Malscher Heimatforscher

Buchtipp: „Burg Waldenfels“ von Gerhard Bullinger

Das Lesebuch „Burg Waldenfels in den Spielfinken“ des Malscher Forschers Gerhard Bullinger ist neu erschienen. Das Thema: Die Burg Waldenfels.
Buch in einem bewaldeten Setting.
Das Lesebuch „Burg Waldenfels in den Spielfinken“ des Malscher Forschers Gerhard Bullinger ist neu erschienen. Das Thema: Die Burg Waldenfels.Foto: Justin Schick

Heutzutage ist nicht mehr viel davon zu sehen. Im Wald bei Waldprechtsweier liegen noch ein paar von Pflanzen überwucherte Mauersteine, die Umrisse eines Fundaments sind noch erkennbar. Früher stand hier die große Burg Waldenfels, eine typische salische Turmburg des einstigen Grafen von Malsch aus dem 11. und 12. Jahrhundert.

Gerhard Bullinger hat die herausfordernde Aufgabe angenommen, mit seinem Buch „Burg Waldenfels in den Spielfinken“ die Geschichte der Burg aufzubereiten. Immerhin ist es eine schwierige Zeitperiode: Urkundenquellen gibt es im 11. Und 12. Jahrhundert kaum, auch die Burg Waldenfels wurde erst 200 Jahre nach ihrer mutmaßlichen Erbauung urkundlich erwähnt. Die sogenannten „Dark Ages“ eben.

Die Grafen von Malsch

Die sogenannten Reginbodonen waren wohl für den Bau der Burg verantwortlich. Der römisch-deutsche Kaiser Heinrich IV. entzog Reginbodo I. die Grafschaft in Forchheim, weil der Adlige sich während des Investiturstreits auf Seite des Papstes gestellt hatte. Da er aber über große finanzielle Mittel verfügte, erschloss Reginbodo I. sich auf einem Hügel nahe Waldprechtsweier um 1086 einen eigenen Herrschaftsbereich und ließ dort die Burg Waldenfels bauen. Sein Sohn Reginbodo II. nannte sich spätestens ab 1100 dann „Graf von Malsch“.

Was man heute noch sehen kann

Dass die Burg tatsächlich Produkt eines hastigen „Umzugs“ war, zeigt die Steinsetzung: Sie lässt die gewohnte Sorgfalt vermissen, da hochqualifizierte Handwerker wahrscheinlich so kurzfristig nicht zu finden waren. Heute sind noch die Überreste der Ringmauer und des Halsgrabens sichtbar, auch ein Teil des wannenförmigen „Burgbrunnens“ kann das geschulte Auge erkennen. Das Bauwerk soll ungefähr 25 Meter hoch gewesen sein.

Bei archäologischen Ausgrabungen 2007 und 2008 konnte man einiges davon freilegen und näher untersuchen. Die Gemeinde Malsch übernahm damals die Aufwandskosten für den leitenden Archäologen Dr. Heiko Wagner.

„Den interessierten Heimatfreund anregen“

Seit jeher fasziniert die Burgruine Bewohnerinnen und Bewohner in der Gegend. Aufgrund Überlieferungen einer „goldenen Madonna“ habe zum Beispiel eine Gruppe Schatzgräber nach dem Ersten Weltkrieg die Burg durchwühlt.

Auch Gerhard Bullinger habe die Burg „seit frühester Jugend“ fasziniert. „Nicht weit entfernt von meinem Elternhaus gelegen war das Burggelände immer wieder das Ziel meiner Ausflüge und Streunereien“, schreibt er in seinem Buch. Sein Anliegen sei es, „den interessierten Heimatfreund anzuregen, sich mit der weitergehenden Forschung auseinanderzusetzen.“

Für den Heimatliebhaber ein Muss

Seine intensive und erfolgreiche Einarbeitung in das Thema hat ein wirklich genüssliches Werk hervorgebracht. Auf über 160 Seiten gibt es nicht nur Erläuterungen zur Burg, sondern auch viele Bilder sowie Ausführungen zum historischen Kontext, der Landschaft des Ufgaus oder des Malscher Dorfadels – für den Heimatliebhaber also ein Muss.

Wen das Buch interessiert, muss sich momentan aber gedulden: Aufgrund der hohen Nachfrage sei die Neuauflage schon wieder ausverkauft, ein Nachdruck ist für Ende Oktober geplant. Lohnen tut sich eine Bestellung bei Herrn Bullinger persönlich über seine E-Mail-Adresse gerhard.bullinger@t-online.de allemal, der aktuelle Preis dürfte bei 20 Euro liegen.

Erscheinung
exklusiv online
von Redaktion NUSSBAUMJustin Schick
15.09.2025
Orte
Malsch
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