger Kunstvereins die Collagen-Romane Burroughs. Darin hat der Schriftsteller Textfragmente ausgeschnitten, neu zusammengesetzt und damit etwas völlig Neues geschaffen.
Die Dekonstruktion als Voraussetzung für Neues
Ähnlich arbeitet Kerenski bei seien Kollagen mit Bildern, vor allem mit Fotos. „Die Sachen sind nicht weg, sie liegen nur in einem anderen Zustand vor“, sagt er. Die Texte des Hefts, die sich ebenfalls mit dem amerikanischen Schriftsteller befassen, stammen von unterschiedlichen Autoren: Hadayatullah Hübsch, Jürgen Ploog, Hans Dieter Huber und Axel Monte.
„Ausbeuten von Zufall“, beschreibt Kerenski die Arbeitsweise. Wer mit Collagen arbeite, hoffe doch auf den Zufall und nehme ihn an. Einen Hinweis auf die Arbeitsweise gibt auch der Titel des Hefts. „Das Messer im Kopf“ bezieht sich auf die Herstellung der Collagen, an deren Beginn das Ausschneiden unterschiedlicher Motive steht.
Oft taucht Burroughs selbst als Motiv in Kerenskis Arbeiten auf. Darüber hinaus beinhalten die Collagen Verweise auf die Inhalte von Burroughs Schriften. So sind beispielsweise auf einer von Kerenskis Collagen die Blue Boys aus dem Buch „The wild Boys“ zu sehen. Kerenski ist nicht der einzige, der sich von Burroughs Werk inspirieren ließ. Eine Reihe von populären Künstlern, vor allem solche aus der New Yorker Szene, nannten Burroughs als wichtige Inspirationsquelle.
Für Boris Kerenski ist das neueste Heft kein Abschluss mit Burroughs. Der amerikanische Schriftsteller werde ihn auch weiterhin beschäftigen. Das neueste Heft ist gerade einmal seit drei Wochen draußen, da hat es bereits die Aufmerksamkeit der Burroughs-Fangemeinde erregt. „Einige Burroughs-Sammler haben sich bereits gemeldet. Das hat mich selbst erstaunt“, freut sich Kerenski. Bis nach New York sei das Werk kurz nach der Erscheinung geliefert worden. Über die sozialen Medien stünden die Anhänger des 1997 verstorbenen Künstlers in Kontakt zueinander. Neuigkeiten verbreiten sich dort schnell.
Burroughs begeistert seine Fans bis heute
Dass der Künstler auch heute noch viele Fans hat, hänge sowohl mit seiner Arbeit als auch mit der spannenden, auch etwas geheimnisvollen Persönlichkeit Burroughs zusammen, erklärt Kerenski. Burroughs sei ein „schräger Typ“ gewesen, der rätselhafte Bücher, gar völlig absurde Romane veröffentlicht habe. Irgendwie inspiriere ihn Burroughs bis heute, sagt Kerenski.
Das neue Heft „William Seward Burroughs - Das Messer im Kopf“ kostet 15 Euro und ist überall im Handel erhältlich. bra