Birgit Schössow, Oma verbuddeln, Kinderbuch ab 10, 222 Seiten, P.Hammer Verlag, 2024
Geht es in dem Buch tatsächlich – wie abgebildet – um einen Jungen, der (s)eine Oma verbuddelt? Ja! Klingt witzig und makaber zugleich und genauso zwischen zwei Extremen bewegt sich die Geschichte. Der gemütliche Fernsehabend mit Ersatzoma Frau Mattuschke endet für Annie, Paul und Mina mit einer furchtbaren Nachricht: Die Eltern sind bei einem Unfall ums Leben gekommen. Wie soll es jetzt weitergehen? Dass die Geschwister sich trennen, kommt nicht in Frage und so müssen sie zur richtigen Oma an die Ostsee ziehen.
Sie ist Krimiautorin und weiß, dass sie nicht mehr lange leben wird. Deshalb wird vieles unorthodox gehandhabt, um die Kinder auf den nahenden Tod vorzubereiten – ohne dass diese etwas ahnen. So fügt sich am Ende alles zur besten Lösung für alle. Das Buch mutet Leserinnen viel zu, es nimmt die Emotionen dabei sehr ernst, für empfindliche Kinder mag es zu traurig sein. Alle anderen können ein besonderes Abenteuer zwischen Komik und Trauer lesen, bei den haarsträubenden Wendungen ist Lachen erlaubt. Die Illustrationen greifen die Gefühlswelten wunderbar auf.
Nicola Kent, Die etwas andere Giraffe, Bilderbuch ab 3, Rotfuchs, 2024
Die kleine Giraffe spielt lieber alleine, denn wenn sie die anderen Tiere beim Spielen beobachtet, hat sie das Gefühl, anders zu sein. Irgendwie komisch anders. Grund für dieses Gefühl sind ihre sechs Beine und die drei Ohren. Das unterscheidet sie von den anderen. Doch als sie einen Vogel mit drei Flügeln kennenlernt, findet sie ihn einfach toll. Er ist so bunt und fröhlich und zeigt ihr, dass die anderen Tiere mit einem spielen, egal, wie man aussieht. Die Botschaft: Sei stark, stolz, mutig und kühn! Eine einfach zu verstehende Mutmach-Geschichte zum Thema Anderssein, Inklusion und "Du-bist-gut-so-wie-du-bist"! In bunten Farben und kindgerechten Bildern sind die Tiere und die Natur in einem Mix aus Druck/ Collage/ Aquarell/ Wachs-Kratz-Technik dargestellt. Die Autorin berichtet in einer Anmerkung über ihr eigenes medizinisches Schicksal, als Kind "anders" gewesen zu sein.
Martina Hefter, Hey guten Morgen, wie geht es dir?, Roman, 222 Seiten, Klett-Cotta, 2024
Juno ist mit Jupiter verheiratet. Doch wahrhaft göttlich ist die Ehe nicht und ihre Liebe nur allzu sterblich: Juno ist schon älter, Performance-Künstlerin im Hier und Heute, ihr Mann Literat, Autor und seit 15 Jahren Pflegefall. Juno kümmert sich um alles, oft reicht das Geld nicht, doch viel mehr macht Juno ihr Gefühlsleben zu schaffen. In schlaflosen Nächten chattet sie daher bewusst mit Liebesbetrügern auf Instagram, schlüpft in verschiedene Rollen, belügt die Lügner und entflieht so ihrem Alltag – bis sie den Scammer Benu kennenlernt. Inmitten von Misstrauen und Unverbindlichkeit keimen Gefühle, die Juno in einen Seiltanz inmitten von Wut, Schuldgefühlen und Sehnsüchten befördern. – Stilsicher ist Martina Hefter, die sich literarisch zwischen Poesie, Prosa und Dramatik bewegt, das berührende Porträt einer authentischen Frau gelungen. Einnehmend verschriftlicht sie Junos Gedankenstrom, dem man in bedrückenden wie bewegenden, schlichten wie ausdrucksvoll verwobenen Passagen gerne folgt.
Tamara Böhm, Büchereimitarbeiterin