Sehr geehrter Herr Dr. Braun,
ich wende mich heute in einer für unsere Gemeinde dramatischen Situation an Sie ganz persönlich.
Die Gemeinde Unterensingen, in bester Verkehrslage und fast genau in der geographischen Mitte des Landkreises Esslingen gelegen, hat ca. 5000 Einwohner.
Lange Jahrzehnte hatten wir mit Herrn Dr. Weidner sowie Frau Dr. Boog zwei Hausärzte in unserer Gemeinde.
Dabei könnte unsere Gemeinde wohl sogar drei Hausärzte haben, nimmt man den entsprechenden Teiler von ca.1.600 Einwohner pro Hausarzt als Grundlage an.
Vor ca. eineinhalb Jahren schloss Herr Dr. Weidner ohne große Vorankündigung plötzlich seine Praxis.
Seine Patienten „wanderten" entweder zu Frau Dr. Boog oder zu anderen Hausärzten in der näheren Umgebung von Unterensingen.
Obwohl wir danach mit drei interessierten Ärztinnen und Ärzte bezüglich eines Neubaus eines Ärztehauses kurz vor dem Abschluss standen, sprangen diese leider sozusagen „in letzter Minute" aus persönlichen Gründen wieder ab.
Zwischenzeitlich wurden die ehemaligen Praxisräume von Herrn Dr. Weidner vom Eigentümer an eine Fußpflegepraxis vermietet, so dass die Bemühungen um einen anderen oder gar mehrere weitere Hausärzte dort nicht mehr funktionieren.
Vergangene Woche erreichte mich nun die telefonische Nachricht von Frau Dr. Boog, dass sie zum 31.12.2025 ihre kassenärztliche Zulassung zurück gibt und sich fortan in ihren (angemieteten) Praxisräumen nur noch um Privatpatienten kümmern möchte.
Die Begründung hierfür dürfte Ihnen geläufig sein.
Riesiger Bürokratieaufwand, daher 13-Stunden-Tag inklusive Samstag und Sonntag, Personal ausgelaugt und daher immer wieder krank, seit 22 Jahren keine Veränderung des Honorars.
Bevor sie einerseits privates Geld einsetzen müsste und sie (noch schlimmer) gesundheitlich ebenfalls angeschlagen wird, zieht sie die Reißleine!
Ich habe in der Angelegenheit ebenfalls bereits mit Herrn Dr. Miller telefoniert, welcher mich explizit auch an Sie verwiesen hat.
Sehr geehrter Herr Dr. Braun, dies ist ein "Hilferuf" eines Bürgermeisters einer
5000 Einwohner Gemeinde, welcher ab 2026 mit großer Wahrscheinlichkeit in seiner Gemeinde keinen Hausarzt für Kassenpatienten mehr hat.
Die kommunalpolitische Drucksituation, in welcher sich sowohl der Bürgermeister als auch der Gemeinderat nun befindet, können Sie sich sicherlich ausmalen.
Vorbehaltlich einer notwendigen Zustimmung des Gemeinderats kann ich Ihnen bereits an dieser Stelle versichern, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun wollen, um zumindest wieder einen Hausarzt nach Unterensingen zu lotsen.
Dabei können sowohl der Neubau eines Ärztehauses wie auch die Nutzung von gemeindlichen Räumlichkeiten in Betracht kommen.
Ich bitte hier um Ihre Unterstützung und stehe jederzeit für ein entsprechendes Gespräch zur Verfügung.
Vielen Dank für Ihre geschätzte Antwort!
Mit freundlichen Grüßen
Sieghart Friz
Bürgermeister